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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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können, daß wir uns heute nachmittag treffen?«
    Stephen zögerte einen Augenblick – plötzlich durchzuckte ihn die Wahnsinnsidee, daß er mit seiner Investition in die Prospecta Oil etwas Kriminelles getan haben könne.
    »Aber gewiß, Inspektor«, sagte er unsicher. »Möchten Sie, daß ich nach London komme?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Inspektor, »wir werden zu Ihnen kommen. Wir können um 16 Uhr bei Ihnen sein, wenn Ihnen das recht ist.«
    »Natürlich. Ich werde Sie um diese Zeit erwarten. Auf Wiedersehen, Inspektor.«
    Stephen legte den Hörer auf. Was wollten sie? Er kannte sich schon im englischen Gesetz kaum aus und konnte nur hoffen, daß er es nun nicht auch noch mit der Polizei zu tun bekommen würde. Und das alles ausgerechnet sechs Monate vor seiner Rückkehr nach Harvard! Stephen begann sich allmählich zu fragen, ob sie sich unter diesen Umständen jemals verwirklichen würde.
    Der Kriminalinspektor war 1,82 Meter groß und zwischen fünfundvierzig und fünfzig Jahre alt. Sein Haar wurde an den Schläfen schon etwas grau, erhielt aber durch die Brillantine die Tönung des ursprünglichen Schwarz. Der abgetragene Anzug, dachte Stephen, war sicher aufschlußreicher für das Gehalt eines Polizeibeamten als für den persönlichen Geschmack des Inspektors. Sein schwerfälliges Auftreten hätte wohl die meisten Leute zu der irrigen Annahme verleitet, er habe eine etwas lange Leitung, aber in Wirklichkeit stand Stephen einem jener wenigen Männer Englands gegenüber, die sich in der Verbrecherpsyche durch und durch auskannten. Unzählige Male war die Festnahme internationaler Betrüger auf sein Konto gegangen. Seine Gesichtszüge wirkten müde – eine Folge der Tatsache, daß er viele Jahre lang Männer wegen schwerer Vergehen hinter Gitter gebracht hatte, die sich schon nach zwei bis drei Jahren wieder auf freiem Fuß befanden und danach von der Beute ihrer diversen dunklen Geschäfte in Saus und Braus lebten, ohne daß er etwas dagegen tun konnte. Die Polizei litt unter einem derartigen Personalmangel, daß kleinere Fische sogar völlig ungeschoren blieben, weil die Generalstaatsanwaltschaft befunden hatte, es käme zu teuer, den einen oder anderen Fall bis zu seinem ordnungsgemäßen Abschluß zu verfolgen. Zuweilen bekam das Betrugsdezernat auch nicht die notwendige personelle Unterstützung, um seine Arbeit entsprechend zu Ende zu führen.
    Der Inspektor erschien in Begleitung von Kriminalassistent Ryder, einem sehr viel jüngeren Mann – 1,86 Meter groß und von schmächtiger Gestalt. Aus seinem schmalen bläßlichen Gesicht blickten ein Paar große braune Augen, in denen ein gequälter Ausdruck lag. Er war wenigstens etwas besser angezogen als der Inspektor, aber vermutlich, dachte Stephen, weil er nicht verheiratet war.
    »Es tut mir leid«, sagte der Inspektor, nachdem er es sich in dem großen Sessel, der gewöhnlich Stephens Stammplatz war, bequem gemacht hatte, »daß wir Sie belästigen müssen, Sir. Aber ich bin dabei, über eine Gesellschaft mit dem Namen Prospecta Oil Nachforschungen anzustellen. Bevor Sie etwas dazu sagen, Sir, möchte ich betonen, daß wir uns darüber klar sind, daß Sie persönlich mit der Leitung dieser Gesellschaft nichts zu tun haben. Aber wir brauchen dringend Ihre Hilfe. Es wäre mir allerdings lieber, wenn ich zunächst Ihnen eine Reihe von Fragen stellen könnte, um die Punkte, über die ich Bescheid wissen muß, zu klären, bevor Sie mir Ihre eigene Ansicht mitteilen.«
    Stephen nickte zum Zeichen seines Einverständnisses.
    »Zunächst, Sir: Warum haben Sie einen solch enormen Betrag in die Prospecta Oil investiert?«
    Der Inspektor hatte eine Liste sämtlicher in den letzten vier Monaten in die Gesellschaft investierten Gelder vor sich liegen.
    »Auf den Rat eines Freundes hin.«
    »Ist dieser Freund vielleicht ein Mr. David Kesler?«
    »Ja.«
    »Woher kannten Sie Mr. Kesler?«
    »Wir waren Kommilitonen an der Mathematischen Fakultät in Harvard, und als er nach England kam, um seine Stelle bei einer Ölgesellschaft anzutreten, habe ich ihn um unserer gemeinsam verbrachten Studienzeit willen einmal nach Oxford eingeladen.«
    Stephen fuhr fort, die Entwicklung seiner Beziehung zu David in allen Einzelheiten darzulegen und zu erklären, weshalb er bereit gewesen war, einen so hohen Betrag zu investieren. Er beendete seine Ausführungen mit der Frage, ob der Inspektor es für möglich hielte, daß David am Aufstieg und Niedergang der Prospecta Oil

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