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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sprechen. Es ging natürlich um das Kongreßzentrum und die
bedauerlichen Hindernisse, die die Verwirklichung dieses gewaltigen Projekts
unmöglich machten. Mich interessierten weniger ihre Ausführungen als ihre
Person.
    Cara Ingalls war groß und schlank,
wirkte aber dabei kraftvoll und geschmeidig. Die klassisch schönen Züge ihres
Gesichts standen in scharfem Kontrast zu dem Ausdruck harter, ja räuberischer
Entschlossenheit, den sie während ihrer Rede über das Kongreßzentrum zur Schau
trug. Sie hatte etwas stark Katzenhaftes, das mir zu Bewußtsein brachte, daß
nicht alle Katzen nette Schmusetiere sind, sondern daß es auch sehr gefährliche
Exemplare unter ihnen gibt.
    Dann fiel es mir plötzlich wieder ein.
Natürlich hatte ich Cara Ingalls schon einmal gesehen: im vergangenen Oktober
in Joans Laden. Sie war die Frau gewesen, die bei meinem ersten Besuch bei Joan
in den Laden gekommen war und das Gemälde mit den Schäfern gekauft hatte. Sie
hatte sich wohl ohne Joans Wissen über diese und das Grundstück, an dem sie
interessiert war, informieren wollen. Ich war überzeugt, daß Cara Ingalls nur
aus diesem Grund in das Geschäft gekommen war; wenn sie sich Antiquitäten
kaufen wollte, so kaufte sie sie bestimmt nicht in der Salem Street.
    Jetzt, wo ich Cara Ingalls einmal
erlebt hatte, wunderte es mich nicht mehr, daß sie in einem harten und
aufreibenden Geschäft die Spitze erklommen hatte. Mir war klar, daß ich über
diese Frau mehr wissen, daß ich mit ihr selbst sprechen wollte, auch um sie zu
fragen, ob sie sich mit Joan Albritton bekannt gemacht hatte, nachdem ihr
Syndikat sein Angebot gemacht hatte. Und ich wollte wissen, ob das Angebot auch
jetzt, nach Joans Tod, noch galt.
    Sobald Cara Ingalls die letzten Worte
gesprochen hatte, versuchte ich, mich zum Podium durchzudrängen, aber es war
ein fruchtloses Unterfangen. Sie war blitzartig von einer Menschenwand umgeben.
Ich nahm eine meiner Karten heraus und schrieb: »Bitte Sie dringend um ein
Gespräch über den Mordfall Albritton.« Das mußte sie doch wenigstens aufmerksam
machen. Ich reichte die Karte dem distinguiert aussehenden Herrn, der die
Ingalls vorgestellt hatte, und bat ihn dringlich, dafür zu sorgen, daß sie die
Karte bekam.
    Während ich wartete, mußte ich ein
Stück zurücktreten, um ein paar Leute vorbeizulassen, und dabei stieß ich
ziemlich heftig mit jemandem zusammen. Meine Tasche und der Informationshefter
fielen zu Boden, und der Mann, mit dem ich zusammengeprallt war, bückte sich,
um die Sachen aufzuheben.
    Als er sich aufrichtete, fiel sein
Blick auf mein Namensschild, und er lächelte.
    »Hallo, Genossin. Ich bin Bill Tilbury,
aus der Filiale San Mateo.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt, ein
Arbeitskollege. »Freut mich.« Ich wollte mich davonschleichen.
    Aber so leicht ließ sich der gute alte
Bill nicht abwimmeln. »He, in welcher Filiale arbeiten Sie?«
    Ich wich immer weiter zurück. »Hier in
der Stadt.«
    »Sie meinen Embarcadero eins?«
    »Genau.«
    »Moment mal. Dann müssen Sie mit Ron zusammenarbeiten.«
Er tippte dem Mann neben sich auf die Schulter. »He, Ron, da ist Sharon McCone
aus eurer Filiale.«
    Ron drehte sich um. Er hatte
Geheimratsecken und ein verkniffenes Gesicht. Er warf einen Blick auf mein
Namensschild.
    »Sie sind nicht von unserer Firma«,
sagte er anklagend. Bill Tilbury war verdattert. »Sie hat es aber behauptet.«
    »Embarcadero eins? Wakefield und Fox?
Die hat Sie auf den Arm genommen.« Ron trat dicht an mich heran. »Hören Sie
mal, junge Frau, was soll das heißen?«
    Ich wich noch weiter zurück. Bald mußte
ich an den Aufzügen sein.
    »Ich weiß überhaupt nicht, was Sie
wollen. Ich bin neu. Vielleicht sind wir uns noch nicht begegnet.«
    Er verfolgte mich wütend. »Damit kommen
Sie bei mir nicht an. Wenn Sie neu wären, hätte man Sie am Montag morgen bei
der Verkaufsbesprechung vorgestellt. Alle neuen Angestellten, sogar die
Büroboten, werden da vorgestellt. Was treiben Sie für ein Spiel?«
    »Gar keins.«
    Ich stürzte durch die Tür hinaus und
hätte beinahe den eifrigen jungen Mann umgerannt.
    »Halten Sie sie auf!« schrie Ron. »Sie
ist wahrscheinlich ein Spitzel von den Öko-Freaks. Oder von den Indianern. Sie
selber sieht wie eine Indianerin aus und trägt auch noch indianischen Schmuck.«
Er zeigte auf meine Halskette aus Silber und Türkisen.
    Ehe ich mir darüber Gedanken machen
konnte, was die Indianer mit Yerba Buena zu tun hatten, sah ich eine
Aufzugkabine

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