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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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bewegte sich unaufhaltsam auf die Klinik zu. Zur Umkehr war es nun zu spät.
    James warf in der Ambulanz den ersten Gang ein und sauste unter Sirenengeheul zum Casino. Er war besser dran als Adrian, denn er mußte sich so sehr konzentrieren, daß er an nichts anderes mehr denken konnte.
    In 11 Minuten und 44 Sekunden war er am Ziel, sprang aus dem Führerhaus, öffnete die rückwärtige Tür, ergriff die Bahre und eilte in seinem langen weißen Kittel die Treppe zum Casino hinauf. Jean-Pierre erwartete ihn bereits auf der obersten Stufe; ohne daß ein Wort zwischen ihnen gewechselt wurde, führte er James rasch zum Salon des Amériques, wo sie Stephen über Harvey gebeugt antrafen. Die Tragbahre wurde auf den Boden gestellt, und zu dritt gelang es ihnen, den zwei Zentner schweren Harvey Metcalfe auf das Segeltuch zu heben. Stephen und James trugen die Bahre, gefolgt von Jean-Pierre, eiligst zur Ambulanz.
    »Wo bringen Sie denn meinen Chef hin?« verlangte eine Stimme zu wissen. Erschrocken drehten die drei sich um. Es war Harveys Chauffeur Mellor, der bei dem weißen Rolls-Royce wartete. Nach einem Augenblick des Zögerns ging Jean-Pierre in Führung.
    »Mr. Metcalfe ist zusammengebrochen und muß ins Krankenhaus für eine dringende Operation. Fahren Sie sofort zur Jacht und sagen Sie den Leuten, sie sollen seine Kabine vorbereiten und auf weitere Anweisungen warten.«
    Der Chauffeur tippte an seine Mütze und rannte zum Rolls-Royce. James sprang hinter das Steuer der Ambulanz, Stephen und Jean-Pierre stiegen nach hinten zu Harvey.
    »Donnerwetter, das hätte verdammt schiefgehen können! Mein Kompliment, Jean-Pierre. Ich war vor Schreck einfach wie gelähmt«, gab Stephen zu.
    »Och, das war gar nichts«, meinte Jean-Pierre, dem der Schweiß übers Gesicht rann.
    Die Ambulanz schoß davon wie vom Teufel gejagt. Stephen und Jean-Pierre vertauschten ihre Dinner-Jackets mit den auf dem Sitz bereitliegenden langen weißen Laborkitteln, und Stephen hängte sich das Stethoskop um.
    »Sieht so aus, als sei er tot«, bemerkte Jean-Pierre.
    »Adrian sagt, er ist nicht tot«, erwiderte Stephen.
    »Wie will er denn das aus vier Meilen Entfernung so genau wissen?«
    »Keine Ahnung. Wir müssen eben sein Wort für bare Münze nehmen.«
    Vor dem Eingang der Klinik brachte James den Wagen mit einem Kreischen zum Stehen, und Stephen und Jean-Pierre hasteten mit ihrem Patienten zum Operationssaal. James fuhr die Ambulanz rasch auf den Parkplatz zurück und eilte dann zu den andern in den OP.
    Adrian, bereits saubergeschrubbt und eingekleidet, wartete schon auf sie. Während sie Harvey Metcalfe in dem kleinen Raum neben dem OP auf den Operationstisch schnallten, sprach Adrian zum erstenmal an diesem Abend: »Ihr zieht euch jetzt alle sofort um. Und du Jean-Pierre, schrubbst dich vorschriftsmäßig.«
    Alle drei wechselten ihre Kleider, und Jean-Pierre fing sogleich an, sich zu waschen – ein langwieriger, mühsamer Prozeß, der, wie Adrian ihm eingeschärft hatte, niemals abgekürzt werden dürfe: postoperative Sepsis war in seinem Plan nicht drin. Jean-Pierre trat einsatzbereit aus dem Waschraum.
    »Ganz ruhig jetzt. Wir haben das schon neunmal gemacht. Tut einfach genauso, als wären wir im St. Thomas Hospital.«
    Stephen stellte sich hinter den fahrbaren Boyles-Apparat. Er hatte ein vierwöchiges Training als Anästhesist hinter sich: bei ihren Übungstreffen im St. Thomas Hospital hatte er James und einen leicht protestierenden Jean-Pierre je zweimal bewußtlos gemacht. Nun würde er die Chance bekommen, seine neuerworbene Macht über Harvey Metcalfe auszuüben.
    Adrian nahm eine Spritze aus ihrer Plastikverpackung und injizierte 250 Milligramm Thiopentol in Harveys Arm. Der Patient fiel in tiefen Schlaf. Jean-Pierre und James entkleideten Harvey rasch und gekonnt und bedeckten ihn dann mit einem Tuch. Stephen stülpte die Maske des Boyles-Geräts über Metcalfes Nase. Die beiden Mengenmesser hinten am Gerät zeigten 5 Liter Lachgas und 3 Liter Sauerstoff an.
    »Zähl seinen Puls«, sagte Adrian.
    Stephen legte einen Finger vor Harveys Ohr, etwas oberhalb des Ohrläppchens, und kontrollierte den Preauricular-Puls: er lag bei 70.
    »Rollt ihn in den Operationssaal«, befahl Adrian.
    James schob den Operationswagen in den angrenzenden Saal, bis er genau unter den Lampen stand. Stephen folgte mit dem Boyles-Apparat dicht hinter ihm.
    Der Operationssaal war fensterlos und nüchtern steril. Seine Wände waren von oben bis unten mit

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