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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Futterkiste ging das Aufsteigen ohne Probleme. Angelina wurde ihrem Ruf als liebenswerter Charakter gerecht. Sie stand die Prozedur durch, ohne sich zu mucksen. Stella sortierte erleichtert die Zügel, setzte sich aufrecht, Absätze nach unten, Schenkel angelegt, und drückte das Gesäß in den Sattel. Tatsächlich, sie hatte den Startknopf gefunden. Angelina setzte sich in Bewegung. Gemächlich trottete sie hinter dem Pferd von Marlene her. Der Sattelriemen zum Festhalten für den Notfall war intakt.
    Es war ein typischer, schöner Morgen, noch verhältnismäßig früh, gerade mal acht Uhr und noch angenehm kühl. Gleich hinter dem Hoftor fiel Marlene in leichten Trab und nach ein paar Schritten zum Eingewöhnen hatte auch Stella wieder den Takt raus und stellte und setzte sich im selben Rhythmus wie die andere. »Klappt doch«, rief Marlene. Stella fing an, das Abenteuer zu genießen. Marlene verschärfte das Tempo. Auch Angelina zog mit, was Stella mit Besorgnis registrierte. Im Galopp, das wusste sie, war es vorbei mit ihrer tadellosen Haltung, dafür hatte sie nicht genug Übung. Sie griff nach dem Riemen am Sattel und hoffte, sich wenigstens bis ans Ende der Wiese oben zu halten. Als sie die Hecke sah, ahnte sie sofort, was Marlene vorhatte. »Stopp.« Panik überflutete sie. »Ich kann nicht springen.« Das Kind in ihr hatte sogar Sprünge überstanden, aber wie lange war das her? Eine Ewigkeit. Jetzt würde sie sich den Hals brechen.
    Marlene lachte und bog kurz vor der Hecke, in Wahrheit nur ein paar verkümmerte Macchiasträucher, nach links ab. »Feigling!«, rief sie. Atemlos versuchte Stella die galoppierende Angelina wieder zum Trab zu bringen, aber nichts half. Kein Schenkel anlegen, kein Ziehen am Zügel, erst als sie ihren Stolz überwand und in letzter Verzweiflung »Brr« schrie, stoppte das Pferd so plötzlich, dass Stella fast vornüberpurzelte. Marlene stand schon neben ihr. »Bist du völlig durchgeknallt?« Die Angst und der Ärger trieben Stella jede Höflichkeit aus. »Du weißt doch, dass ich seit über zwanzig Jahren nicht mehr auf einem Pferd gesessen bin.«
    Marlene erwies sich ebenfalls nicht als vorbildlich höflich. Sie lachte so laut, dass ihr Pferd scheute. »Lass uns Richtung Schießanlage reiten«, schlug sie vor und setzte sich in Trab. »Das geht geradeaus, da fällst du nicht runter und da wollen wir hin.« Angelina als braves Reitschulpferd zockelte hinter ihr her. Sie trabten einen Höhenweg im Wald entlang. Kein Mensch begegnete ihnen. Auch andere Lebewesen waren nirgends zu sehen. Nur ein leises Rascheln hier und da verriet, dass sich ein Wildschwein oder ein Hase vor der anrückenden Kavallerie noch tiefer in den Schutz der Bäume zurückzog. Aber das konnte auch Sinnestäuschung sein. Der Weg sah aus wie jeder Waldweg, auf dem Arbeiter Holz transportieren müssen, breit genug für einen Lastwagen und gut genug in Schuss für ein geländegängiges Fahrzeug. Nur ab und zu zeigten Spurrillen, dass er im Winter oder Frühling auch ziemlich matschig werden konnte. Stella erkannte ihn wieder. Es war derselbe Weg, auf dem Luca sie mit dem Auto zurückgebracht hatte zu Ottos Haus, nach dem Besuch an Valeries Fundort. Sie klopfte mit den Fersen vorsichtig an Angelinas Flanken, um sie zu einer schnelleren Gangart zu bewegen, damit sie zu Marlene aufschloss, aber das Pferd schüttelte nur unwillig den Kopf. Es dachte nicht daran, sein gemütliches Traben aufzugeben, nur weil die Stümperin auf seinem Rücken es wollte. Stella resignierte schnell, aus Angst,Angelina so sehr zu reizen, dass sie ihren eigenen Kopf bockend durchzusetzen versuchte. »Valerie ist hier ermordet worden«, rief sie stattdessen, lauter als sie dachte. Sie erschrak selbst über ihre Stimme in der Stille.
    Marlene zeigte mit ausgestreckter Hand nach links unten.
    »Sie ist dort gefunden worden«, sagte sie ungerührt. »Ermordet wurde sie woanders. Es weiß nur niemand, wo genau.«
    Nach einer knappen Viertelstunde verließen sie den Schutz der Bäume und ritten einen Kamm mit mannshohem Gestrüpp entlang, das einem Fußgänger den Blick versperrt hätte, aber sie saßen auf Pferden und konnten darüber hinwegschauen, in das Grün der benachbarten Hänge hinein. »Hier soll eine Schießanlage sein?«, rief Stella fragend Marlene zu.
    Die zeigte jetzt mit der Hand nach rechts oben. »Noch etwa zwei Kilometer. Da ist die alte Tontaubenschießanlage. Sehr interessant.« Den Pfad hinauf ließ sie ihr Pferd am

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