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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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…«
    Ben schluchzte laut auf. Die anderen sahen ihn an und blickten dann verlegen beiseite. Mr. Nell legte dem Jungen seine große Hand auf die Schulter. Sie war rau und schwielig, die Geste aber war sanft.
    »Nimm’s dir nicht so zu Herzen, mein Großer. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm, oder zumindest noch nicht. Möglicherweise habe ich nur ein wenig übertrieben, damit ihr auch versteht, was ich meine. Man hat mich hergeschickt, damit ich nachschaue, ob ein großer Baum umgestürzt ist und sich quer über den Bach gelegt hat. Das passiert nämlich ab und zu. Ich werde diese Sache nicht an die große Glocke hängen, das bleibt unter uns sechsen. Wir haben in Derry wirklich ernstere Sorgen als ein bisschen gestautes Wasser. Ich werde einfach berichten, dass einige Jungs gerade vorbeigekommen sind und mir geholfen haben, den Baum zu entfernen. Eure Namen werde ich nicht erwähnen. Ihr braucht keine Angst zu haben, Vorladungen wegen Dammbauens in den Barrens zu bekommen.«
    Er betrachtete die fünf Jungen. Ben wischte sich mit seinem Taschentuch das Gesicht ab; Bill blickte nachdenklich zum Damm hinüber; Eddie hielt sein Asthma-Spray in einer Hand; Stan stand dicht neben Richie und hatte ihm eine Hand auf den Arm gelegt, um sofort fest zupacken zu können, wenn Richie den Mund aufmachen wollte.
    »Ihr Jungs habt hier unten sowieso nichts zu suchen«, sagte Mr. Nell und schaute sich um. »Vermutlich kann man sich hier unten sechzig verschiedene Krankheiten holen. Drüben die Müllhalde, diese Bäche voll Pisse und Grauwasser, Schlamm, Insekten, Dornen, Treibsand … Ihr habt hier unten wirklich nichts verloren. In der Stadt gibt es vier saubere Parks, in denen ihr den ganzen Tag lang Ball spielen könnt, und wo erwische ich euch? Hier unten, Herrgott!«
    »U-U-Uns g-gefällt es h-h-hier«, sagte Bill plötzlich trotzig. »W-W-W-Wenn wir hier u-u-unten s-s-sind, ma-ma-macht sich ka-ka-keiner über uns lu-lustig.«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Mr. Nell Eddie.
    »Er sagte, dass sich hier unten keiner über uns lustig macht«, dolmetschte Eddie. Seine Stimme war leise und pfeifend, aber auch unverkennbar fest. »Und er hat recht. Wenn Jungs wie wir in den Park gehen, um dort Baseball zu spielen, fragen die anderen Jungs natürlich sofort: ›Klar, Mann. Wo willst du spielen? Zweites oder drittes Base?‹«
    Richie gackerte los: »Eddie hat einen Kracher abgelassen!«
    Mr. Nell drehte schnell den Kopf, um ihn anzusehen.
    Richie zuckte die Achseln. »Er hat recht. Und Bill hat auch recht. Uns gefällt es hier unten.«
    Richie rechnete fest damit, dass Mr. Nell jetzt wieder wütend werden würde, aber der weißhaarige Polizist überraschte ihn – überraschte sie alle – mit einem Lächeln. »Ayuh«, sagte er, »verstehe. So ging’s mir auch, als ich ein Junge war. Ich verbiete es euch ja auch nicht. Aber sperrt jetzt mal eure Ohren auf. Passt gut auf, was ich euch jetzt sage.« Er hob den Zeigefinger, und sie sahen ihn alle ernst an. »Wenn ihr zum Spielen hierher kommt, dann dürft ihr das nur zusammen tun, habt ihr mich verstanden?«
    Sie nickten.
    »Das bedeutet wirklich zusammen. Kein Verstecken-Spielen, bei dem ihr euch trennt. Ihr wisst alle, was in dieser Stadt vorgeht. Ich verbiete euch nicht herzukommen, weil ihr es trotzdem tun würdet. Aber ich sage euch zu eurem eigenen Wohl – bleibt zusammen, wenn ihr hier oder sonstwo unterwegs seid.« Er sah Bill an. »Haben Sie irgendwelche Einwände, Mr. Bill Denbrough?«
    »N-N-Nein, Sir«, sagte Bill. »W-W-Wir w-werden z-z-zu…«
    »Das genügt mir«, fiel Mr. Nell ihm ins Wort. »Gib mir deine Hand drauf.«
    Bill streckte seine Hand aus, und Mr. Nell schüttelte sie.
    Richie gelang es, Stans Hand abzuschütteln. Er trat vor und verfiel wieder in seine Stimme-des-irischen-Bullen:
    »Ein Pfundskerl sind Sie, Mr. Nell, eine Seele von Mensch, das sind Sie wirklich! Ein feiner Mann, Jesses! Ein wirklich feiner, feiner Kerl!« Er packte Mr. Nells große Pranke und schwenkte sie wild, wobei er die ganze Zeit grinste. Dem irritierten Mr. Nell kam er wie eine grässliche Parodie von Franklin Roosevelt vor.
    »Danke, Jungchen«, sagte er und zog seine Hand zurück. »Du solltest noch’n bisschen daran arbeiten. Bis jetzt klingst du in etwa so irisch wie Groucho Marx.«
    Die anderen Jungen lachten erleichtert. Aber Stan warf Richie trotzdem einen vorwurfsvollen Blick zu: Werd erwachsen, Richie!
    Mr. Nell schüttelte ihnen allen die Hand, Ben zuletzt.
    »Du

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