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Es: Roman

Es: Roman

Titel: Es: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Boden fern zu halten. Richie und Ben trugen Eddie.
    »Legt ihn ab«, sagte Beverly. »Hier kann er bleiben.«
    »Es ist zu dunkel«, schluchzte Richie. »Wisst ihr, es ist zu dunkel hier. Eds … Er …«
    »Nein«, sagte Ben, »es ist okay. Vielleicht ist das der Ort, an dem er sein sollte. Ich glaube, wir tun das Richtige.«
    Sie legten ihn auf den Boden und Richie küsste Eddies Wange. Blind vor Tränen sah er zu Bill auf: »Bist du dir sicher?«
    »Ja. Komm schon, Richie.«
    Richie stand auf und sah zur Tür zurück. »Fick dich, Miststück!«, schrie er plötzlich, und trat mit voller Wucht vor die Tür. Sie schloss sich mit einem satten Tschk! und schnappte zu.
    »Warum hast du das gemacht?«, fragte Beverly.
    »Ich weiß nicht«, sagte Richie, aber er wusste es sehr genau. Kurz bevor das Streichholz, das Beverly hielt, erlosch, warf er noch einen Blick zurück auf die Tür.
    »Bill … das Zeichen an der Tür …«
    »W-Was ist damit?«, keuchte Bill.
    »Es ist verschwunden.«

5
     
    Derry, 10.30 Uhr
     
    Der Glaskorridor zwischen Erwachsenen- und Kinderbücherei explodierte plötzlich in einem gleißenden Lichtblitz. Glasscherben regneten klirrend auf die ächzenden, windgepeitschten Bäume herab, die auf dem Büchereigelände verstreut standen. Jemand hätte von einem solchen Schauer aus messerscharfen Hagelkörnern schwer verletzt oder gar getötet werden können, aber es war niemand dort, weder außerhalb noch innerhalb des Gebäudes. Die Bücherei war an diesem Tag überhaupt nicht geöffnet worden. Der Glastunnel, der Ben Hanscom als Junge so sehr fasziniert hatte, würde nie wieder aufgebaut werden; es hatte in Derry derart viele kostspielige Sachschäden gegeben, dass es einfacher erschien, die Gebäude als zwei getrennte Büchereien zu belassen. Und nach einiger Zeit konnte sich niemand vom Stadtrat mehr erinnern, wozu dieser Glastunnel überhaupt gedacht gewesen war. Vielleicht hätte nur Ben allein ihnen noch sagen können, wie es war, in der Kälte eines Januarabends draußen zu stehen, mit laufender Nase und eiskalten Fingerspitzen, und zu beobachten, wie dort Leute hin und her liefen, wie sie ohne Mäntel durch den Schnee zu gehen schienen, in helles warmes Licht gehüllt. Er hätte es ihnen sagen können … Aber vermutlich gehörte das nicht zu den Dingen, die man bei einer Stadtratssitzung vorträgt – wie man als Kind draußen in der dunklen Kälte stand und das Licht zu lieben lernte. Aber wie dem auch sein mochte, Tatsache war ganz einfach Folgendes: Der Glaskorridor zerbarst ohne ersichtlichen Grund, niemand wurde dabei verletzt (was ein Segen war, denn die Gesamtzahl an Opfern, die die Unwetterkatastrophe jenes Morgens forderte – an menschlichen Opfern -, belief sich ohnehin auf siebenundsechzig Tote und mehr als dreihundertzwanzig – zum Teil schwer – Verletzte), und er wurde nicht wieder aufgebaut. Wenn man nach dem 31. Mai 1985 von der Kinderabteilung in die Erwachsenenbücherei gelangen wollte, musste man außen herumgehen. Und wenn es kalt war oder regnete oder schneite, musste man seinen Mantel anziehen.

6
     
    Draußen, 10.54, 31. Mai 1985
     
    »Wartet«, keuchte Bill. »Gebt mir eine Chance … zu verschnaufen.«
    »Lass dir doch helfen«, bot Richie ihm wieder einmal an. Sie hatten Eddie vor Seiner Behausung zurückgelassen, und das war etwas, worüber niemand von ihnen sprechen wollte. Aber Eddie war tot, und Audra lebte noch … zumindest im klinischen Sinne.
    »Ich schaff’s schon«, brachte Bill zwischen keuchenden Atemzügen mühsam hervor.
    »Blödsinn, du kriegst höchstens einen verdammten Herzinfarkt. Lass mich dir helfen, Big Bill.«
    »Wie geht’s d-d-deinem Kopf?«
    »Tut weh«, antwortete Richie. »Lenk nicht ab.«
    Widerstrebend ließ Bill zu, dass Richie sie trug. Es hätte schlimmer sein können; Audra war groß und wog normalerweise hundertvierzig Pfund. Doch sie spielte in Das Dachzimmer eine junge Frau, die von einem Borderline-Psychopathen, der sich für einen politischen Terroristen hielt, als Geisel gefangen gehalten wurde. Weil Freddie Firestone alle im Dachzimmer spielenden Szenen gleich zu Beginn hatte drehen wollen, hatte Audra eine strenge Geflügel-Hüttenkäse-Thunfisch-Diät gemacht und auf diese Weise zwanzig Pfund abgenommen. Aber nachdem er im Dunkeln ein paar hundert Meter (oder einen ganzen Kilometer oder noch mehr, er hatte keine Ahnung) mit ihr auf den Armen durch die Tunnel gestolpert war, kamen diese hundertzwanzig Pfund Bill wie

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