Es muss nicht immer Mord sein
Koriandersamen gewürzten Fischklops und beschloß auf der Stelle, dem
Restaurant in meiner Liste vier Sterne zu verleihen.
»Wie hast du diesen Laden denn gefunden?« fragte
ich Martin.
»Ich war mit meinem Vizepräsidenten hier«,
erwiderte er. »Oh, Verzeihung!« Ein Tröpfchen Erdnußsauce schoß ihm aus dem
Mund und landete in meinem Bier. »Noch ein Singha-Bier bitte.« Er lächelte der
vorüberkommenden Kellnerin zu.
»Großartiges Essen«, sagte ich und dippte einen
winzigen gerollten Pfannkuchen, der einen Zweig frischen Koriander und eine
Königskrabbe enthielt, in ein Untertäßchen mit süßer Chilisauce.
»Herzlichen Dank«, sagte Martin und schenkte der
Kellnerin, die gerade mein frisches Bier gebracht hatte, erneut sein
gewinnendstes Lächeln.
»Oh, du bist nicht etwa hierhergekommen, um den
Kellnerinnen schöne Augen zu machen, oder? Um Himmelswillen, Martin«, sagte
ich.
»Nicht im geringsten«, sagte Martin.
»Ehrlich, du bist ein derartiges Klischee, wenn
es um Frauen geht«, fuhr ich fort und redete mich dabei allmählich warm.
»Wenn’s keine Stewardeß ist, dann eben eine asiatische Kellnerin.«
Ich bezog mich auf eine Ex-Geliebte von Martin,
die Darryl geheißen hatte. Sie hatte über Martin gewohnt. Törichterweise, da
sie absolut nichts miteinander gemein hatten, hatten sie eine Beziehung
miteinander angefangen. Sie hielt ungefähr ein Jahr, in dem Martin immer
unglücklicher wurde, sich aber zu schuldig fühlte, einfach auszusteigen. Dann
verschwand sie mit einem Mal und hinterließ Martin eine Nachricht, die besagte,
sie sei zu einem kürzlich geschiedenen Piloten gezogen, mit dem sie — wie sich
dann herausstellte — schon die ganze Zeit ein Verhältnis gehabt hatte.
»Ich nehme an, deine Vorstellung vom Himmel ist
ein Langstreckenflug mit Singapore Airlines«, schloß ich.
»Nun sei nicht albern. Ich war bloß höflich.
Schließlich mache ich ja auch nie Bemerkungen über deine Freunde.«
»Ha!« sagte ich triumphierend. »Du interessierst
dich also wirklich für die Kellnerin... Außerdem stimmt das nicht. Über Jerry
hast du schreckliche Sachen gesagt...«
»Du doch auch.«
»Und du hast gefunden, Greg sei eine
selbstverliebte irische Schwuchtel. Ich zitiere.«
»Das war bloß, um dich aufzuheitern, als er
Schluß mit dir gemacht hat.«
»Aua!« sagte ich; ich wollte das Thema wechseln,
bevor er anfing, mir seine Ansichten über Dave darzulegen.
Wir verstummten beide für einen Moment, während
die Vorspeisen abgeräumt und uns dampfende Schalen mit nach Zitronengras
duftender Tom-Yum-Suppe vorgesetzt wurden.
»Jetzt mal im Ernst, Soph, da ist etwas, worüber
ich mit dir reden wollte«, sagte Martin und pustete auf seine Suppe.
»Yeah?« Sein Tonfall gefiel mir nicht.
»Die Sache ist die, man hat sich über dich
beschwert.« Er rutschte in seinem Stuhl herum und vermied es, mir in die Augen
zu sehen.
»Was? Wer denn? Doch sicherlich nicht die Dame
am Empfang? Ich war immer pünktlich in der Firma...«
»Nein«, unterbrach mich Martin. »Nicht Dawn, und
nicht Marie, und genaugenommen auch nicht Pat... Tja, ich weiß nicht, wie ich
das sagen soll, aber jemand weiter oben. Weißt du, sie schneiden alle
Telefongespräche mit, und sie machen Stichproben...«
»Sie machen was?« prustete ich. »Erzählst du mir
etwa gerade, daß irgendwer da oben sämtliche Telefongespräche abhört, die aus
der Bank geführt werden?«
»Na ja, nicht alle, naheliegenderweise.
Gewöhnlich nur, wenn es einen Disput gibt — du weißt schon, eine Kontroverse
wegen einem der Abschlüsse... an manchen Tagen laufen Millionen von Dollar
durch diesen Händlersaal.«
Ich hatte es immer ein wenig seltsam gefunden,
daß die einzigen Unterlagen für die Devisengeschäfte die bekritzelten
Zettelchen waren, die von den Händlern jeden Tag zu Hunderten produziert und
von zwei Schreibkräften erfaßt wurden, die Pats Jurisdiktion unterstanden. Aber
ich hatte keine Ahnung, daß sämtliche Leitungen angezapft waren.
»Sie haben kürzlich Stichproben gemacht... Ich
glaube, es ist einfach Pech, aber sie haben dich zweimal dabei erwischt, über
eine Stunde lang mit einem Typen zu reden, der ganz offensichtlich mit der
Arbeit nichts zu tun hat... und einmal war er in New York.«
»Dan?«
»Ich nehme es an. Ich meine, es ist mir
unangenehm, das aufs Tapet gebracht zu haben, aber ich bin hier als Meister
Proper eingestellt worden, und es wirkt nicht allzu gut.«
»Du lieber Himmel, das tut mir leid,
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