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Es ist nicht alles Gold was glänzt

Titel: Es ist nicht alles Gold was glänzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Archer
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Operationssaal vorzubereiten. Dann telefonierte er mit der Schwesternagentur: die Schwester, die er bestellt habe, solle in genau neunzig Minuten in der Klinikaufnahme sein. Danach wartete er im Zustand höchster Nervosität auf weitere Nachrichten aus dem Casino.
    Stephen kehrte zurück an die Bar. Bei Harvey hatten sich bereits Anzeichen einer beginnenden Übelkeit bemerkbar gemacht, aber er mochte um keinen Preis aufbrechen. Trotz zunehmender Schmerzen überwog seine Habgier. Er trank den Rest seines Kaffees aus und bestellte noch einen, in der Hoffnung, dadurch einen klareren Kopf zu bekommen. Aber der Kaffee nützte überhaupt nichts, und Harvey fühlte sich immer schlechter. Ein As und ein König, gefolgt von einer Sieben, einer Vier und einer Zehn, und dann zwei Damen bewogen ihn dazu, am Tisch sitzen zu bleiben. Jean-Pierre vermied krampfhaft, auf seine Uhr zu schauen. Der Bankhalter gab Jean-Pierre eine Sieben, Harvey noch ein As und dem jungen Mann eine Zwei. Ganz plötzlich, fast auf die Minute genau nach der vorhergesagten einen Stunde, konnte Harvey es nicht länger aushalten. Er versuchte aufzustehen und den Tisch zu verlassen.
    »Le jeu a commencé, Monsieur«, sagte der Bankhalter höflich.
    »Sie können mich mal«, brachte Harvey gerade noch hervor und fiel zu Boden, die Hände vor Schmerz auf den Magen gepreßt. Jean-Pierre rührte sich nicht, während Croupiers und Spieler kopflos durcheinanderliefen. Stephen bahnte sich einen Weg durch die Menge, die sich um Harvey versammelt hatte.
    »Treten Sie bitte zurück, ich bin Arzt.«
    Die Umstehenden machten ihm eilends Platz, erleichtert, einen Sachkundigen zur Stelle zu haben.
    »Was ist mit mir los, Doktor?« keuchte Harvey, dem war, als sei das Ende der Welt gekommen.
    »Das kann ich jetzt noch nicht sagen«, erwiderte Stephen. Adrian hatte ihm erklärt, daß der Zeitraum zwischen Zusammenbrechen und Bewußtseinsverlust gegebenenfalls nur zehn Minuten betragen könne – also war Eile geboten. Er lockerte Harveys Krawatte und zählte seinen Puls. Dann öffnete er sein Hemd und tastete seinen Bauch ab.
    »Tut es Ihnen hier im Magen weh?«
    »Ja«, stöhnte Harvey.
    »Hat es ganz plötzlich angefangen?«
    »Ja.«
    »Können Sie versuchen, die Art der Schmerzen zu beschreiben? Sind sie stechend, brennend oder krampfartig?«
    »Krampfartig.«
    »Wo tut es am meisten weh?«
    Harvey berührte die rechte Seite seiner Magengegend. Stephen drückte am Ende der neunten Rippe den Bauch nieder; Harvey schrie vor Schmerz auf.
    »Ah«, sagte Stephen, »positives Zeichen für ein Murphy-Syndrom. Sie haben sehr wahrscheinlich eine akut entzündete Gallenblase, und ich fürchte, das bedeutet Gallensteine.« Er fuhr fort, Harveys massigen Bauch behutsam abzutasten. »Es sieht so aus, als hätte der Gallenstein die Gallenblase bereits verlassen und sei auf seinem Wege durch den Gallengang in den Darm. Dadurch, daß er in diesem Gang eingeklemmt ist und sich hindurchzuzwängen versucht, haben Sie so furchtbare Schmerzen. Ihre Gallenblase und der Stein müssen sofort entfernt werden. Bleibt nur zu hoffen, daß jemand im Krankenhaus ist, der eine Notoperation vornehmen kann.«
    Das war das Stichwort für Jean-Pierre: »Dr. Wiley Barker wohnt in meinem Hotel.«
    »Wiley Barker, der amerikanische Chirurg?«
    »Ja, ja«, sagte Jean-Pierre, »der Mann, der Nixon betreut.«
    »Mein Gott, was für ein Glück! Wir könnten keinen Besseren bekommen. Aber er ist sehr teuer.«
    »Ich schere mich den Teufel um die Kosten«, wimmerte Harvey.
    »Nun, mit 50.000 Dollar werden Sie aber rechnen müssen.«
    »Das ist mir völlig egal – sollen es meinetwegen 100.000 Dollar sein!« schrie Harvey. In diesem Augenblick wäre er bereit gewesen, sich von seinem gesamten Vermögen zu trennen.
    »Gut«, sagte Stephen, und mit einem Blick auf Jean-Pierre: »Sie, Sir, bestellen bitte eine Ambulanz, setzen sich dann mit Dr. Barker in Verbindung und fragen ihn, ob er sofort ins Krankenhaus kommen könnte. Sagen Sie ihm, es handle sich um einen Notfall. Dieser Herr da braucht einen hochqualifizierten Chirurgen.«
    »Womit Sie verdammt recht haben«, krächzte Harvey und verlor das Bewußtsein.
    Jean-Pierre trat vor das Casino und meldete über den Sprechfunk: »Alle Stationen klar zum Gefecht! Alle Stationen klar zum Gefecht!«
    Adrian verließ das Hôtel de Paris und nahm ein Taxi. Er hätte 100.000 Dollar darum gegeben, seinen Platz mit dem des Chauffeurs tauschen zu können, aber der Wagen

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