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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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würde sich weniger schämen. Nein, sie war wirklich kein sehr gutes Mädchen.
    »Ich liebe dich, Mami«, sagte sie.
    »Ich dich auch, Bevvie«, sagte ihre Mutter und fuhr nach kurzem Schweigen fort: »Sei vorsichtig. In den Zeitungen steht was von einem weiteren Vermissten. Einem Jungen namens Patrick Hockstetter. Er ist verschwunden. Hast du ihn gekannt, Bev?«
    Sie schloss kurz die Augen. »Nein, Mama.«
    »Na ja … also dann, bis später.«
    »Bis später.«
    Sie setzte sich zu den anderen, und sie spielten eine Stunde lang Monopoly. Stan war der große Gewinner.
    »Juden sind eben gut im Geldverdienen«, erklärte Stan, während er ein weiteres Hotel auf die Atlantic Avenue und zwei weitere Häuser auf die Ventnor Avenue stellte. »Das weiß doch jeder.«
    »Dann mach mich zu’nem Juden!«, rief Ben prompt, und alle lachten. Ben war fast pleite.
    Beverly warf von Zeit zu Zeit über den Tisch hinweg verstohlene Blicke auf Bill und registrierte genau seine sauberen Hände, seine blauen Augen, seine feinen roten Haare. Während er den kleinen Silberschuh, der ihm als Spielstein diente, über das Brett bewegte, dachte sie: Wenn er meine Hand hielte, würde ich vor Glück sterben, glaube ich. Es war ihr, als strahlte in ihrer Brust ein warmes Licht, und sie lächelte heimlich auf ihre Hände hinab.

6
     
    Das Finale des Abends ging fast ernüchternd schnell. Ben nahm einen von Zacks Meißeln vom Regal, setzte ihn an den Schnittlinien der Gussformen an und schlug mit einem Hammer auf den Meißel. Die Formen ließen sich leicht öffnen. Zwei kleine Silberkugeln fielen heraus. Auf einer konnten sie einen Teil eines Datums sehen: 259. In der anderen Kugel zeugten wellige Linien noch von Lady Libertys Haaren. Alle starrten wortlos darauf; dann nahm Stan eine davon in die Hand.
    »Ziemlich klein«, meinte er.
    »Das war auch der Stein in Davids Schleuder, als er damit gegen Goliath antrat«, widersprach Mike. »Ich finde, sie sehen sehr wirkungsvoll aus.«
    Ben nickte. Er war derselben Meinung.
    »S-S-Sind wir f-fertig?«, fragte Bill ungläubig.
    »Ja«, sagte Ben. »Hier.« Er warf die zweite Kugel Bill zu, der sie vor Überraschung um ein Haar nicht aufgefangen hätte.
    Die Kugeln machten die Runde und wurden ehrfürchtig bestaunt, von allen Seiten bewundert und in der Hand abgewogen. Als sie wieder zu Ben zurückkamen, blickte er Bill an. »Und was machen wir jetzt damit?«
    »G-G-Gib sie B-Beverly.«
    »Nein!«
    Er sah sie freundlich, aber zugleich auch streng an. »B-Bev, wir h-h-haben das doch sch-schon zur G-G-Genüge diskutiert und …«
    »Ich tu’s ja auch«, entgegnete sie. »Ich werde mit diesen verdammten Dingern schießen, wenn’s so weit ist. Falls es überhaupt dazu kommen sollte. Ich werde schießen – obwohl ich höchstwahrscheinlich danebenschießen werde und das unser Tod sein wird. Aber ich will sie nicht mit nach Hause nehmen. Meine Eltern
    (mein Vater)
    könnten sie finden, und ich käme in Teufels Küche.«
    »Hast du denn kein Geheimversteck?«, fragte Richie. »Du meine Güte – ich hab vier oder fünf.«
    »Ich hab eins«, sagte Beverly. Der Bettkasten unter ihrer Matratze hatte einen schmalen Spalt, und dort versteckte sie manchmal Zigaretten, Comics und – in letzter Zeit – Film-und Modezeitschriften. »Aber es ist nicht so hundertprozentig sicher, dass ich so was wie die Kugeln reintun könnte. Bewahr du sie lieber auf, Bill, bis es so weit ist.«
    »Okay«, sagte Bill, und in diesem Augenblick erhellten Autoscheinwerfer die Auffahrt. »V-V-Verdammt, s-sie sind heute f-f-früh dran. Machen w-wir, dass wir h-h-hier rauskommen.«
    Sie hatten sich gerade wieder an den Tisch gesetzt, als Sharon Denbrough die Küchentür öffnete.
    Richie rollte mit den Augen und tat so, als müsste er sich Schweiß von der Stirn wischen. Die anderen lachten herzhaft.
    Gleich darauf trat Bills Mutter ins Zimmer. »Dein Vater wartet im Auto auf deine Freunde, Bill.«
    »O-O-Okay, M-Mama«, sagte Bill. »W-Wir waren s-s-sowieso gerade f-f-f-fertig.«
    »Wer hat gewonnen?«, fragte Sharon und lächelte Bills Freunden zu. Das Mädchen ist sehr hübsch, dachte sie. Vermutlich würde man in zwei, drei Jahren die Kinder im Auge behalten müssen, wenn dann auch Mädchen mit von der Partie sein würden. Aber mit elf waren sie bestimmt noch zu jung, um an das hässliche Monster Sex auch nur zu denken.
    »S-S-Stan hat g-g-gewonnen«, sagte Bill. »J-J-Juden s-sind eben gut im G-G-G-Geldverdienen.«
    »Bill!«,

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