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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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auf die Minute pünktlich zum vereinbarten Termin. Er war von Miß Rentoul darauf hingewiesen worden, daß Ärzte und Zahnärzte bei Zuspätkommen den Termin zu streichen, aber dennoch in Rechnung zu stellen pflegten.
    David zog sich aus und legte sich auf Adrians Tryners Couch. Der Arzt maß seinen Blutdruck, horchte sein Herz ab und ließ ihn die Zunge herausstrecken (ein Organ, dessen Vorzeigen dem prüfenden Blick der Öffentlichkeit in der Regel mißfällt). Während er Davids Körper von oben bis unten abklopfte und abtastete, unterhielten sie sich.
    »Wie kommt es, daß Sie in London arbeiten, Mr. Kesler?«
    »Ich bin bei einer Ölgesellschaft in der City. Ich nehme an, Sie haben von uns gehört – Prospecta Oil?«
    »Nein«, sagte Adrian, »in dieser Hinsicht muß ich Sie leider enttäuschen. Ziehen Sie Ihre Knie an bitte.« Er traf Davids Kniescheiben elegant mit einem Patellarhammer. Die Beine machten einen Satz.
    »Reflexe in Ordnung.«
    »Sie werden davon hören, Dr. Tryner – bestimmt werden Sie das. Die Dinge stehen sehr gut für uns. Achten Sie auf unseren Namen in den Zeitungen.«
    »Oh«, sagte Adrian lächelnd, »sind Sie auf Öl gestoßen?«
    »Ja«, sagte David ruhig, befriedigt über den Eindruck, den er hervorrief, »in der Tat, genau das ist der Fall.«
    Adrian drückte ein paar Sekunden an Davids Bauch herum. Gute Muskulatur, kein Fettansatz, keinerlei Zeichen einer vergrößerten Leber. Der junge Amerikaner war in guter körperlicher Verfassung. Adrian verließ das Untersuchungszimmer, damit David sich anziehen konnte, und schrieb gedankenverloren einen kurzen Bericht über Kesler für seine Kartei. Ein Ölfund: Sollte er etwas tiefer bohren?
    Obgleich Harley-Street-Ärzte ihre Privatpatienten routinemäßig dreiviertel Stunden lang in einem von einem kleinen Gasofen beheizten Wartezimmer mit einer einzigen alten Ausgabe von ›Punch‹ zur Zerstreuung warten lassen, so lassen sie doch niemals ein Gefühl der Eile in ihnen aufkommen, wenn sie erst einmal im Sprechzimmer sind. Adrian wollte David gewiß nicht eilig abfertigen.
    »Es fehlt Ihnen eigentlich kaum etwas, Mr. Kesler. Einige Anzeichen von Blutarmut, die ich Ihrer Überarbeitung und Ihrem häufigen Ortswechsel in letzter Zeit zuschreiben möchte. Ich werde Ihnen ein paar eisenhaltige Tabletten verschreiben, die das beheben sollten. Nehmen Sie zweimal täglich eine, morgens und abends.« Er kritzelte ein unleserliches Rezept und händigte es David aus.
    »Tausend Dank. Sehr liebenswürdig von Ihnen, mir soviel Zeit zu widmen.«
    »Aber ich bitte Sie. Wie gefällt es Ihnen in London?« erkundigte sich Adrian. »Ist alles ganz anders als in Amerika, nehme ich an.«
    »Ja, gewiß – man läßt sich hier viel mehr Zeit. Wenn ich mich erst einmal daran gewöhnt habe, wie lange es hier dauert, bis irgend etwas geschieht, dürfte das Gröbste überstanden sein.«
    »Haben Sie Freunde in London?«
    »Nein«, erwiderte David, »ich habe ein oder zwei Kameraden aus meiner Harvardzeit in Oxford, aber ich bin noch kaum in Kontakt mit Leuten in London gekommen.«
    Gut, dachte Adrian: Hier bot sich ihm eine Chance, etwas mehr über dieses Öl herauszubekommen und ein wenig Zeit mit jemandem zu verbringen, demgegenüber die meisten seiner Patienten wirkten, als stünden sie schon mit beiden Beinen im Grab. Das könnte ihn sogar aus seiner augenblicklichen Lethargie herausreißen. Er fuhr fort: »Wäre es Ihnen recht, gegen Ende der Woche mit mir zu Mittag zu essen? Vielleicht würde es Ihnen Spaß machen, einen unserer antiquierten Londoner Clubs kennenzulernen.«
    »Zu liebenswürdig von Ihnen.«
    »Ausgezeichnet. Würde Ihnen Freitag passen?«
    »Aber ganz gewiß.«
    »Dann um 13 Uhr im ›Athenaeum Club‹ in der Pall Mall.«
    David kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und kaufte unterwegs seine Tabletten. Er nahm sofort eine – vielleicht brachte sie ihm Glück. Langsam begann er, seinen Aufenthalt in London zu genießen. Silverman schien mit ihm zufrieden zu sein, der Prospecta Oil ging es glänzend, und er war offenbar im Begriff, interessante Leute kennenzulernen. Doch – er hatte durchaus das Gefühl, daß dies eine sehr glückliche Zeit in seinem Leben werden würde.
    Am Freitag um 12.45 Uhr betrat er das ›Athenaeum‹, ein massives weißes Gebäude an der Ecke der Pall Mall, das von der Statue des Duke of Wellington überragt wird. David staunte über die weitläufigen Räumlichkeiten, und mit seinem Sinn fürs Kommerzielle

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