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Es ist nicht alles Gold...

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Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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werde.«
    Die Bemerkung des Lieutenant, daß ich
mich bald wieder brav über meine Antiquitäten setzen könne, ärgerte mich immer
noch.
    »Jetzt wirf dich bloß nicht in die
Heldenbrust und werd aggressiv«, sagte Hank. »Ich finde, du hast dem
ehrenwerten Lieutenant gegenüber eine ganz merkwürdige Einstellung entwickelt.
So wie du dich jedesmal aufregst, wenn nur sein Name fällt, würde ich sagen,
daß du dich für ihn interessierst.«
    »Ha, da kann ich nur lachen«, erklärte
ich von oben herab. »Männer, die mich interessieren, müssen schon etwas
sensibler sein.«
    »Wie der Rockmusiker, mit dem du unten
im Süden liiert warst?« Hank machte sich einen Spaß daraus, mich mit meinem
Privatleben zu necken.
    »John ist nicht nur Rockmusiker,
sondern auch ein sehr begabter Pianist. Aber die Geschichte verläuft mehr und
mehr im Sand.«
    »Ach? Wieso denn das?«
    »Wenn man fast vierhundert Kilometer
voneinander entfernt lebt und sich vielleicht zweimal im Jahr sieht, muß man
mit der Zeit einfach einsehen, daß die Beziehung sich abkühlt. Trotzdem werde
ich John immer mögen.«
    »Und jetzt bist du auf der Suche.«
    »Wie du das sagst! Als wär ich auf
Großwildjagd. Klar, wenn sich Möglichkeiten bieten, sag ich nicht nein, aber
deswegen geh ich noch lang nicht in den Singles Bars hausieren. Ich brauche
keinen Mann, um mich als ganzer Mensch zu fühlen, und eine Frau, die bei Greg
Marcus Gemeinsamkeit sucht, muß schon ziemlich verzweifelt sein.«
    »Wenn du dich da nur nicht täuschst«,
brummte Hank. »Greg war mal verheiratet — mit einer verdammt guten Frau. Und
vor ein paar Jahren hat sich eine sehr schöne Frau aus Schickeriakreisen
seinetwegen scheiden lassen. So unattraktiv kann er also nicht sein.«
    »Und wo sind die beiden Damen jetzt?«
fragte ich nur. »Dann siehst du ihn also ausschließlich als Konkurrenten?«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Na, ich kenne dich doch. Ich wette,
die Vorstellung, was Greg für ein Gesicht machen wird, wenn du den Mörder vor
ihm schnappst, erfüllt dich mit höchster Genugtuung.«
    »Und was ist gegen ein bißchen gesunde
Konkurrenz einzuwenden?« fragte ich. »Marcus kann sie nur guttun.«
    Hank lachte. »Na warte, wenn ich ihm
das sage.«
    »Das wirst du nicht tun. Dann wäre ja
die ganze Überraschung hin.«
    »Du hast recht. Ich werd’s nicht tun.
Aber ich möchte, daß du die Bestandsaufnahme als absolute Priorität
betrachtest. Dein Kämpfchen mit dem Lieutenant kann warten, bis das erledigt
ist.«
    »Gut«, sagte ich und stand auf, »du
bist der Chef. Aber ich finde es ziemlich unökonomisch, eine ausgebildete
Detektivin wie mich rumsitzen und Krimskrams zählen zu lassen, während ein
Killer sein Unwesen treibt.«
    Hoheitsvoll wandte ich mich zum Gehen,
blieb aber leider mit dem Schulterriemen meiner Tasche an einer Stuhllehne
hängen. Zornig riß ich mich los, während Hank mich mit leiser Belustigung
beobachtete.
    »He, Shar«, sagte er.
    »Was?« Das klang so ungezogen, daß es
mir peinlich war. »Ich glaube, du hast in Greg Marcus deinen Meister gefunden.«
    »Ach, glaubst du das? Nun, das gilt
umgekehrt genauso. Vielleicht hat er in mir eine ebenbürtige Meisterin.«
    Ich rauschte hinaus und achtete
sorgfältig darauf, die Tür nicht zuzuknallen. Hinter mir konnte ich Hanks
Lachen hören. Na schön, Hank wollte seine Bestandsaufnahme: Er konnte sie
haben. Ich würde die begonnene Arbeit gleich heute abend fortführen.
     
     
     

9
     
    Die Kommode, dachte ich bei mir, mußte
Queen Anne sein. Oder war sie Chippendale? Welche Stilrichtung zeichnete sich
durch diese komischen Füße aus? Die Kommode hatte nämlich wirklich komische
Füße, äußerst komische Füße. Ich sah mir angestrengt die Illustrationen in
einem der Antiquitätenführer für Sammler an, die ich mir aus der Bibliothek
geholt hatte, und lehnte dann müde den Kopf an das so schwer einzuordnende
Objekt. Es war Viertel nach drei Uhr morgens, und ich war kaputt.
    Ich konnte natürlich nach Hause fahren,
aber das schien mir kaum der Mühe wert. Darum nahm ich mir einfach die
Wolldecke, die auf einem Sessel bei der Kasse lag, wickelte mich hinein und
rollte mich auf dem mauvefarbenen Sofa neben Clotilde zusammen.
    »Ein Glück, daß ich nicht abergläubisch
bin«, sagte ich zu der kopflosen Puppe. »Es gibt bestimmt einen Spruch, der
besagt, daß es Unglück bringt, wenn man in einem Zimmer schläft, in dem ein
Mord verübt worden war. Aber an so was glauben wir

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