Es ist nicht alles Gold was glänzt
irgendwie kriminell mitbeteiligt gewesen sei.
»Nein, Sir. In meinen Augen wurde Kesler, der sich übrigens aus dem Staub gemacht und das Land verlassen hat, lediglich von mächtigeren Leuten selbst hereingelegt. Aber wir würden ihn gern vernehmen. Wenn er mit Ihnen Verbindung aufnehmen sollte, lassen Sie es uns also bitte umgehend wissen.« Der Inspektor blickte nachdenklich vor sich hin und fuhr dann fort: »Fürs erste möchte ich Ihnen eine Reihe von Namen vorlesen, und ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mir sagen würden, ob Sie jemals eine dieser Personen gesehen, gesprochen oder von ihr gehört haben … Harvey Metcalfe?«
»Nein«, sagte Stephen.
»Bernie Silverman?«
»Ich habe ihn niemals gesehen oder gesprochen, aber David hat seinen Namen gesprächsweise erwähnt, als wir hier im College zusammen zu Abend aßen.«
Der Kriminalassistent schrieb alles, was Stephen sagte, langsam und systematisch auf.
»Richard Elliott?«
»Für ihn gilt das gleiche wie für Silverman«, brummte Stephen.
»Alvin Cooper?«
»Nein«, sagte Stephen.
»Hatten Sie Verbindung mit sonst jemandem, der in diese Gesellschaft Geld gesteckt hat?«
»Nein«, sagte Stephen.
Über eine Stunde lang befragte der Inspektor Stephen über geringfügigere Einzelheiten: aber dieser konnte ihm kaum weiterhelfen – er hatte lediglich ein Exemplar von dem Bericht des Geologen behalten.
»Ja, wir haben auch eines davon, Sir«, sagte der Inspektor. »Aber der Bericht ist sehr durchdacht abgefaßt und wird uns kaum als Beweismaterial dienen können.«
Stephen beugte sich gespannt vor. »Beweismaterial gegen wen oder wofür, Inspektor? Es ist mir völlig klar, daß ich furchtbar übers Ohr gehauen worden bin. Ich brauche Ihnen wahrscheinlich nicht zu sagen, daß ich mich wie ein Idiot benommen habe. Ich habe mein gesamtes Vermögen in die Prospecta Oil gesteckt, weil die Sache nach einem bombensicheren Treffer aussah. Jetzt bin ich mein ganzes Geld los und weiß nicht, was ich tun soll. Was um Himmels willen ist bei der Prospecta Oil vor sich gegangen?« Er bot den beiden Männern einen Whisky an und schenkte sich selbst nach alter Oxfordtradition einen trockenen Sherry ein.
»Nun, Sir«, sagte der Inspektor, »Sie werden verstehen, daß ich mich zu einigen Aspekten dieses Falles Ihnen gegenüber nicht äußern kann. In der Tat gibt es da einiges, was uns selbst noch nicht ganz klar ist. Immerhin, das Spiel, das hier gespielt wurde, ist uralt, und dieses Mal wurde es von einem erfahrenen Profi – von einem äußerst gewieften Profi – inszeniert. So etwas geht folgendermaßen vor sich: Eine Gesellschaft wird von einer Bande von Gaunern gegründet oder übernommen, die den größten Teil der Aktien aufkaufen. Die denken sich dann eine zugkräftige Geschichte aus von einem neuen Vorkommen oder einem neuen Produkt, so daß die Aktien steigen, machen ein bißchen Flüsterpropaganda und werfen ihre eigenen Aktien auf den Markt, wo sie von Leuten wie Ihnen, Sir, zu einem stolzen Preis aufgekauft werden. Dann gehen sie mit dem Gewinn, den sie auf diese Weise erzielt haben, auf und davon, und die Aktien fallen ins Bodenlose. In den meisten Fällen endet es damit, daß der Handel mit den Aktien dieser Gesellschaft an der Börse einstweilen gestoppt wird und schließlich mit einer Zwangsliquidation der Gesellschaft selbst. In diesem Falle ist letzteres noch nicht eingetreten und wird vielleicht auch nicht eintreten. Die Börse in Montreal ist gerade dabei, sich von dem Aquablast-Fiasko zu erholen und will mit Sicherheit nicht noch einen weiteren Skandal. So leid es mir tut, muß ich Ihnen jedoch sagen, daß es kaum jemals gelingt, das Geld sicherzustellen, selbst wenn wir genügend Beweismaterial haben, um die Gauner festzunageln. Die haben die ganzen Moneten schon längst rund um den halben Erdball versteckt, noch bevor man überhaupt weiß, woran man ist.«
Stephen stöhnte. »Du lieber Gott, nach Ihrer Schilderung, Inspektor, klingt das alles so furchtbar einfach. Der Bericht des Geologen war dann also eine Fälschung?«
»Nein, nur sehr wirkungsvoll aufgemacht, mit zahlreichen geschickt formulierten Einschränkungen. Aber eins ist sicher: Die Staatsanwaltschaft wird keine Millionen ausgeben, um herauszubekommen, ob es tatsächlich in diesem Teil der Nordsee Öl gibt oder nicht.«
Stephen begrub seinen Kopf zwischen den Händen und verfluchte in Gedanken den Tag, an dem er David Kesler begegnet war.
»Inspektor, bitte sagen Sie
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