Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
die anderen kämen.
    Aber was stattdessen aus seinem Mund kam, klang bei Weitem vernünftiger.
    »Du gehst morgen früh zu Phil ins Büro und erklärst ihm, dass ich wegmusste und dass du Pacino chauffieren wirst …«
    »Eddie, ich kann nicht!«, heulte sie. »Er ist ein großer Star, und wenn ich mich verfahre, wird er mich anbrüllen, er wird mich anbrüllen, das tun sie alle, wenn man sich verfährt, und … und … ich werde weinen … es könnte ein Unfall passieren … ich weiß, es wird einen Unfall geben … Eddie … Eddie, du musst hierbleiben …«
    » Hör auf , Myra!«
    Sie zuckte zusammen, als sie seine Stimme hörte – gekränkt, verletzt -, aber obwohl Eddie sein Asthma-Spray fest umklammerte, wusste er, dass er es jetzt nicht verwenden durfte. Sie würde es sehen, es als Schwäche auffassen und das würde ihr einen Vorteil verschaffen. Lieber Gott, wenn es dich gibt, dann glaub mir bitte, dass ich Myra nicht kränken will, ich will sie nicht verletzen, aber ich habe es versprochen, wir alle haben es versprochen, wir haben es mit Blut besiegelt, bitte, lieber Gott, ich muss es tun …
    »Ich hasse es, wenn du mich anschreist, Eddie«, flüsterte sie.
    »Und ich hasse es, wenn ich es tun muss«, sagte er, und sie schluchzte wieder verletzt auf. Gut gemacht, Eddie – du hast sie schon wieder verletzt. Warum schubst du sie nicht ein bisschen herum? Nur ein paarmal. Das wäre sicher barmherziger – und schneller erledigt.
    Plötzlich – vielleicht, weil er sich gerade vorgestellt hatte, Myra herumzuschubsen – sah er das Gesicht von Henry Bowers vor seinem geistigen Auge. Es war das erste Mal seit Jahren, dass er an Bowers gedacht hatte, und das ängstigte ihn mehr als alles andere.
    Er schloss kurz die Augen, öffnete sie dann und sagte: »Du wirst dich nicht verfahren, und er wird dich nicht anbrüllen. Mr. Pacino ist sehr nett, sehr verständnisvoll.« Er hatte Pacino zwar noch nie chauffiert, beruhigte sich aber selbst damit, dass er aller Wahrscheinlichkeit nach recht haben würde – nach Meinung der Öffentlichkeit waren die meisten Berühmtheiten Arschlöcher, aber Eddie hatte genug von ihnen kutschiert, um zu wissen, dass das normalerweise gar nicht stimmte.
    Natürlich gab es auch Ausnahmen von der Regel – und in den meisten Fällen waren diese Ausnahmen echte Monstrositäten. Um Myras willen hoffte er inständig, dass Pacino nicht zur letzten Kategorie gehörte.
    »Ist er das wirklich?«, fragte sie schüchtern.
    »Ja, das ist er.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Demetrios hat ihn schon zwei- oder dreimal gefahren, als er noch bei Manhattan Limousine gearbeitet hat«, antwortete Eddie schlagfertig. »Er sagte außerdem, Mr. Pacino würde immer mindestens fünfzig Dollar Trinkgeld geben.«
    »Und wenn er fünfzig Cent gibt, solange er mich nur nicht anschreit …«
    »Es ist ganz einfach, Myra. Du bringst ihn morgen Abend um sieben Uhr vom St. Regis Hotel zu den ABC-Studios. Sie machen dort noch einmal Aufnahmen für den letzten Akt des Stücks, in dem er zurzeit auftritt – American Buffalo heißt es, glaube ich. Gegen elf bringst du ihn ins St. Regis zurück, fährst dann zur Halle und gibst den Wagen ab.«
    »Das ist alles?«
    »Das ist alles. Das schaffst du doch mit links, Marty.«
    Normalerweise kicherte sie immer über diesen Kosenamen, aber heute sah sie ihn nur mit quälenden Zweifeln an.
    »Und was ist, wenn er zum Abendessen ausgehen möchte?«, fragte sie. »Hinterher, meine ich. Oder wenn er irgendwo was trinken möchte.«
    »Das glaube ich nicht, aber wenn es der Fall sein sollte, bringst du ihn hin. Wenn es so aussieht, als würde er die ganze Nacht feiern wollen, kannst du Phil Thomas nach Mitternacht anfunken, bis dahin wird er einen Fahrer übrig haben, der dich ablöst. Ich würde dir so etwas nicht zumuten, wenn ich genug Fahrer hätte, aber zwei meiner Leute sind krank, Demetrios hat Urlaub und alle anderen sind schon verplant. Spätestens um eins wirst du im Bett sein, Marty, allerallerallerspätestens.«
    Auch diesmal lachte sie nicht.
    Er räusperte sich und beugte sich vor, die Ellbogen auf die Knie gestützt. Und die Geisterstimme seiner Mutter flüsterte augenblicklich: Sitz nicht so da, Eddie. Es ist nicht gut für deine Haltung. Und ebenso wenig für deine zarte Lunge.
    Er setzte sich wieder aufrecht hin, ohne genau zu wissen weshalb.
    »Ich hoffe nur, dass das eine Ausnahme bleibt«, jammerte sie. »Ich bin in den letzten beiden Jahren zu einem

Weitere Kostenlose Bücher