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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Börseneröffnung auf 5,90 Dollar gefallen.«
    »Vielen Dank.«
    Benommen legte er den Hörer wieder auf. All jene Jahre in Harvard würden nun völlig umsonst gewesen sein. Eine Stunde verstrich, ohne daß es ihm bewußt wurde. Die Katastrophe war über ihn hereingebrochen und hatte jegliches Zeitgefühl aufgehoben.
    Er aß in einem einfachen Restaurant zu Mittag und las einen beunruhigenden Bericht im Londoner ›Evening Standard‹ von dessen Wirtschaftsredakteur, David Malbert, mit der Überschrift: ›Das Rätsel um die Prospecta Oil‹. Bei Börsenschluß um 16 Uhr waren die Aktien auf 3,15 Dollar gefallen. David verbrachte eine ruhelose Nacht. Gequält und gedemütigt dachte er darüber nach, wie leicht er sich durch ein paar aalglatte Worte, zwei guthonorierte Monate und eine rasch ausbezahlte Prämie hatte einwickeln und seinen bedingungslosen Glauben an ein Unternehmen hatte kaufen lassen, das doch seinen ganzen beruflichen Argwohn hätte wachrufen müssen. Ihm wurde ganz schlecht beim Gedanken daran, wie er seine vertraulichen Tips über Prospecta Oil von Mann zu Mann in willige Ohren geflüstert hatte.
    Am Mittwochmorgen setzte sich David noch einmal mit seinem Makler in Verbindung, zitternd vor Angst vor dem, was er mit Sicherheit zu hören bekommen würde. Die Aktien waren auf 2 Dollar gefallen, und es gab keinen Markt mehr für sie. Er verließ seine Wohnung und ging zur Lloyds Bank, wo er sein Konto auflöste und die übriggebliebenen 1.345 Pfund abhob, ohne eigentlich so recht zu wissen, warum. Er handelte einfach in dem dumpfen Gefühl, daß er das Geld lieber bei sich haben wollte, als es auf einer Bank zu belassen: sein Vertrauen in alles und jedes war völlig zerstört.
    Er kaufte die in der rechten Ecke mit den Ziffern ›7RR‹ markierte Spätausgabe des ›Evening Standard‹: Prospecta Oil war auf 50 Cents gefallen. Ganz betäubt kehrte er in seine Wohnung zurück. Im Treppenhaus stieß er auf die Hausmeisterin.
    »Die Polizei war da und hat nach Ihnen gefragt, junger Mann!«
    David ging die Treppe hinauf und versuchte, gelassen zu wirken.
    »Vielen Dank, Mrs. Pearson. Wird wohl wieder ein Strafzettel wegen falschen Parkens sein.«
    Die Panik hatte ihn nun völlig übermannt: noch nie in seinem Leben war er sich so klein, so einsam und elend vorgekommen. Er packte seine ganze Habe – mit Ausnahme des Bildes, das er zurückließ – in seinen Koffer und nahm das nächste Flugzeug zurück nach New York.

4
    Stephen Bradley hielt gerade eine Vorlesung über Gruppentheorie am Mathematischen Institut in Oxford vor Studenten im dritten Studienjahr. Mit Entsetzen hatte er an diesem Morgen im ›Daily Telegraph‹ von dem Zusammenbruch der Prospecta Oil gelesen. Sofort hatte er seinen Makler angerufen, der noch immer dabei war, den gesamten Tatbestand zu eruieren. David Kesler schien spurlos verschwunden zu sein.
    Stephen kam mit seiner Vorlesung nicht recht voran. Seine Gedanken waren – gelinde ausgedrückt – mit ganz anderem beschäftigt. Er konnte nur hoffen, daß die Studenten seine Geistesabwesenheit für Genialität halten und sie nicht als das erkennen würden, was sie in Wirklichkeit war, nämlich völlige Verzweiflung. Immerhin, dachte er erleichtert, dies war seine letzte Vorlesung im Wintertrimester.
    Schließlich ging auch sie zu Ende, und er konnte in seine Wohnung im Magdalen College zurückkehren, hin und her überlegend, wo er anfangen solle. Warum zum Teufel hatte er auch alles auf eine Karte setzen müssen! Wie hatte er, ein logisch denkender, kühl überlegender Hochschullehrer, so leichtsinnig und so habgierig sein können! Natürlich, er hatte David vertraut, und selbst jetzt konnte er nicht recht glauben, daß sein Freund irgendwie in die Sache hineinverwickelt sein sollte. Vielleicht hätte er es nicht einfach als selbstverständlich hinnehmen dürfen, daß jemand, dem er in Harvard geholfen hatte, automatisch recht haben müsse. Verdammt noch mal, David war schließlich kein glänzender Mathematiker gewesen! Es mußte eine simple Erklärung geben! Er mußte es einfach schaffen, sein Geld zurückzubekommen! Das Telefon klingelte. War es etwa endlich sein Makler?
    Als er den Hörer abnahm, wurde er zum erstenmal gewahr, daß die Innenflächen seiner Hände schweißnaß und glitschig waren.
    »Stephen Bradley.«
    »Guten Morgen, Sir. Hier ist Kriminalinspektor Clifford Smith vom Betrugsdezernat, Scotland Yard. Ich erlaube mir die Frage, ob Sie es wohl so einrichten

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