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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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versammelt waren, aber man war sich einig, daß Stephen die richtige Entscheidung gefällt hatte. Man konnte schließlich nicht riskieren, daß ein Freund Harveys Zeuge des ganzen Unternehmens wurde.
    »Es sieht fast so aus, als sei das erste Projekt ein bißchen zu gut gelaufen, um wahr zu sein«, meinte Jean-Pierre.
    »Red nicht so dumm«, sagte Stephen. »Damals hatten wir auch zweimal falschen Alarm und mußten obendrein in letzter Minute den ganzen Plan ändern. Wir können nicht erwarten, daß er einfach hereinkommt und uns sein Geld aushändigt. Ihr hört jetzt allesamt augenblicklich auf, Trübsal zu blasen, und schlaft erst einmal eine Runde.«
    Sie zogen sich auf ihre Zimmer zurück, konnten aber nicht viel Schlaf finden. Der Streß machte sich allmählich bemerkbar.
     
    »Ich finde, das ist genug, Lloyd. Kein schlechter Abend.«
    »Für dich, meinst du, Harvey, nicht für mich. Du bist der geborene Glückspilz.«
    Harvey beklopfte ausgiebig die karierte Schulter. Wenn etwas ihm mehr Freude bereitete als sein eigener Erfolg, war es der Mißerfolg anderer.
    »Willst du auf meiner Jacht übernachten, Lloyd?«
    »Nein danke, ich muß zurück nach Nizza. Ich habe morgen mittag eine Verabredung in Paris. Bis bald Harvey – gib gut auf dich acht.« Er versetzte Harvey einen freundschaftlichen Rippenstoß. »Keine leichte Aufgabe, bei dem Umfang!«
    »Gute Nacht, Lloyd«, sagte Harvey etwas säuerlich.
    Am nächsten Abend erschien Jean-Pierre erst um 23 Uhr im Casino. Harvey Metcalfe saß bereits am Baccarat-Tisch – ohne Lloyd. Stephen, auf seinem Posten an der Bar, sah reichlich verärgert aus, und Jean-Pierre warf ihm einen Verzeihung heischenden Blick zu, als er seinen Platz am Blackjack-Tisch einnahm. Er spielte ein paar Runden zum Eingewöhnen, wobei er versuchte, seine Verluste in Grenzen zu halten, ohne durch die Bescheidenheit seiner Einsätze allzu sehr aufzufallen. Plötzlich verließ Harvey den Baccarat-Tisch und steuerte auf den Salon des Amériques zu, im Vorbeigehen warf er mehr aus Neugierde als aus Interesse einen Blick auf die Roulette-Tische. Er haßte reine Glücksspiele und betrachtete Baccarat und Blackjack als Geschicklichkeitsspiele. Er ging auf Tisch Nr. 2, Platz Nr. 3 – links von Jean-Pierre – zu. Dieser stand wieder einmal unter einer gewaltigen Adrenalin-Ausschüttung, und sein Puls hämmerte wie verrückt. Stephen verließ das Casino für ein paar Minuten, um James und Adrian mitzuteilen, daß Harvey jetzt neben Jean-Pierre saß. Dann kehrte er zur Bar zurück und wartete.
    Am Blackjack-Tisch spielten nun sieben Teilnehmer: auf Feld Nr. 1 eine brillantenbeladene Dame mittleren Alters, die so aussah, als ob sie sich die Zeit vertreibe, während ihr Mann Roulette oder vielleicht gar Baccarat spielte; auf Feld Nr. 2 Jean-Pierre; auf Feld Nr. 3 Harvey; auf Feld Nr. 4 ein haltlos wirkender Jüngling mit einem Ausdruck von Lebensüberdruß, wie er mit einem großen, nicht selbstverdienten Einkommen Hand in Hand geht; auf Feld Nr. 5 ein Araber in vollem Ornat; auf Feld Nr. 6 eine recht attraktive Schauspielerin, offensichtlich die Geliebte – wie Jean-Pierre vermutete – des Inhabers von Feld Nr. 5; und auf Feld Nr. 7 ein sich kerzengerade haltender, älterer, aristokratisch aussehender Franzose.
    »Einen großen schwarzen Kaffee«, trug Harvey in breitem Amerikanisch dem schlanken Kellner im knappsitzenden braunen Jackett auf.
    In Monte Carlo ist es nicht gestattet, daß scharfe Sachen an den Tischen verkauft und daß die Kunden von weiblichem Personal bedient werden. Ganz im Gegensatz zu Las Vegas besteht das Geschäft des Casinos im Spiel, nicht in Alkohol oder Frauen. Früher, in jüngeren Jahren, war Harvey von Las Vegas begeistert gewesen; aber mit zunehmendem Alter hatte er die Intellektualität der Franzosen immer mehr schätzen – und mit der Zeit die formelle Atmosphäre und das Decorum des Casinos vorziehen gelernt. An Tisch Nr. 2 hatten zwar nur er und Jean-Pierre Dinner-Jacketts an, aber im allgemeinen wurde das Tragen einer Kleidung, die in irgendeiner Hinsicht als ungezwungen hätte bezeichnet werden können, mißbilligt.
    Einen Augenblick später wurde dampfend heißer Kaffee in einer goldenen Tasse an Harveys Seite gestellt. Jean-Pierre blickte nervös auf das Getränk, während Harvey 100 Francs neben Jean-Pierres 3-Francs-Chips – den erlaubten Mindesteinsatz – auf den Tisch brachte. Der Bankhalter, ein großer, höchstens dreißigjähriger junger

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