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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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haben.
    »Möchtest du was trinken? Ich glaube, es ist
noch eine Büchse Bier da«, sagte ich.
    »Nein, ich brauch’ nichts, danke.«
    Ich zeigte Jools die Wohnung. Es war zu dunkel,
um die Dachterrasse zu bewundern. Ansonsten gibt es nur zwei Zimmer und das
gräßliche avocadofarbene Bad, also dauerte das nicht lang. Wir setzten uns ins
Wohnzimmer und verfielen für ein Weilchen in unbehagliches Schweigen. Ich ging
zum Fenster und sah hinaus, aber es gab keine Anzeichen, daß jemand
heraufschaute. Ich kam mir ein bißchen wie eine Schwindlerin vor.
    »Wie geht’s eigentlich mit deinem Projekt
voran?« fragte ich Jools.
    »Was? Oh, das.« Sie schien kurz davor, es zu
erläutern, dann sagte sie: »Ach, zum Teufel, Sophie, laß uns doch was trinken.«
    Ich teilte eine Büchse Bier zwischen uns auf.
    »Sieh mal... Ich weiß nicht, wie ich das
ausdrücken soll«, sagte Jools, »aber ich bin nicht die Frau, für die du mich
hältst.«
     
    Mein Schrei muß lauter gewesen sein, als ich
beabsichtigt hatte.
    »Ich hatte nicht vor, dir einen Schreck
einzujagen«, sagte Jools. »Lieber Himmel, mir war nicht klar, wie rappelig du
bist.«
    »Ich glaube, mir auch nicht«, sagte ich schwach.
»Oh, Herrgott noch mal!«
    Es klopfte laut an meiner Tür.
    »Sophie? Sophie? «
    »Schon in Ordnung«, sagte ich und machte die Tür
auf. »Mir geht’s gut.«
    »Was ist denn los?«
    Liz steckte den Kopf ins Zimmer und musterte
Jools von Kopf bis Fuß.
    »Hallo«, sagte Jools.
    »Hallo«, sagte Liz und wandte sich dann wieder
mir zu. »Was ist denn los?« fragte sie.
    »Jools hat bloß was gesagt, das mich
zusammenzucken ließ, sonst nichts.«
    »Du hast mir den Schreck meines Lebens
eingejagt«, sagte Liz.
    »Tja, das tut mir leid«, sagte ich und gab mir
dabei enorme Mühe, höflich zu bleiben.
    Ich war begierig darauf herauszufinden, was
Jools gemeint hatte, und mein Ärger darüber, daß Liz sich eingemischt hatte,
schwoll erneut. War ihr eigentlich nicht klar, daß ich nahezu zehn Jahre allein
gelebt hatte und es mir gelungen war, all die Zeit ohne sie zu überstehen?
Durfte ich nicht mal laut werden, ohne daß sie die Treppe hochgerannt kam? Das
würde ein Ende haben müssen.
    »Bitte laß mich in Ruhe. Ich bin völlig in
Ordnung«, sagte ich. »Gute Nacht.«
    Ich schloß die Tür.
     
    »Also?« sagte ich zu Jools. »Red weiter.«
    »Sie kommt mir bekannt vor«, sagte Jools. »Ich
bin sicher, daß ich sie schon mal getroffen habe.«
    »Für meinen Geschmack geht die Bekanntschaft
allmählich ein bißchen zu weit«, flüsterte ich. »Das ist ein fürchterlich
hellhöriges Haus, und sie vergewissert sich immerzu, wie es mir geht.« Ich
hatte es eilig, zu unserem Gespräch zurückzukommen. »Also, wie du gerade gesagt
hast, bevor wir so rüde unterbrochen wurden... wenn du nicht die Frau bist, für
die ich dich halte, wer bist du dann?«
    »Die Sache ist die, daß ich dir das eigentlich
nicht erzählen kann«, sagte Jools. Sie rutschte unruhig auf dem beigen
Leinensofa herum.
    »Also, wirklich«, sagte ich. Allmählich wurde es
absurd. »Jetzt benimmst du dich echt lächerlich.«
    »Nein, ich darf’s nicht. Es könnte mich meinen
Job kosten. Ich wollte bloß, daß du weißt... oh, zum Teufel. Ich mach’ bloß
alles noch schlimmer, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte ich mit Nachdruck.
    Wir saßen ein paar Minuten lang schweigend da,
und dann hatte ich eine plötzliche Inspiration.
    »Was ist, wenn ich raten würde?« sagte ich. »Wie
bei einem Gesellschaftsspiel. Falls ich dann die richtige Lösung herausfinde,
hättest du mir nichts erzählt... technisch gesehen.«
    Jools schien sich nicht so sicher. »Wie, du
meinst so ähnlich wie >Tier, Pflanze oder Mineral    »Tja, gewissermaßen, außer daß ich da die erste
Antwort schon kenne, falls du nicht Terminator 3 oder so was bist.«
    »Was meinst du damit?«
    »Tier«, sagte ich.
    »Richtig«, sagte sie. »Du hast noch neunzehn
Fragen übrig.«
    »Heh, das ist ein bißchen unfair. Das war keine
richtige Frage... Also, na schön.«
     
    Allmählich begann ich, das Spiel satt zu haben.
Ich hatte eine Reihe von Fragen verbraucht und schien der Wahrheit nicht im
geringsten näher zu kommen. Ich hatte sie inzwischen auf einen Beruf
eingegrenzt, in dem man viel mit Menschen zu tun hatte, aber Sozialarbeiterin
war Jools nicht. Na ja, sagte sie, manchmal käme sie sich so vor. Aber das sagt
nahezu jeder über seinen Beruf, nicht wahr?
    »Callgirl?« fragte ich.
    »Herrgott noch mal, du hast

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