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Es muss nicht immer Mord sein

Es muss nicht immer Mord sein

Titel: Es muss nicht immer Mord sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imogen Parker
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und die Tatsache, daß ich verfolgt wurde, könnten etwas miteinander zu
tun haben, hatte Jools sich routinemäßig das Beweismaterial gegen den Typen
angesehen, der als mutmaßlicher Täter einsaß. Obschon die Beamten, die ihn
verhaftet hatten, den Fall für wasserdicht hielten, wies das Beweismaterial
eine Lücke auf: Die Mordwaffe war nie gefunden worden. Was bedeutete, daß
Denise eventuell von jemand anderem umgebracht worden war. Der Mann in Haft war
entdeckt worden, wie er über ihrer Leiche betete, beschmiert mit ihrem Blut. Er
hatte gestanden, sie ermordet zu haben, aber er war ein zutiefst verwirrter
ehemaliger Psychiatriepatient und könnte sich durchaus zu einer Tat bekannt
haben, die er nicht begangen hatte.
    »Niemand hat den Todesfall verdächtig gefunden,
bis du dann kamst«, sagte Jools. »Jetzt schauen wir uns die näheren Umstände
und das Umfeld an. Wie sich herausgestellt hat, besitzt ihr Freund ein paar
höchst dubiose Verbindungen... Noch mehr darf ich dir nicht erzählen.«
    »O.k., o.k., das verstehe ich, kann aber nicht
einsehen, warum du glaubst, daß jemand hinter mir her ist. Ich weiß nicht das Geringste
darüber. Ich meine, ich wußte, daß es da ein Problem mit Drogen gegeben
hatte...«
    Jools hob eine Augenbraue.
    »Martin hat’s mir erzählt«, gestand ich und
fügte verwirrt hinzu: »Aber warum sollte sich irgendwer für mich
interessieren?«
    »Na ja, du warst diejenige, die gesagt hat,
jemand ist hinter dir her... Es kommt mir einfach zu zufällig vor. Das ist
wohlgemerkt nicht die offizielle Sicht der Dinge. Nenn’s weibliche Intuition,
wenn du magst. Vielleicht weißt du ja wirklich etwas, verstehst du, aber du
weißt nicht, daß du’s weißt. Verstehst du, was ich meine? Vielleicht wissen
oder vermuten sie irgendwas.«
    »Yeah, aber ich habe erst angefangen, irgendwas
zu vermuten, als das mit den anonymen Anrufen losging«, sagte ich und
versuchte, einen klaren Kopf zu behalten. »Ich habe nicht erst Verdacht
geschöpft und dann die Anrufe bekommen.«
    »Tja erinnere dich, Ich hatte dich zuerst auch
in Verdacht, und nach dem, was du mir über deine Kollegen bei der Bank erzählt
hast, war ich damit nicht allein...«

Kapitel Einundzwanzig
      Ich brauchte
dringend ein wenig Zeit für
mich allein, um an einem Ort, wo ich nicht jedesmal zusammenschreckte, wenn ein
Auto eine Fehlzündung hatte oder ein Passant auf einen lockeren Kanaldeckel
trat, die Dinge durchzudenken.
    Ich hatte nicht geschlafen. Jools Anwesenheit in
meiner Wohnung hatte wenig dazu beitragen, mich zu beruhigen. Neben der
wachsenden Angst, die ihr Bericht über die Drogenermittlung bewirkt hatte,
begann ich mich von ihr auch seltsam hintergangen zu fühlen, als die Nacht sich
hinzog. Ich war unsere Freundschaft in gutem Glauben eingegangen, aber sie
hatte mir von Anfang an etwas vorgeheuchelt. Die intimen Dinge, die ich Jools
anvertraut hatte, waren echt; jene, die sie mir erzählt hatte, bloße Köder. Ich
zuckte zusammen, wenn ich an all die peinlichen Details dachte, die sie über
meine verflossenen und gegenwärtigen Lieben wußte.
    Sie war der einzige Mensch, dem ich von der
entwürdigenden Erfahrung mit Nats Softpornovideo erzählt hatte. Der Grund, daß
sie sich mit dem Pornogeschäft auskannte, so enthüllte sie nun in den frühen
Morgenstunden, lag darin, daß ein paar Typen, mit denen sie zusammen ihre
Ausbildung gemacht hatte, bei der Sitte waren. Sie hatte Nats Aktivitäten ihnen
gegenüber erwähnt, und nun brachten sie die Jungs vom Pornodezernat dazu, ihn
unter die Lupe zu nehmen. Sie erzählte mir das, als solle ich dankbar dafür
sein. Sie erzählte mir sogar, sie hätten herausgefunden, daß Nats Haupteinkommen
aus dem Import einer Palette von absolut legalen, aber einigermaßen ekelhaften
Aufblaspuppen stammte, die er in seinem sogenannten Produktionsbüro lagerte.
Die Puppen hatten Namen wie Miss Guided und Miss Tress , was
vermutlich der Grund war, warum mein Bühnenname in seinen Ohren so attraktiv
klang.
    Ich war entsetzt. Ebenso sehr — wie ich zugeben
muß — , weil ich meinen Künstlernamen genau zu dem Zeitpunkte würde ändern
müssen, wo die Leute begannen, ihn wiederzuerkennen, wie darüber, daß Nats
Grundrechte verletzt worden waren.
    Jools hatte fundamental und unverzeihlich das
Vertrauen gebrochen, das unserer Freundschaft stillschweigend zugrunde lag. Sie
schien es für eine ausreichende Entschädigung zu halten, daß sie unserer
Freundschaft wegen ihren Job riskierte.

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