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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zähne zu putzen oder … na ja, ihr wisst schon.«
    »Wir können hier doch gründlich sauber machen«, schlug Stan plötzlich vor.
    Beverly starrte ihn an. »Sauber machen?«
    »Na klar. Vielleicht kriegen wir von der Tapete nicht alles runter – sie sieht … na ja, sie sieht so aus, als läge sie ohnehin in den letzten Zügen -, aber den Rest können wir bestimmt abwaschen. Hast du ein paar Putzlappen?«
    »In der Küche unter der Spüle«, sagte Beverly. »Aber meine Mutter wird sich wundern, wohin sie verschwunden sind, wenn wir sie benutzen.«
    »Ich habe fünfzig Cent«, sagte Stan ruhig, ohne den Blick von den Blutflecken zu wenden. »Wir säubern jetzt alles, so gut es geht, dann bringen wir die Putzlappen in die Münzwäscherei, waschen und trocknen sie, und du kannst sie wieder an Ort und Stelle legen.«
    »Meine Mutter sagt, dass Blut aus Stoff nicht mehr rausgeht«, wandte Eddie ein. »Sie sagt, es setzt sich im Gewebe fest oder irgend so was.«
    Ben kicherte hysterisch. »Es macht nichts, wenn die Flecken aus den Lappen nicht ganz rausgehen«, sagte er. »Sie können sie ja ohnehin nicht sehen.«
    Niemand musste fragen, wen er mit »sie« meinte.
    »Okay«, sagte Beverly, »versuchen wir’s.«

8
     
    In der nächsten halben Stunde waren sie eifrig mit Putzen beschäftigt, und als das Blut allmählich von den Wänden, vom Spiegel und vom Waschbecken verschwand, wurde Beverly immer leichter ums Herz. Ben und Eddie kümmerten sich um das Waschbecken und den Spiegel, während sie den Boden schrubbte. Stan arbeitete mit größter Sorgfalt an der Tapete. Er verwendete dazu einen fast trockenen Lappen. Letzten Endes hatten sie fast alles entfernt. Zuletzt wechselte Ben die Glühbirne über dem Waschbecken aus. Das würde nicht auffallen, weil Mrs. Marsh letzten Herbst zu stark herabgesetztem Preis gleich einen Zweijahresvorrat gekauft hatte.
    Sie benutzten Mrs. Marshs Putzeimer, ihr Putzmittel und jede Menge heißes Wasser, das sie häufig wechselten, weil es sie ekelte hineinzulangen, wenn es blutig war.
    Endlich trat Stanley ein paar Schritte zurück, betrachtete das Bad mit dem kritischen Auge eines Jungen, dem Sauberkeit und Ordnungsliebe einfach angeboren sind, und erklärte: »Ich glaube, wir haben unser Bestes getan.«
    An der Wand links vom Waschbecken waren immer noch schwache Blutspuren zu erkennen; dort war die Tapete so dünn und abgenutzt, dass Stanley nicht gewagt hatte, sie kräftig abzureiben. Aber sogar dort waren die Flecken nur noch schwach pastellfarben und sahen nicht mehr bedrohlich aus.
    »Danke«, sagte Beverly in die Runde. Sie konnte sich nicht daran erinnern, ein Dankeschön jemals so aufrichtig empfunden zu haben. »Ich danke euch allen.«
    »Ist schon in Ordnung«, murmelte Ben und errötete dabei natürlich wieder.
    »War doch selbstverständlich«, sagte Eddie.
    »Kommt, wir bringen diese Putzlappen weg«, meinte Stan. Sein Gesicht war starr, fast düster. Und viel später dachte Beverly, dass Stan damals vielleicht als Einziger erkannt hatte, dass sie einer unausdenkbaren Konfrontation wieder um einen Schritt näher gekommen waren.

9
     
    Sie legten die blutigen Putzlappen in eine Tragetasche, füllten etwas Waschpulver in ein Glas ab und begaben sich in die Kleen-Kloze-Wäscherei an der Ecke Main Street und Cony Street. Zwei Blöcke weiter konnten sie den Kanal in der heißen Nachmittagssonne leuchtend blau funkeln sehen.
    Bis auf eine Frau in weißer Schwesterntracht, die ihre Sachen gerade trocknete, war die Wäscherei leer. Die Frau warf den Kindern einen argwöhnischen Blick zu und schaute dann wieder in ihr Taschenbuch – Die Leute von Peyton Place.
    »Kaltes Wasser«, sagte Ben leise. »Meine Mutter sagt, dass Blutflecken am besten mit kaltem Wasser rausgehen.«
    Sie legten die Lappen in die Waschmaschine, während Stan seine zwei Vierteldollar gegen vier Zehncent- und zwei Fünfcentmünzen einwechselte. Nachdem Bev das Waschpulver über die Lappen geschüttet hatte, steckte er zwei Zehncentstücke in den Münzschlitz. Bev schloss das Bullauge, und Stanley setzte die Waschmaschine in Gang.
    Beverly hatte die meisten Pennys, die sie gewonnen hatte, für die Milchshakes ausgegeben, aber nach langem Suchen fand sie doch noch vier in ihrer linken Jeanstasche. Sie bot sie Stan an, der ganz verlegen, fast gekränkt aussah. »Mein Gott«, sagte er, »da lade ich nun ein Mädchen zu einem Rendezvous in die Wäscherei ein, und plötzlich will es selbst bezahlen.«
    Beverly

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