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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schließen Pistazieneis. Rotbraunes Haar, das in der Sonne kupferfarben leuchtete und zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden war, fiel ihm über den Rücken. Richie kannte nur ein Mädchen mit einer so wunderschönen Haarfarbe. Und das war Beverly Marsh.
    Richie hatte Bev sehr gern. Na ja, er hatte sie gern, aber nicht so. Er bewunderte ihr Aussehen (und er wusste, dass er damit nicht allein stand – Mädchen wie Sally Mueller und Greta Bowie hassten Beverly wie die Pest; es war ihnen unbegreiflich, dass sie, die ansonsten alles hatten, was sie sich nur wünschen konnten, in puncto Aussehen mit der Tochter eines Slumbewohners von der Lower Main Street nicht konkurrieren konnten), aber er mochte sie so gern, weil sie sich nichts gefallen ließ und einen herrlichen Humor hatte. Außerdem hatte Bev meistens Zigaretten bei sich. Kurz gesagt, er mochte sie, weil sie ein dufter Typ war. Ein- oder zweimal hatte er sich gefragt, welche Farbe wohl ihr Slip unter der kleinen Auswahl ziemlich abgetragener Röcke haben mochte, aber solche Gedanken machte man sich nicht über einen Kumpel, richtig?
    Und Richie musste zugeben, dass sie ein verdammt hübscher Kumpel war.
    Während er sich der Bank näherte, zog Richie den Gürtel eines unsichtbaren Mantels enger, schob einen unsichtbaren Schlapphut nach vorn und verwandelte sich in Humphrey Bogart. Wenn er dazu noch die richtige Stimme einsetzte, war er Humphrey Bogart – zumindest in seinen Augen. Für die anderen hörte er sich an wie ein leicht erkälteter Richie Tozier.
    »He, Kleines«, rief er und schlenderte auf die Bank zu, wo sie saß und den Verkehr beobachtete. »Sinnlos, hier auf’nen Bus zu warten. Die Nazis haben uns den Rückzug abgeschnitten. Letztes Flugzeug startet um Mitternacht. Du wirst mit von der Partie sein. Er braucht dich, Kleines. Ich auch, aber ich werd’s schon irgendwie allein schaffen.«
    »Hallo, Richie«, sagte Bev, und als sie sich ihm zuwandte, sah er einen großen blauen Fleck auf ihrer rechten Wange. Ihm fiel wieder auf, wie hübsch sie aussah … nur erkannte er jetzt plötzlich, dass sie nicht einfach hübsch aussah, sondern wirklich schön war. Bis zu diesem Moment war es ihm nie in den Sinn gekommen, dass es auch außerhalb der Filmwelt wirklich schöne Mädchen gab, oder dass er möglicherweise sogar eines von ihnen kennen könnte. Vielleicht war es der blaue Fleck, dem er diese Erkenntnis verdankte – der starke Gegensatz, der besonders auffiel und die Schönheit ihrer graublauen Augen, der roten Lippen und der makellosen hellen Haut besonders hervorhob. Auf ihrer Nase tummelten sich winzige Sommersprossen.
    »Siehst du hier irgendwen, der so blauäugig ist, dass er dir die Geschichte abnimmt?«, fragte sie und sah ihn herausfordernd an.
    »Dich, Kleines,« sagte Richie. »Du bist nicht nur blauäugig, du bist überhaupt von Kopf bis Fuß blau wie frische Brombeeren. Aber wenn wir es schaffen, dich aus Casablanca rauszubringen, bingen wir dich zu dem besten Krankenhaus der Welt. Geld spielt keine Rolle. Wir machen dich wieder weiß. Ich schwör’s beim Namen meiner Mutter.«
    »Du bist ein Arschloch, Richie. Das hört sich kein bisschen nach Humphrey Bogart an.« Aber sie lächelte ein wenig.
    Richie setzte sich neben sie auf die Bank. »Gehst du auch ins Kino?«
    »Ich hab kein Geld«, sagte sie. »Kann ich mal dein Jo-Jo haben?«
    Er gab es ihr. »Ich will’s zurückbringen«, berichtete er. »Es soll angeblich schlafen, tut’s aber nicht. Man hat mich reingelegt.«
    Während sie ihren Finger durch die Schlinge steckte, schob Richie seine Brille auf der Nase hoch, um besser sehen zu können, was sie machte. Sie drehte ihre Handfläche nach oben und ließ das Jo-Jo zunächst darin ruhen. Dann rollte sie es über den Zeigefinger ab. Es lief nach unten bis zum Ende der Schnur und schlief, bis sie den Zeigefinger schnell nach oben krümmte und das Jo-Jo wieder nach oben in ihre Handfläche schnellte.
    »Hol mich der Teufel! Sieh sich das einer an!«, rief Richie.
    »Kinderkram«, sagte Bev. »Schau mal.« Sie stand auf und ließ das Jo-Jo wieder abrollen und dann ein paarmal auf dem Boden vor und zurück rollen, bevor es sich wieder aufwickelte und in ihrer Hand landete.
    »Oh, hör auf!«, stöhnte Richie. »Ich kann Angeber nicht ausstehen.«
    »Und wie findest du das?«, fragte Beverly mit süßem Lächeln. Sie ließ das Jo-Jo nach vorn und hinten schnellen und beendete ihre Vorführung mit zwei eleganten Schlenkern (wobei sie um

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