Es: Roman
herrlichen Ausdruck von Angst und Schrecken und Scham – jenen Ausdruck, der besagte: Ja, du hast recht, ich hab’s verdient, jenen Ausdruck, der besagte: Ja, du bist da, ich kann dich spüren. Dann würde die Liebe zurückkehren, und das war richtig und gut so, denn er liebte sie wirklich. Wenn sie es wollte, könnten sie auch gern darüber sprechen, wer angerufen hatte, was überhaupt los war. Aber das alles musste warten. Jetzt brauchte sie erst mal wieder eine Lektion. Die gute alte Lektion in zwei Teilen. Erst eine Tracht Prügel, dann einen Fick.
»Tut mir leid, Baby.«
»Tom, tu das n…«
Wieder holte er weit aus und schlug zu. Der Riemen schlang sich um ihre Hüfte und klatschte auf ihren Hintern. Und …
Und du lieber Himmel, sie packte ihn! Sie packte den Gürtel!
Einen Augenblick lang war Tom Rogan so perplex über diese unerhörte Auflehnung, dass der Riemen ihm entglitten wäre, wenn die Schlinge nicht fest um die Knöchel seiner rechten Hand gewickelt gewesen wäre.
Er riss ihn zurück.
»Versuch nie wieder, mir etwas wegzunehmen!«, sagte er heiser. »Hast du verstanden? Wenn du es je wieder versuchen solltest, wirst du einen Monat lang nicht sitzen können.«
»Tom, hör auf!«, rief sie, und allein ihr Ton versetzte ihn in Rage – sie klang wie ein Spielplatzaufseher, der von oben herab auf einen vor Wut tobenden, kleinen Jungen einredet. »Ich muss fort. Das ist kein Scherz. Menschen sind tot … Menschen sind tot, und ich habe vor langer Zeit ein Versprechen gegeben …«
Tom hörte nichts von alldem. Er brüllte auf und rannte mit gesenktem Kopf auf sie los wie ein Stier. Er holte blind mit dem Gürtel aus, schlug zu, vertrieb sie von der Badezimmertür und verfolgte sie entlang der Schlafzimmerwand. Er holte aus, schlug zu, holte aus, schlug zu, holte aus, schlug zu. Am nächsten Tag konnte er seinen Arm kaum über Augenhöhe hinausheben, aber im Augenblick konnte er an nichts anderes denken als an die Tatsache, dass sie ihm trotzte; sie hatte nicht nur geraucht, sondern auch noch versucht, ihm den Gürtel zu entreißen. Sie hatte es geradezu herausgefordert, und er konnte vor dem Thron des Allmächtigen beschwören, dass sie dafür büßen würde.
Er trieb sie die Wand entlang und ließ Schläge auf sie niederprasseln. Sie hielt die Hände hoch, um ihr Gesicht zu schützen. Der Riemen traf ihre Brüste, ihren Bauch, ihr Gesäß, ihre Beine. In dem stillen Zimmer klang es wie das Knallen einer Ochsenpeitsche. Aber Beverly schrie nicht wie sonst manchmal, und sie flehte ihn auch nicht an, aufzuhören, was sie früher meistens getan hatte. Was aber am schlimmsten war – sie weinte nicht, und das tat sie sonst immer. Das einzige Geräusch, vom Klatschen des Gürtels abgesehen, waren die Atemzüge – seine schwer und keuchend, ihre leicht und schnell.
Und plötzlich machte sie einen Ausfall zum Bett, zum Toilettentisch auf ihrer Bettseite. Ihre Schultern waren rot von den Schlägen. Ihre Haare glichen lodernden Flammen. Er folgte ihr schwerfällig; er war langsamer, sehr groß und dick; bis vor zwei Jahren hatte er Squash gespielt, aber dann hatte er sich eine Sehnenzerrung zugezogen, und seitdem war sein Gewicht ein wenig außer Kontrolle geraten … oder, besser gesagt, nicht ein wenig, sondern sehr stark. Doch die Muskeln waren noch da, zwar verborgen unter einer dicken Fettschicht, aber noch da. Er erschrak kurz, als er feststellte, dass er völlig außer Atem war.
Sie erreichte den Toilettentisch, und er dachte, sie würde sich dort zusammenkauern oder sogar versuchen, darunterzukriechen. Stattdessen griff sie nach etwas … drehte sich um … und plötzlich schwirrten seltsame Flugkörper durch die Luft. Sie schleuderte Kosmetikartikel nach ihm – Cremedöschen, Parfumflaschen. Eine Flasche Chantilly traf seinen nackten behaarten Brustkorb, fiel auf den Boden zwischen seinen Füßen und zerbrach. Er wurde plötzlich von einer betäubenden Duftwolke eingehüllt.
»Hör auf!«, brüllte er. »Hör auf, du verdammtes Luder!«
Aber sie hörte nicht auf, sondern packte blindlings, was ihr unter die Finger kam, und warf es nach ihm. Er griff sich fassungslos an die Brust, wo die Chantilly-Flasche ihn getroffen hatte. Selbst als ihm noch mehr Geschosse um die Ohren flogen, konnte er nicht glauben, dass sie ihn mit etwas beworfen hatte. Der Glasrand der Flasche hatte ihn verletzt. Es war nur eine kleine Schnittwunde, kaum mehr als ein dreieckiger Kratzer, aber er blutete, bei Gott,
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