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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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musste lachen. »Bist du dir sicher?«
    »Ich bin mir ganz sicher«, sagte Stan trocken. »Es bricht mir zwar fast das Herz, auf deine vier Pennys zu verzichten – aber ich bin mir ganz sicher.«
    Die vier Kinder gingen zu der Reihe harter Plastikstühle an der hinteren Wand der Wäscherei, setzten sich und schwiegen. Die Putzlappen wirbelten in der Waschmaschine umher. Seifenlauge spritzte gegen das dicke Glas des runden Bullauges. Zuerst war das Wasser rötlich, und es verursachte Beverly ein leichtes Übelkeitsgefühl, aber sie konnte trotzdem nicht wegschauen. Die Frau in der Krankenschwesterntracht blickte immer häufiger über ihr Taschenbuch zu ihnen hinüber. Vielleicht hatte sie zuerst befürchtet, dass sie herumlärmen würden; nun schien ihr aber das Schweigen der Kinder auf die Nerven zu gehen. Als die Trockenschleuder stillstand, holte sie ihre Sachen heraus, faltete sie zusammen, legte sie in einen blauen Wäschesack aus Plastik, warf den Kindern einen letzten verwirrten Blick zu und ging.
    Sobald sie draußen war, sagte Ben abrupt, fast barsch: »Du bist nicht die Einzige.«
    »Was?«, fragte Beverly.
    »Du bist nicht die Einzige«, wiederholte Ben. »Weißt du...«
    Er verstummte und sah Eddie an, der nickte. Dann sah er Stan an, der ein unglückliches Gesicht machte … dann aber nach momentanem Zögern ebenfalls achselzuckend nickte.
    »Was ist denn los?«, fragte Beverly wieder und packte Ben am Unterarm. Sie hatte heute schon genug unverständliche Andeutungen gehört. »Wenn ihr irgendwas darüber wisst, dann sagt es mir bitte!«
    »Willst du es erzählen?«, fragte Ben Eddie.
    Eddie schüttelte den Kopf, holte sein Asthma-Spray aus der Tasche und drückte darauf.
    Langsam erzählte Ben Beverly, wie er zufällig am letzten Schultag nachmittags Bill Denbrough und Eddie Kaspbrak in den Barrens getroffen hatte. Er erzählte ihr, wie sie am nächsten Tag den Damm gebaut hatten. Er erzählte ihr Bills Geschichte von dem Foto seines toten Bruders, auf dem Georgie sich bewegt und ihm zugezwinkert hatte. Er erzählte sein eigenes Erlebnis mit der Mumie, die mitten im Winter mit Luftballons, die gegen den Wind flogen, auf dem vereisten Kanal auf ihn zugekommen war. Beverly hörte mit wachsendem Schrecken zu. Sie spürte, wie ihre Hände und Füße kalt und ihre Augen immer größer wurden.
    Ben kam zum Schluss und schaute Eddie an. Eddie drückte noch einmal auf sein Asthma-Spray, dann erzählte er sein Erlebnis mit dem Aussätzigen. Im Gegensatz zu Ben überschlug er sich dabei fast vor Hektik, um die Sache möglichst schnell hinter sich zu bringen. Er endete mit einem leisen Aufschluchzen, aber diesmal brach er nicht in Tränen aus.
    »Und du?«, fragte Beverly Stan.
    »Ich …«
    Plötzlich trat eine Stille ein, die sie alle zusammenfahren ließ wie eine Explosion.
    »Die Wäsche ist fertig«, sagte Stan.
    Die anderen beobachteten, wie er aufstand, zur Waschmaschine ging, die Lappen herausholte, die in einem Klumpen zusammenklebten, und sie genau betrachtete.
    »Ein paar Flecken sind noch drauf«, bemerkte er, »aber es ist nicht schlimm. Sieht aus wie Obstsaft.«
    Er zeigte sie ihnen, und sie nickten feierlich wie über wichtige Dokumente. Beverly verspürte eine ähnliche Erleichterung wie kurz zuvor, als das Bad gesäubert war. Sie konnte die schwachen hellen Flecken auf der abblätternden Tapete ertragen, und auch die schwachen rötlichen Spuren auf den Putzlappen ihrer Mutter konnte sie ertragen. Sie hatten etwas dagegen getan, das schien wichtig zu sein. Vielleicht hatte es nicht völlig funktioniert, aber sie hatte festgestellt, es hatte immerhin so gut geklappt, dass sie beruhigt war, und das genügte Al Marshs Tochter Beverly.
    Stan legte sie in eine der großen Trockenschleudern und warf seine beiden Fünfcentmünzen ein. Die Maschine kam in Bewegung, und Stan ging zurück und setzte sich wieder zwischen Eddie und Ben.
    Einen Augenblick lang saßen sie alle schweigend da und betrachteten die Lappen, die in der Trockenschleuder umherwirbelten. Das Summen der gasbetriebenen Maschine wirkte auf sie beruhigend, sogar etwas einschläfernd. Eine Frau fuhr draußen mit einem Wägelchen voller Lebensmittel vorbei. Sie warf im Vorbeigehen einen Blick in die Wäscherei.
    »Ich habe tatsächlich etwas gesehen«, sagte Stan plötzlich. »Ich wollte nicht darüber reden, weil ich es für einen Traum oder so was Ähnliches halten wollte. Vielleicht sogar für einen Anfall, wie der Stavier-Junge sie

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