Es: Roman
kurzer Überlegung (und es kam höchst selten vor, dass Richie überhaupt nachdachte, ehe er den Mund aufmachte) entschied er, dass das keine sehr gute Idee war. Mr. Nell sah nicht aus, als wollte er gerade unterhalten werden. Tatsächlich hätte man meinen können, dass ein Lacher das Allerletzte war, woran er gerade dachte.
Und so beschränkte Richie sich auf ein leises: »Ich habe auch mitgemacht.« Und dann schloss sich sein Mundwerk auch schon wieder.
»Und ich ebenfalls«, fügte Stan hinzu und trat neben Bill.
Die fünf Jungen standen jetzt in einer Reihe nebeneinander vor Mr. Nell. Ben sah sie an, völlig fassungslos über ihre Unterstützung. Einen Augenblick lang glaubte Richie, der gute alte Haystack würde in Tränen der Dankbarkeit ausbrechen.
»Jesses«, sagte Mr. Nell und obwohl er zutiefst entrüstet klang, wirkte sein Gesicht, als müsste er sich mühsam das Lachen verkneifen. »Ihr fünf Jungs seid ja das reinste Häuflein Elend. Wenn eure Eltern wüssten, was ihr hier getrieben habt, dürften heute Abend ein paar Riemen ganz schön was zu tun haben!«
Richie konnte sich einfach nicht länger beherrschen. Sein Mundwerk begann zu plappern wie ein Wasserfall.
»Wie steh’n die Dinge in der alten Heimat, Mister Nell?«, quasselte er drauflos. »Ach, Sie sind’ne Augenweide, wirklich ein Prachtkerl, ein Trost für meine arme heimwehkranke Seele …«
»In etwa drei Sekunden werde ich dir einen hübschen Trost verabreichen, Tozier«, sagte Mr. Nell trocken.
»Um G-G-Gottes w-w-willen, R-Richie, halt die K-K-K- Klappe!«
»Ein guter Rat, William Denbrough«, meinte Mr. Nell. »Ich wette, Zack weiß nicht, dass du hier unten in den Barrens bist und dich im Dreck wälzt, stimmt’s?«
Bill senkte die Augen und schüttelte den Kopf. Seine Wangen wurden flammendrot.
Mr. Nell wandte sich Ben zu. »Wie war doch gleich dein Name?«
»Ben Hanscom, Sir«, flüsterte er.
Mr. Nell nickte und betrachtete wieder Bens Damm. »Deine Idee war das also?«
»Wie man ihn baut, ja.« Bens Flüstern war jetzt kaum noch zu verstehen.
»Nun, du bist ein fantastischer Ingenieur, Junge«, sagte Mr. Nell, »aber du hast wahrscheinlich nicht den leisesten Schimmer von den Barrens und dem Abwassersystem von Derry, stimmt’s?«
Ben schüttelte den Kopf.
Nicht unfreundlich fuhr Mr. Nell fort: »Es besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil sind feste menschliche Ausscheidungen – im Klartext Scheiße, wenn ich damit deine zarten Ohren nicht beleidige – und der zweite Teil ist das so genannte »Grauwasser« – Wasser aus Badewannen, Waschmaschinen und Spülen und so weiter. Dazu kommt noch das Wasser, das in die Gullys der Kanalisation der Stadt fließt.
Nun, in Bezug auf die Entsorgung der festen Ausscheidungen hast du keinen Schaden verursacht, denn die werden glücklicherweise etwas weiter unten in den Kenduskeag gepumpt. Vielleicht trocknen wegen eures Damms jetzt ein paar stinkende Häufchen in der Sonne, aber zumindest muss niemand in seinem Haus durch Scheiße waten.
Das Grauwasser … tja, dafür gibt es keine Pumpen. Es fließt aufgrund des Gefälles einfach hügelabwärts. Und ich brauche dir wohl nicht zu erzählen, wo die Kanäle für das Grauwasser enden?«
»Da vorn«, sagte Ben und deutete auf den Bereich hinter dem Damm, den sie größtenteils überflutet hatten. Dabei sah er nicht auf, denn dicke Tränen rollten ihm langsam über die Wangen. Mr. Nell tat, als sähe er es nicht.
»Stimmt genau, mein großer Freund. Das Grauwasser fließt aus den Kanälen in Bäche, die weiter in die Barrens fließen. Tatsächlich besteht ein großer Teil dieser Bäche aus Grauwasser – und nur aus Grauwasser. Es kommt aus Kanälen, die ihr nicht mal sehen könnt, weil sie so tief im Dickicht vergraben sind. Die Scheiße fließt in eine Richtung, und der Rest in eine andere. Demnach habt ihr den ganzen lieben Tag lang in Derrys Abwasser herumgeplanscht.«
Eddie begann zu keuchen und musste sein Asthma-Spray benutzen.
»Ihr habt nun mit eurem Damm das Wasser in etwa sechs der acht Rohre aufgestaut, in welche die Witcham Road, die Jackson Street, die Kansas Street und vier oder fünf kleine Straßen dazwischen ihr Abwasser leiten«, fuhr Mr. Nell fort und warf Bill Denbrough einen trockenen Blick zu. »Euer Haus gehört auch dazu, mein Junge. Und da haben wir dann die Bescherung – Spülen, die nicht ablaufen, Waschmaschinen, die nicht abpumpen, Abflussrohre, deren Brühe sich fröhlich in Keller ergießt
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