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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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packte
alles in einen Karton, trug ihn zum Wagen hinaus und ging dann noch einmal
zurück, um abzusperren.
    Als ich aus dem Hinterzimmer kam, wo
ich mich vergewissert hatte, daß abgeschlossen war, stand Charlie vom an der
Kasse, in der Hand eine MacDonald-Tüte.
    »Ich wollte mich entschuldigen«, sagte
er und bot mir die Tüte an. Er sah blaß und abgespannt aus, ansonsten aber
schien er den vergangenen Abend heil überstanden zu haben.
    Ich nahm mir einen Cheeseburger und
eine Cola aus der Tüte.
    »Sie brauchen sich nicht zu
entschuldigen. Wie fühlen Sie sich?«
    »Beschissen. Sind Sie hier fertig?«
    »Beinahe.« Der Cheeseburger war für
mich fast wie Manna. »Ein paar Sachen sind noch da, die ich nicht bewerten
kann. Wissen Sie vielleicht, was Edwin wert ist?«
    Charlie schüttelte den Kopf.
    »Joanie war er sicher sehr teuer. Aber
was er anderen wert wäre — keine Ahnung.« Langsam schritt er durch den Gang zu
der kleinen Schaufensterpuppe.
    »Wissen Sie eigentlich, woher sie ihn
hatte?« fragte ich. »Vermutlich aus einem Kaufhaus, das Pleite machte«, meinte
Charlie achselzuckend. »Edwin steht schon seit ewigen Zeiten hier — solange ich
Joan kenne.«
    Die Bücher würden mir also nichts über
ihn sagen.
    »Van Osten kam heute morgen vorbei«,
bemerkte ich. »Er ist der Meinung, Edwin sei für Joan eine Art Enkelersatz
gewesen. Er behauptet, diese Idee, Edwin ein Bild zum Anschauen an die Wand zu
hängen, sei ungefähr um die Zeit aufgekommen, als der Junge starb.«
    Charlie prustete geringschätzig. »Die
reine Amateurpsychologie. Joanie hatte immer eine Schwäche für Edwin. Sie hat
sich immer schon mit ihm unterhalten und so. Und daß sie ihn als Kunstliebhaber
vorstellte, das war doch nur ein Verkaufsgag. Ich weiß noch genau, wann Joan
auf den Einfall kam. Das war im Herbst, beinahe ein ganzes Jahr vor Chris’
Tod.«
    »Wie kommt es, daß Sie sich so genau
erinnern?«
    Charlies Augen blickten in weite Feme,
während er zerstreut die Krawatte von Edwins Matrosenanzug zurechtzog.
    »Joanie kam dauernd mit so verrückten
Ideen an. Manche Leuten meinten, sie hätte den Bezug zur Realität verloren,
aber ich fand das nicht, im Gegenteil — sie schlug aus ihren Fantasien ganz
realistisch für sich Kapital. Sie war eine erfolgreiche Geschäftsfrau. Immerhin
gehörten ihr drei Viertel dieses Häuserblocks.« Er machte eine entsprechende
Geste.
    »Jedenfalls«, fuhr er fort, »damals im
Herbst berichtete sie mir belustigt von ihrem Einfall. Edwins Kunstgalerie,
nannte sie es. Nachdem wir uns das eine Weile ausgemalt und ein paar Späße
darüber gemacht hatten, ging ich mit ihr hierher und half ihr, die Puppe vom
Boden loszumachen und so zu drehen, daß sie zur Wand schauen konnte, wo Joan
die Bilder aufhängen wollte.«
    »Sie mußten ihn vom Boden losmachen?«
    »Ja. Seine Schuhe waren angenagelt,
weil er zweimal umgestürzt war und sich das Gesicht angeschlagen hatte.«
Charlie machte mich auf kleine Unregelmäßigkeiten an Edwins Nase und linkem Ohr
aufmerksam. »Ich hab ihn dann wieder festgenagelt — in der Stellung, in der er
jetzt steht.«
    »Lieber Himmel«, sagte ich, »sie hatte
wirklich eine blühende Fantasie, hm?«
    »Ja, und ansteckend war sie dazu. Joan
lachte gern, und ich lachte gern mit ihr. Aber dann starb Chris, und Ben Harmon
erschien auf der Bildfläche. Da änderte sich einiges...« Charlie verstummte.
    »Ben Harmon. Der Mann, den ich gestern
bei Ihnen getroffen habe.« Ich wollte Charlie die Möglichkeit lassen, mehr über
den Mann zu sagen.
    »Ja, dieses Schwein. Ich schickte
Joanie zu ihm, als Chris von den Bullen erwischt worden war, und von da an
lungerte er dauernd bei ihr herum. Er hat draußen im Sunset District eine Frau
und fünf Kinder, aber das konnte ihn nicht bremsen. Mir paßte es überhaupt
nicht, daß er dauernd bei Joan war. Mir paßt überhaupt vieles nicht an ihm, am
wenigsten, daß er vom Verkauf der Grundstücke hier noch profitiert.«
    »Wie denn das?«
    »Deswegen kam er ja gestern abend zu
mir. Joanie hatte sich offenbar mündlich verpflichtet, an ihn zu verkaufen. Sie
hatten vereinbart, daß Harmon ein Einkaufszentrum mit Eigentumswohnungen bauen
würde und Joanie dafür, daß sie ihm das Geschäft verschafft hatte, einen neuen
Laden zu einem reduzierten Mietpreis bekommen würde. Harmon verlangt jetzt, daß
wir uns an diese Vereinbarung halten.« Charlie schob trotzig die Unterlippe
vor. »Wenn ich mir vorstelle, daß dieses Schwein sich den Grund hier

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