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Es ist nicht alles Gold...

Es ist nicht alles Gold...

Titel: Es ist nicht alles Gold... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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sitzen. In
leerem, unpersönlichem Ton begann er: »Sie haben das Recht, die Aussage zu
verweigern. Sie haben das Recht...«
    Cara Ingalls’ Gesicht verzerrte sich,
als wolle sie zu schreien anfangen. Und wenn sie das tat, würde sie nie wieder
aufhören.
     
     
     

26
     
    Hank Zahn, Charlie Cornish und ich
saßen am runden Tisch vor dem großen Küchenfenster in der Kanzlei. Die Stadt
unter uns schlief. Es war fünf Uhr morgens, und wir hatten fast zwei Liter
billigen kalifornischen Rotwein getrunken. Ich hatte meine Hand von einem Arzt
behandeln lassen, meine Aussage zu Protokoll gegeben und war dann direkt in die
Kanzlei gefahren, um Hank zu berichten. Dort erinnerte ich mich meines
Versprechens an Charlie und rief ihn an, um ihm mitzuteilen, daß ich Joans
Mörder geschnappt hatte. Er ließ es sich nicht nehmen, in die Kanzlei zu
kommen. Er wollte die ganze Geschichte mit allen Details hören.
    Jetzt sagte er: »Wenn ich gewußt hätte,
daß dieses Weib Joan getötet hatte, dann hätte ich sie heute abend, als sie
sich den Schlüssel bei mir holte, mit eigener Hand umgebracht.« Hank und ich
nickten leicht betrunken.
    »Mensch, die kommt rein und verlangt
den Schlüssel, als wäre sie schon die Eigentümerin von allem. Mit ihrem dicken
Firmenauto draußen. Sagt, sie will sich das Anwesen ansehen. Tat, als wär ich
der letzte Dreck. Mann, ich wollte, ich hätte sie abgemurkst.«
    »Ich bin eigentlich ganz froh, daß Sie’s
nicht getan haben«, sagte Hank, »sonst wär ich jetzt unten auf dem Gericht und
könnte nicht hier in aller Gemütlichkeit meinen Vino genießen. Außerdem wäre
dann die Geschichte gar nicht rausgekommen.«
    Charlie knurrte verächtlich. »Ha!
Dieses Weib hat sich garantiert inzwischen so einen Superanwalt besorgt, der
dafür sorgt, daß sie keinen Ton mehr sagt.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sie hat auf ihr Recht, einen Anwalt zu
konsultieren, verzichtet und vor Greg Marcus, der großen Liebe ihres Lebens,
ein umfassendes Geständnis abgelegt. Es wundert mich, daß er sie überhaupt
reden ließ; er stellte sich ihr gegenüber doch von Anfang an blind. Sogar als
ich sie durch den Laden jagte, stand er nur da wie vom Blitz getroffen...«
    Ich konnte nicht weitersprechen. Ich
fand, Greg hatte mich schnöde im Stich gelassen, zuerst im Laden und dann
später auf der Dienststelle, als er plötzlich den kühlen, sachlichen Beamten
herauskehrte. Verletzt und im Schock, wie ich war, hätte ich seelische
Unterstützung gebraucht, aber er hatte mir keine gewährt.
    Hank warf mir einen besorgten Blick zu.
    »Geh nicht zu hart mit ihm ins Gericht,
Sharon. Es kommt ja nicht jeden Tag vor, daß einer seine ehemalige Freundin
wegen Mordes in Gewahrsam nehmen muß. Und überleg dir auch mal, wie er sich
jetzt fühlen muß — ziemlich blöde, nachdem er nur dagestanden hat und zusah,
wie du seine Arbeit erledigst.«
    »Ja, wahrscheinlich haßt er mich dafür,
daß ich die Sache überhaupt ins Rollen gebracht habe. Ich glaube, er hatte von
Anfang an den Verdacht, daß Cara in die Geschichte verwickelt war, aber er
wollte es nicht wahrhaben.«
    »Das wäre doch ganz natürlich«, meinte
Hank, »selbst für einen so guten Polizeibeamten wie Greg. Du weißt doch, daß
ich dir mal erzählt habe, daß sich wegen Greg ein Paar aus unserer
Cremegesellschaft hier scheiden ließ? Das waren Cara und Douglas Ingalls.«
    Erst spürte ich Eifersucht, dann Zorn
über meine Eifersucht.
    »Und warum hat er sie nicht geheiratet
und dafür gesorgt, daß sie keine Dummheiten macht?« fragte ich ironisch. Hank
lächelte. »Sie wollte ja gern, aber Greg war mit den Plänen, die sie für ihn
hatte, nicht einverstanden.«
    »Wieso? Was für Pläne waren das denn?«
Ich hörte selbst die Feindseligkeit in meiner Stimme.
    Hank hatte sie offensichtlich auch
gehört, denn er lachte leise.
    »Cara Ingalls wollte nicht mit einem
schlichten Polizeibeamten verheiratet sein — das wäre in ihren Kreisen
unmöglich gewesen. Deshalb sollte Greg den Dienst quittieren und sich den
vornehmeren Dingen des Lebens widmen, zum Beispiel dem Dienst an Cara und dem
Dienst an der Kunst. Sie erbot sich sogar, ihm Malstunden zu bezahlen.«
    Jetzt mußte sogar ich lächeln, wenn
auch widerstrebend. Ich stellte mir Greg im Malerkittel mit der Palette in der
Hand vor der Staffelei vor. Irgendwie lächerlich.
    »Und da hat er ihr einen Korb gegeben?«
    Hank nickte. »Greg ist aus Leidenschaft
bei der Polizei. Es verletzte ihn, daß sie behauptete,

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