Es ist nicht alles Gold...
nicht, Austin.« Die
Flammen legten sich etwas, und das Atmen ging leichter. »Ich verstehe das alles
auch nicht.«
Austin lehnte sich schniefend an mich.
»Aber Sie sollten der Sache doch auf
den Grund gehen. Dazu haben wir Sie angeheuert. Und nun ist Joan tot und mein
Laden abgebrannt.« Er fing von neuem an zu schluchzen. Ich sah Charlie an, aber
der breitete nur hilflos die Hände aus.
»Wieso haben Sie nichts getan?« fragte
Austin und schüttelte mich.
Die Flammen sanken langsam in sich
zusammen.
»Austin«, sagte ich, »Sie haben alle
gemeinsam dagegen gestimmt, mich zu engagieren.«
»Aber nein, wir waren für Sie«,
protestierte er. »Wir haben Sie doch auch bezahlt. Ich war letzten Herbst
Schatzmeister der Genossenschaft. Ich weiß noch, wie ich den Scheck
ausgeschrieben habe.«
»Ich meinte nicht damals. Ich spreche
von gestern abend, als Sie abstimmten und beschlossen, mich nicht mit der
Aufklärung des Mordes an Joan zu beauftragen.«
Als ich mich nach Charlie umsah, merkte
ich, daß er dabei war, sich davonzuschleichen.
»Was haben wir gestern abend getan?«
Austin kramte in seiner Hosentasche und zog ein schmutziges Taschentuch heraus,
mit dem er sich die Augen wischte.
»Charlie schlug vor, die Genossenschaft
solle mich beauftragen, bei den Ermittlungen über den Mord Ihre Interessen zu vertreten.
Sie lehnten den Vorschlag ab.«
Plötzlich kam mir ein schrecklicher
Verdacht. Ich wollte Charlie hinterher.
Austins verquollenes Gesicht war
verständnislos.
»Er hat überhaupt nicht — ich meine,
wir haben gestern abend lediglich für den Kranz gesammelt. Sonst nichts.«
»Charlie hat gar nichts von mir
gesagt?«
»Nein.«
Ich fuhr herum, um nach Charlie zu
sehen, und sah gerade noch, wie er in der Menge verschwand.
»Zum Teufel mit dir, Charlie Cornish«,
brummte ich zornig. Am vergangenen Abend hatte er mich an der Nase
herumgeführt, und jetzt hatte er mir Austin Bigby aufgehalst. Verzweifelt sah
ich mich um, nach irgend jemandem, den ich kannte.
Mein Blick fiel auf Dan Efron, den
schlaksigen, dunkelhaarigen Komiker der Salem Street, den alle Dandy nannten.
Ich winkte ihm, und er kam, ausnahmsweise einmal nicht in Stimmung für
Clownerien.
»Dan, Austin ist ganz außer sich. Bitte
kümmern Sie sich ein wenig um ihn, ja?«
Ich schob ihm Bigby in die Arme, ehe er
protestieren konnte, und drängte mich durch die Menge, Charlie hinterher.
Der Trödelladen war zu und, wie es
schien, verlassen. Ich trommelte an die große Tür, obwohl ich wußte, daß ich
keine Antwort bekommen würde, wenn Charlie sich drinnen versteckt hielt. Nach
ein paar Minuten gab ich zornig auf.
Ich wollte einfach nicht glauben, daß
Charlie mich so getäuscht hatte. Was hatte er zu verbergen? Hatte er etwas mit
Joans Tod zu tun?
Ich ging über die Straße zu Joans
Laden. Der Bewacher der Polizei war nirgendwo zu sehen; sicher war er noch
drüben bei der Brandstelle. Um mich noch einmal zu vergewissern, daß im Laden
alles in Ordnung war, sperrte ich auf und knipste das Licht an, bevor ich
hineinging.
Im Laden sah es aus, als hätte auch
dort eine Explosion stattgefunden. Möbelstücke waren umgestürzt, Vasen lagen in
Scherben. Ich starrte in einen zertrümmerten Spiegel und sah hundert Fragmente
meines eigenen Bildes. Selbst der alte Einmachtopf, van Ostens altes,
würdevolles Gefäß, war vom Bord gestürzt und in Scherben gegangen.
Wie nach einem Erdbeben. Aber es hatte
gar kein Erdbeben gegeben.
Aus dem Hinterzimmer kam ein kühler
Luftzug. Vorsichtig trat ich ein. Die Hintertür stand einen Spalt offen, das
Schloß war aufgesprengt worden. Während alle mit dem Brand beschäftigt gewesen
waren, war also hier ein ungebetener Besucher gekommen und wieder gegangen.
Müde lehnte ich mich an den
Arbeitstisch. Enttäuschung und Niedergeschlagenheit lähmten mich einen Moment.
Diesmal hatte der Mörder wahrscheinlich gefunden und mitgenommen, was er
suchte. Ich fragte mich, ob er für das Feuer verantwortlich war, das er
sozusagen als Ablenkungsmanöver inszenierte. Eine reichlich extreme Maßnahme,
fand ich, aber der Mord war auch eine extreme Tat gewesen. Es mußte etwas sehr
Wichtiges auf dem Spiel stehen.
Ich suchte in einer Schublade unter dem
Arbeitstisch, wo ich vorher ein Vorhängeschloß gesehen hatte, fand es und
sicherte die Hintertür. Dann inspizierte ich das Trümmerfeld im Laden, um
festzustellen, was fehlte. Keiner der Gegenstände, die sich nach meiner
Erinnerung in meiner Liste befanden,
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