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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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als alles andere davon abhielt, war jener andere Ausdruck auf Henrys Gesicht – der müde, verwirrte Ausdruck des unglückseligen Kindes, dem von Geburt an übel mitgespielt worden war. Henry war in dem verseuchten Umfeld von Butch Bowers’ verwirrtem Geist aufgewachsen und hatte bestimmt schon Ihm gehört, noch ehe er gewusst hatte, dass Es existierte.
    Anstatt also den Brieföffner in Henrys Nacken zu treiben, ließ Mike sich auf die Knie fallen und griff nach dem Messer. Es drehte sich in seiner Hand – scheinbar ganz aus eigener Kraft -, und seine Finger schlossen sich um die Klinge. Obwohl er im ersten Moment keinen Schmerz verspürte, floss rotes Blut aus der braunen Haut seiner ersten drei Finger in die narbige Handfläche.
    Er riss seine Hand zurück, Henry rollte etwas zur Seite und nahm sich das Messer. Mike kam auf die Knie, und die beiden Männer starrten einander an. Beide bluteten: Bei Mike waren es die Finger, bei Henry die Nase. Henry schüttelte den Kopf, und Blutstropfen flogen in die Dunkelheit.
    »Ihr habt euch für so schlau gehalten!«, schrie er heiser. »Verdammte Feiglinge und Schwächlinge wart ihr alle, sonst nichts! In einem fairen Kampf hätten wir euch besiegt!«
    »Leg das Messer weg, Henry«, sagte Mike ruhig. »Ich werde die Polizei anrufen. Man wird dich hier abholen und nach Juniper Hill zurückbringen. Du wirst von Derry weg sein. Du wirst in Sicherheit sein.«
    Henry wollte etwas erwidern, besann sich dann aber eines Besseren. Er konnte diesem verhassten Bimbo doch nicht erzählen, dass er dort nicht in Sicherheit wäre, ebenso wenig wie in Los Angeles oder in den Regenwäldern von Timbuktu. Früher oder später würde überall der Mond aufgehen, knochenweiß und kalt wie Schnee. Die Geisterstimmen würden erklingen, und das Gesicht des Mondes würde sich in Sein Gesicht verwandeln und schwatzen und lachen und ihm Befehle erteilen. Er schluckte schleimiges Blut.
    »Ihr habt nie fair gekämpft!«
    »Ihr etwa?«, konterte Mike.
    »Du verdammter rabenschwarzer NiggerBimboSchwarzbrotUrwaldaffensklaven drecksau! «, schrie Henry und griff Mike erneut an.
    Mike lehnte sich zurück, um dem ungeschickten Angriff auszuweichen, verlor dabei das Gleichgewicht und fiel auf den Rücken. Henry traf abermals nur den Tisch, richtete sich wieder auf, wirbelte herum und packte Mike am Arm. Mike stieß mit dem Brieföffner zu und spürte, dass dieser sich tief in Henrys Unterarm bohrte. Henry schrie auf, aber anstatt loszulassen, umklammerte er Mikes Arm nur noch fester und zog ihn zu sich. Die Haare fielen ihm wirr in die Augen, und aus seiner gebrochenen Nase floss Blut über die wulstigen Lippen.
    Mike versuchte, ihn mit dem Fuß wegzustoßen. Henry holte in weitem Bogen mit dem Messer aus, und die fünfzehn Zentimeter lange Klinge drang bis zum Heft in Mikes Oberschenkel, ganz mühelos, wie in einen Butterkuchen. Henry zog das bluttriefende Messer wieder heraus, und mit einem Schrei stieß Mike ihn zurück.
    Er kam mühsam auf die Beine, etwas später als Henry, und konnte dessen nächstem Angriff nur noch knapp ausweichen. Er spürte, wie Blut in beängstigender Menge an seinem Bein herabfloss und seinen Slipper füllte. Er muss meine Oberschenkelarterie getroffen haben. O Gott, er hat mich ganz schön erwischt. Überall Blut. Blut auf dem Fußboden. Die Schuhe sind auch im Eimer, dabei hab ich sie erst vor zwei Monaten gekauft …
    Keuchend und schnaubend wie ein wütender Stier griff Henry erneut an. Mike taumelte beiseite und stieß gleichzeitig mit dem Brieföffner zu, der durch Henrys fadenscheiniges Hemd drang und eine tiefe Schnittwunde quer über seinen Rippen verursachte. Henry stieß einen Schmerzensschrei aus, während Mike ihn wieder von sich stieß.
    »Du mieser Nigger!«, kreischte er. »Schau nur, was du gemacht hast!«
    »Lass das Messer fallen, Henry!«, sagte Mike.
    Hinter ihnen ertönte plötzlich ein Kichern. Henry drehte sich um … und dann schrie er entsetzt auf und schlug die Hände vors Gesicht. Auch Mike warf einen Blick zur Ausleihtheke. Erst war ein lautes, vibrierendes Ka-spanggg! zu hören, dann tauchte Stan Uris’ Kopf hinter der Ausleihtheke auf. An einer dicken Sprungfeder, die wie ein Korkenzieher in den bluttriefenden Hals gebohrt war, wippte der Kopf auf und ab. Das Gesicht war grellweiß geschminkt. Auf beiden Wangen waren rote Rougekreise, und anstelle von Augen füllten große orangefarbene Pompons die Höhlen. Dieser groteske Stan-aus-der-Box nickte

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