Es ist nicht alles Gold was glänzt
Kursanstieg der Aktien bewirkt hatte. Er hatte also noch gar keinen Profit gemacht, überlegte aber bereits, wofür er seinen Gewinn ausgeben würde. Immerhin beschloß er, noch nicht sofort zu verkaufen, sondern abzuwarten, zumal David ja geäußert hatte, die Aktien würden einen Kurs von 20 Dollar erreichen.
Zur gleichen Zeit begann Harvey Metcalfe – wegen des Interesses, das Stephens Investition hervorgerufen hatte – noch ein paar Aktien mehr auf den Markt zu werfen. Allmählich teilte er Silvermans Ansicht, daß sie mit dem jungen, gewissenhaften David Kesler, der sich mit der ganzen Begeisterung eines Mannes in seiner ersten Stellung ins Zeug legte, einen ganz ausgezeichneten Griff getan hatten. Es war nicht das erste Mal, daß Harvey dieses Spiel spielte: sich selbst aus allem herauszuhalten und die Verantwortung unschuldigen Schultern aufzubürden.
Inzwischen ließ Richard Elliott, der als Sprecher der Gesellschaft fungierte, Gerüchte vom Einstieg von Großaufkäufern an die Presse durchsickern, was allein schon eine Flut kleinerer Kapitalanleger nach sich zog.
Daß ein leitender Angestellter nur so lange leistungsfähig ist, wie er gesund bleibt, gehört zu den ersten Dingen, die ein junger Mann an der Harvard Business School lernt. David fühlte sich ohne regelmäßige ärztliche Untersuchungen nicht wohl: Er empfand eine Art Genugtuung, wenn man ihm sagte, daß er gut in Form sei, vielleicht aber doch etwas kürzer treten solle. Also hatte seine Sekretärin, Miß Rentoul, einen Termin für ihn mit einem Arzt in der Harley Street vereinbart.
Dr. Adrian Tryner war ein sehr erfolgreicher Mann: 37 Jahre alt, groß und attraktiv, mit einem schwarzen Haarschopf, der ganz danach aussah, als würde er sich niemals in eine Glatze verwandeln. Er besaß stark ausgeprägte, fast klassische Gesichtszüge und eine Selbstsicherheit, wie sie nur bewährter Erfolg verleihen kann. Zweimal in der Woche spielte er Squash, was ihn beneidenswert jünger aussehen ließ als seine Altersgenossen. Er war fit geblieben seit seinen Studienjahren in Cambridge, wo er sich den Rugby Blue erworben und ein nicht eben glänzendes Examen bestanden hatte. Seine medizinische Ausbildung hatte er im St. Thomas Hospital vollendet, wo er wiederum mehr durch sein Rugby-Können als seine ärztliche Kunst aufgefallen war. Nach seiner Approbation ging er als Assistent zu Dr. Eugene Moffat, einem höchst erfolgreichen, in der Harley Street praktizierenden Arzt. Dr. Moffats Erfolg bestand weniger im Heilen von Kranken als vielmehr im Becircen seiner Patienten, besonders Frauen mittleren Alters, die ihn immer wieder aufsuchten, ohne Rücksicht darauf, wie wenig ihnen auch fehlen mochte. Bei 50 Guineen pro Sitzung war das durchaus ein Erfolg zu nennen.
Moffat hatte sich Adrian Tryner als Assistenten ausgesucht wegen eben der Qualitäten, die er selbst besaß und die ihn zu einem derart frequentierten Arzt machten. Adrian war gut aussehend, gewinnend, wohl erzogen und gerade eben intelligent genug. In kurzer Zeit war er in der Harley Street und im Moffat-System ganz zu Hause, und als sein Chef mit etwas über sechzig Jahren plötzlich starb, übernahm er dessen Praxis mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der ein Kronprinz die Thronfolge antreten würde. Er fuhr fort, die Praxis auszubauen, verlor keine von Moffats Patientinnen – es sei denn auf dem natürlichsten Weg – und lebte in denkbar guten Verhältnissen. Er besaß ein gemütliches Haus auf dem Lande, ganz nahe bei Newbury in Berkshire, eine Frau und zwei Söhne und beachtliche Ersparnisse in Form von erstklassigen Wertpapieren. Er hatte keinen Grund, sich zu beklagen, und genoß seinen Lebensstil – aber er langweilte sich. Gelegentlich fühlte er sich von der gütigen Rolle des mitfühlenden Arztes geradezu unerträglich angewidert. Was würde geschehen, wenn er zugäbe, daß er die Ursache der winzigen Dermatitisstellen an Lady Fiona Fishers brillantstrotzenden Händen weder kannte noch sie ihn auch nur im geringsten interessierte? Würde der Himmel einstürzen, wenn er der gefürchteten Mrs. Page-Stanley sagte, daß sie eine übelriechende alte Frau sei, die nichts medizinisch Anspruchsvolleres brauche als ein neues Gebiß? Und würde sein Name aus dem Ärzteregister getilgt werden, wenn er der noch unverheirateten Miß Lydia de Villiers höchstpersönlich eine gesunde Dosis dessen verabreichte, was zu wünschen sie so eindeutig zu verstehen gab?
David Kesler kam
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