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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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brauchst dich wirklich nicht zu schämen, mein Großer. Du hast einfach nicht gewusst, was für Konsequenzen dein Handeln haben würde, das ist alles. Hast du in einem Buch gesehen, wie man so was macht?«
    Ben schüttelte den Kopf.
    »Du hast es dir einfach so ausgedacht?«
    »Ja, Sir.«
    »Na, da schau mal einer her! Du wirst eines Tages große Dinge vollbringen, daran zweifle ich nicht. Aber die Barrens sind nicht der richtige Ort dafür.« Er blickte nachdenklich in die Runde. »Hier wird nie etwas Großes vollbracht werden. Ein grässlicher Ort.« Er seufzte. »Also, Jungs, reißt alles nieder. Ich glaube, ich setz mich einfach unter diesen Busch und ruh mich ein bisschen aus.« Er sah Richie mit einem ironischen Grinsen an, als wollte er eine weitere Parodie herausfordern.
    »Jawohl, Sir«, sagte Richie gehorsam und schwieg dann. Mr. Nell nickte zufrieden, und die Jungen machten sich an die Arbeit; sie ließen sich wieder von Ben Anweisungen geben, wie man am schnellsten niederreißen konnte, was sie geschaffen hatten. Mr. Nell holte inzwischen eine kleine braune Flasche aus seinem Hemd und trank einen großen Schluck. Dann hustete er, stieß zischend die Luft aus und sah die Jungen mit wässrigen, gütigen Augen an.
    »Und was is wohl in der Flasche, Sir?«, fragte Richie vorwitzig von seinem Platz aus, wo er knietief im Wasser stand.
    »Richie, könntest du vielleicht einmal die Klappe halten?«, zischte Eddie.
    »Das?«, sagte Mr. Nell und betrachtete die kleine Flasche, die keinerlei Aufschrift trug. »Das ist die Hustenmedizin der Götter, Jungchen. Und jetzt zeig mal, ob deine Knochen genauso schnell sind wie deine Zunge.«

3
     
    Einige Stunden später gingen Bill und Richie die Witcham Road entlang. Bill schob Silver; nachdem sie den Damm erst gebaut und dann wieder abgerissen hatten, fehlte ihm schlichtweg die Kraft, auf Silver zu fahren. Beide Jungen waren schmutzig und zerzaust und ziemlich erschöpft.
    Stan fragte, ob sie Lust hätten, mit ihm zu kommen und Monopoly oder Parcheesi oder sonst was zu spielen, aber sie lehnten alle ab. Es wurde spät. Ben, der sich müde und niedergeschlagen anhörte, sagte ihnen, er wolle nach Hause gehen und nachsehen, ob jemand seine Büchereibücher abgegeben hatte. Er hatte Hoffnung, da die Bücherei von Derry vorschrieb, dass der Ausleiher nicht nur seinen Namen in die Ausleihkarte jedes Buches eintrug, sondern auch seine Anschrift. Eddie sagte, er würde sich die Rock Show im Fernsehen ansehen, weil Neil Sedaka auftrat und er wissen wollte, ob Neil Sedaka ein Neger war. Stan sagte Eddie, er solle sich nicht lächerlich machen. Neil Sedaka war weiß, das wusste man, wenn man ihn nur hörte. Eddie behauptete, man wüsste gar nichts, wenn man ihn hörte. Bis letztes Jahr war er überzeugt gewesen, dass Chuck Berry weiß war, aber als der in der Chartshow Bandstand auftrat, war er ein Neger gewesen.
    »Meine Mutter glaubt immer noch, dass er weiß ist, und das ist gut so«, sagte Eddie. »Wenn sie rauskriegt, dass er ein Neger ist, lässt sie mich vielleicht nicht mehr seine Songs anhören.«
    Stan wettete um vier Comics mit Eddie, dass Neil Sedaka weiß war, dann machten sich die beiden zu Eddies Haus auf, um diese Frage zu klären.
    Richie ging weiter neben Bill her. Sie sprachen nicht viel. Richie dachte über Bills Geschichte von dem Foto nach, auf dem Georgie den Kopf gedreht und gezwinkert hatte. Und trotz seiner Müdigkeit kam ihm plötzlich eine Idee. Sie war verrückt … aber auch faszinierend.
    »Billy«, rief er. »Halt mal einen Augenblick an. Ich bin tot.«
    »S-So viel G-Glück h-hab ich nicht«, sagte Bill, aber er hielt an und legte Silver vorsichtig auf den grünen Rasen des Theologischen Seminars. Die beiden Jungen setzten sich auf die breiten Steinstufen, die zu dem ausgedehnten roten viktorianischen Gebäude führten.
    »W-W-Was für ein Tag!«, sagte Bill verdrießlich. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Sein Gesicht sah bleich und abgespannt aus. »Du rufst be-be-besser zu Ha-Ha-Hause an, wenn wir zu mir ge-ge-gehen. Damit deine A-A-Alten nicht du-du-durchdrehen.«
    »Ja. Das kann man wohl sagen. Hör mal, Bill …«
    Richie schwieg einen Moment und dachte an Bens Mumie, Eddies Aussätzigen … und an das, was Stan Uris ihnen fast erzählt hätte. Flüchtig schoss ihm noch etwas anderes durch den Kopf, und er hatte die Statue von Paul Bunyan vor Augen. Aber das war nur ein Traum gewesen, weiter nichts.
    »Gehen wir zu euch und werfen

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