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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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getrunken haben. Lord Brigsley berührte Davids Glas.
    »Möchten Sie noch einen?«
    »Vielen Dank, Mylord«, sagte David.
    »Ach, hören Sie auf mit dem Blödsinn! Mein Name ist James. Was tun Sie hier in London?«
    »Ich arbeite bei einer Ölgesellschaft. Sie kennen vermutlich unseren Vorstandsvorsitzenden, Lord Hunnisett. Offen gestanden habe ich ihn persönlich nie kennengelernt.«
    »Netter alter Knabe«, sagte James. »Sein Sohn und ich waren zusammen in Harrow. Wenn Sie in Öl machen, können Sie mir vielleicht sagen, was ich mit meinen Shell- und BP-Aktien tun soll.«
    »Sie behalten«, sagte David. »In nächster Zeit wird man mit Energieträgern ganz besonders sicher liegen, vor allem mit Öl, solange die britische Regierung nicht auf den Geschmack kommt und es in eigene Regie übernehmen will.«
    Ein weiterer doppelter Whisky wurde gebracht. David fühlte sich allmählich ein ganz klein wenig beschwipst.
    »Und was ist mit Ihrer Gesellschaft?«
    »Unsere Gesellschaft ist relativ klein«, sagte David. »Aber unsere Aktien sind in den letzten drei Monaten mehr als die aller anderen Ölgesellschaften gestiegen, und ich glaube behaupten zu können, daß sie ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht haben.«
    »Wieso?« fragte James.
    David blickte um sich und senkte seine Stimme zu einem vertraulichen Flüsterton. »Ja, sehen Sie – ich nehme an, Sie verstehen, daß, wenn eine große Gesellschaft auf Öl stößt, dies die Profitrate nur um einen geringen Betrag erhöht. Wenn aber eine kleine Gesellschaft fündig wird, schlägt sich dieser Gewinn in einem erheblich höheren Prozentsatz vom Ganzen nieder.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, Sie seien auf Öl gestoßen?«
    »Vielleicht hätte ich das nicht erwähnen sollen«, sagte David. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie diese Bemerkung vertraulich behandeln würden.«
    David konnte sich nicht erinnern, wie er nach Hause und ins Bett gekommen war, und er erschien am nächsten Morgen erst spät im Büro.
    »Es tut mir furchtbar leid, Bernie, ich habe nach einer kleinen Feier mit Richard im ›Annabel's‹ einfach verschlafen.«
    »Macht überhaupt nichts. Ich freue mich, daß Sie sich gut unterhalten haben.«
    »Ich hoffe, ich war nicht indiskret: Ich habe nämlich einem Lord, an dessen Namen ich mich nicht mehr erinnern kann, gesagt, er solle in unsere Gesellschaft investieren. Es kann sein, daß ich mich etwas zu sehr habe hinreißen lassen.«
    »Machen Sie sich keine Sorgen, David, wir werden niemanden enttäuschen, und Sie hatten eine kleine Erholung nötig. Sie haben geschuftet wie ein Pferd.«
    James Brigsley verließ seine Londoner Wohnung in Chelsea und nahm ein Taxi zu seiner Bank, Williams & Glyn's. James war von Natur aus extrovertiert, und in Harrow hatte sein einziges wirkliches Interesse der Schauspielerei gegolten. Nach Abschluß seiner Schulzeit hatte sein Vater ihm jedoch nicht erlaubt, zur Bühne zu gehen, sondern darauf bestanden, daß er seine Ausbildung im Christ Church College in Oxford vollende, wo er sich abermals mehr für die Schauspielgesellschaft interessierte als dafür, seine Abschlußexamina in Politologie, Philosophie und Wirtschaftswissenschaft zu machen. Tatsächlich hatte er es seit seinem Abgang von Oxford stets peinlich vermieden, irgend jemand gegenüber die Note zu erwähnen, die er damals gerade noch ergattern konnte. (Die Abschlußnote mit Auszeichnung vierter Klasse, für die James sozusagen ein Naturtalent war, ist inzwischen abgeschafft worden.) Nach Oxford trat er in das Garde-Grenadier-Regiment ein, das ihm reichlich Spielraum für seine schauspielerischen Fähigkeiten ließ. Das war James Einführung in das Londoner Gesellschaftsleben, und er war so erfolgreich, wie man es von einem gutaussehenden jungen Viscount unter diesen Umständen erwarten konnte.
    Nachdem er seine zwei Jahre im Garderegiment abgedient hatte, schenkte ihm sein Vater, der Earl, eine 500 Morgen große Farm in Hampshire, um ihn zu beschäftigen; aber James hatte nichts für die rauhere Seite des Landlebens übrig. Er überließ die Farm einem Verwalter und konzentrierte sich auf sein gesellschaftliches Leben in London. Er wäre liebend gern zur Bühne gegangen, aber er wußte, daß der Alte derartige Ambitionen als höchst unschicklich für den Peer eines Königreiches ansah. Der fünfte Earl hatte in jeder Hinsicht keine große Meinung von seinem ältesten Sohn, und James tat sich schwer, seinen Vater davon zu überzeugen, daß er

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