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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schreien.«
    Beverly schüttelte den Kopf. »Ich möchte ihm komplett aus dem Weg gehen. Und auf diese Weise kann ich das.«
    Kay warf ihr einen forschenden Blick zu. »Du hast Angst, dass er dir die ganze Sache doch noch ausreden könnte, stimmt’s?«
    Und Beverly dachte daran, wie sie zu siebt im Bach gestanden hatten, wie Stanleys Colaflaschen-Scherbe in der Sonne gefunkelt hatte; sie dachte an den schwachen Schmerz, als er ihr die Hand diagonal geritzt hatte, sie dachte daran, wie sie sich im Kreis stehend an den Händen gefasst und versprochen hatten zurückzukehren, wenn es jemals wieder anfangen sollte … zurückzukehren und es endgültig zu töten.
    »Nein«, sagte sie. »Er könnte mir das nicht ausreden. Aber er könnte mich verletzen, trotz der Sicherheitsbeamten. Du hast ihn letzte Nacht nicht gesehen, Kay. Er …«
    »Ich habe bei anderen Gelegenheiten mehr als genug von ihm gesehen«, sagte Kay mit zusammengezogenen Brauen. »Das Arschloch, das sich für einen Mann ausgibt.«
    »Er hat sich wie ein Wahnsinniger aufgeführt«, fuhr Bev fort. »Auch Sicherheitsbeamte könnten ihn vielleicht nicht aufhalten. Es ist besser so. Glaub mir.«
    »In Ordnung«, sagte Kay widerwillig, und Bev dachte amüsiert, dass Kay enttäuscht war, weil es nicht zu einer Konfrontation kommen würde, zu einer großen Abrechnung.
    »Lös den Scheck rasch ein«, riet Bev ihr noch einmal. »Bevor er die Konten sperren lässt. Das wird er nämlich mit Sicherheit tun.«
    »Wenn er das tut, statte ich ihm einen Besuch ab und sorge dafür, dass dieses Dreckschwein mir das Geld persönlich gibt …«
    »Du bleibst weg von ihm, hast du verstanden?«, sagte Beverly scharf. »Er ist gefährlich, Kay. Glaub mir bitte. Er hat sich aufgeführt wie …«- wie mein Vater, lag ihr auf der Zunge. Stattdessen sagte sie: »…wie ein Besessener.«
    »In Ordnung«, sagte Kay. »Du kannst ganz beruhigt sein. Fahr und erfüll dein Versprechen. Und denk schon mal darüber nach, wie es dann weitergehen soll.«
    »Das tue ich«, versicherte Bev, aber es war eine Lüge. Sie hatte über zu viel anderes nachzudenken: beispielsweise, was sich ereignet hatte, als sie ein elfjähriges Mädchen gewesen war. Beispielsweise wie sie Richie Tozier gezeigt hatte, wie man sein Jo-Jo zum Schlafen bringt. Beispielsweise über Stimmen aus dem Abfluss. Und über etwas, was sie gesehen hatte und das so schrecklich gewesen war, dass sie es immer noch zu verdrängen versuchte, als sie Kay neben dem langen silberfarbenen Greyhound-Bus zum letzten Mal umarmte.
    Jetzt, während das Flugzeug mit der Ente seinen langen Abstieg in die Bostoner Gegend beginnt, kehren ihre Gedanken wieder zu diesen Dingen zurück … und zu Stan Uris … und zu einem Haiku auf einer Postkarte ohne Unterschrift … und zu den Stimmen … und zu jenem Moment, als sie etwas Ungeheurem ins Auge geschaut hatte.
    Sie blickt aus dem Fenster, blickt hinab und denkt, dass Toms Bösartigkeit klein und unbedeutend ist im Vergleich zu dem Bösen, das sie in Derry erwartet. Wenn es dafür eine Entschädigung gibt, so die, dass Bill Denbrough auch dort sein wird … und es gab einmal eine Zeit, als ein elfjähriges Mädchen namens Beverly Marsh Bill Denbrough liebte. Sie erinnert sich an jene Postkarte mit dem schönen Gedicht, und sie erinnert sich daran, dass sie einmal gewusst hat, wer ihr diese Karte geschickt hatte. Aber es fällt ihr nicht ein, und auch an das Gedicht selbst kann sie sich nicht mehr genau erinnern … aber vielleicht hatte Bill es geschrieben. Ja, es ist durchaus möglich, dass es Stotter-Bill Denbrough gewesen war.
    Ihr fällt plötzlich ein, wie sie sich am Abend jenes Tages, als sie mit Richie und Ben im Kino gewesen war und die beiden Horrorfilme gesehen hatte, zum Schlafengehen fertig machte. Nach ihrem ersten Rendezvous. Sie hatte mit Richie darüber Witze gerissen – in jener Zeit war das ihre Verteidigungswaffe gewesen -, aber ein Teil von ihr war aufgeregt, gerührt und ein bisschen ängstlich gewesen. Es war in gewisser Weise wirklich ihr erstes Rendezvous gewesen, obwohl sie es mit zwei Jungen anstatt mit einem gehabt hatte. Richie hatte ihre Eintrittskarte und alles bezahlt, genau wie bei einem richtigen Rendezvous. Und hinterher hatten dann diese großen Burschen sie verfolgt … und sie hatten den Rest des Nachmittags in den Barrens verbracht … und Bill Denbrough war mit irgendeinem anderen Jungen auch dorthin gekommen, sie erinnerte sich nicht, wie der andere

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