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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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stör dich ja nicht gern bei deinen
hochkarätigen Geschäften«, sagte ich, »aber ich muß mit dir reden.«
    »Ach, ich bin eben nicht zum
Großunternehmer geboren«, erwiderte er mit gespieltem Bedauern. »Komm, gehen
wir ins Kartenzimmer.«
    Auf dem Weg hinaus nahm ich mir aus der
großen Dose, die immer gefüllt war, noch eine Handvoll Schokoladenkekse mit.
Mein Abendessen. Hank lachte wieder und führte mich durch den Hauptkorridor ins
zweite Büro rechts.
    Der Raum hatte seinen Namen zu Recht;
alle vier Wände und ein Teil der Zimmerdecke waren mit Karten bespannt. Ein
riesiger Straßenplan von San Francisco; Straßenkarten der näheren und weiteren
Umgebung, Karten von Amerika, Karten beliebter Wanderwege, Campingplätze,
Wahlbezirke, Winzergenossenschaften, wo Besichtigungen und Weinproben
veranstaltet wurden, Buslinien und Postleitbezirke. Dazu gab es eine äußerst
nützliche Sammlung von Gezeitenplänen, Flugplänen und Speisekarten von
Restaurants, die über die Straße lieferten.
    Hank setzte sich an den Schreibtisch
und wies auf den Besuchersessel.
    »Was kann ich für Sie tun, Madam?«
    Ich berichtete in aller Kürze von der
Szene zwischen Charlie Cornish und Ben Harmon; den etwas schaurigen Teil danach
ließ ich aus. Hank hörte mir schweigend zu.
    »Interessant«, meinte er, als ich
fertig war. »Ben Harmon hat also Charlie getröstet?«
    »Ganz so würde ich das nicht sehen. Er
ließ Charlie die Illusion, sie tränken miteinander. Wie stehst du eigentlich zu
Harmon? Wenn ich mich recht erinnere, hat er doch Joan zu dir geschickt.«
    Hank nickte. »Er schickt uns immer
wieder mal Leute, wenn er meint, so eine Kooperative wie die unsere wäre das
richtige für sie. Harmon fühlt sich als eine Art verkannter Rechtsanwalt und
treibt sich viel bei Gericht rum. Wir haben im Grunde genommen überhaupt nichts
mit ihm zu tun.«
    »Er ist ein ziemlich harter Bursche,
nicht?«
    »Ja, den Ruf hat er, und das ist einer
der Gründe, warum ich mit ihm möglichst wenig zu tun haben möchte.«
    »Welcher Art ist deiner Meinung nach
seine Beziehung zu Charlie?«
    Hank runzelte die Stirn. »Dazu kann ich
wirklich nichts sagen. Aber es wäre ganz interessant herauszufinden, was da
läuft. Vielleicht haben sie geschäftlich miteinander zu tun. Harmon hat eine
Menge ›Nebeninteressen‹, wie er es nennt. Er sieht sich gern als gewiefter
Geschäftsmann, aber meiner Ansicht nach ist er dafür nicht clever genug. Du
kennst den Typ sicher — hat immer eine heiße Sache am Kochen, ohne daß je was
dabei rauskommt.
    Er hat ein Syndikat, wie er es nennt.
Lauter Leute, denke ich, die er nur nach ihrer Bereitschaft ausgesucht hat, in
seine Geschäfte zu investieren. Wenn er dich also auffordern sollte, Geld in
eine Schatzsuche oder so was zu stecken, kann ich dir nur raten, deine Pennies
festzuhalten.«
    Ich lächelte. »Im Moment hab ich auch
gar nicht mehr als Pennies. Aber abgesehen von Harmon, jetzt mal eine andere
Frage. Wer beerbt Joan eigentlich? War überhaupt ein Testament da?«
    »Ja, ein Testament ist vorhanden. Das
kann ich dir mit Bestimmtheit sagen. Ich mußte ihr ja Zureden wie einem kranken
Gaul, ehe sie eines machte. Du kannst dir nicht vorstellen, in was für einem
Zustand ihre geschäftlichen Angelegenheiten sich befanden. Unglaublich! Mir ist
immer noch schleierhaft, wie sie bei dieser Schlamperei so viel Geld auf die
Seite legen konnte.«
    »Der Nachlaß ist groß?«
    »Beachtlich.«
    »Und wer erbt, da sie keine Familie
hat?«
    »Ich dachte, das wüßtest du«, sagte
Hank. »Charlie Cornish. Er bekommt alles.«
    Ich hatte es nicht gewußt, aber jetzt,
wo er es sagte, fand ich es ganz logisch. Logisch, aber auch irgendwie
beunruhigend.
    »Na, da die Händler von der Salem
Street nichts von mir wissen wollen, kann ich in der Mordsache wohl nicht viel
mehr tun, als an der Bestandsaufnahme zu arbeiten und die Augen offenzuhalten.
Vielleicht kann ich die Inventur ein bißchen in die Länge ziehen, damit mir
etwas mehr Zeit bleibt.«
    »Aber übertreib’s nicht. Greg Marcus
weiß genau, warum ich dir die Inventur übertragen habe. Ich möchte sein
Entgegenkommen nicht mißbrauchen, sonst ist er vielleicht das nächstemal nicht
mehr so entgegenkommend.«
    Wie er da von Marcus sprach, ärgerte
mich.
    »So sonderlich entgegenkommend kann ich
ihn nicht finden. Er tut es nur, um dir gefällig zu sein, und verhält sich mir
gegenüber so, als sei er ganz sicher, daß ich sowieso nichts von Wert

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