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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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ein aussagefähiger Text nicht schlecht, statt immer nur sexuell explizite Amateurfotos. Sie öffnete die Datei O2, trotz der Annahme, noch mehr Fotos zum Fremdschämen oder Telefonrechnungen darin zu finden. Stattdessen öffnete sich ein erfreulich kurzer Text von höchstens 30 Zeilen, der mit der Anrede »Amore« begann und dann ins Englische schwenkte. Einer Sprache, die Stella beherrschte. Der Entwurf eines Liebesbriefes und dann doch wieder nicht. Oder wie war es zu erklären, dass die Briefschreiberin zwar dem Empfänger ihre Liebe versicherte, ihn aber eine Zeile weiter aufforderte,100   000 Euro zu zahlen, oder sie würde sich gezwungen sehen, seinen Vater über die Affäre zu informieren. Eine Schwangerschaft war nirgends erwähnt. Auch ihre Versicherung, das Geld nur zu brauchen, um sich eine eigene Existenz aufzubauen, da sie Jochen verlassen müsse, wurde nicht mit einer zukünftigen Doppelmutterschaft begründet . Ob Valerie den unbekannten Mann, an den der Brief gerichtet war, tatsächlich geliebt hatte, war trotz der mantramäßigen Anrede amore nicht zu erkennen. Vielleicht benutzte Valerie amore und love als Zauberworte, um die Dämonen der Gleichgültigkeit in Schach zu halten.
    Welche Dämonen hatte sie stattdessen geweckt?
    Der einzige Hinweis auf die Identität des geheimnisvollen Mister O war ein Frauenname, den Valerie in dem Brief erwähnte. Cheyenne. Um 16 Uhr 30 bei Cheyenne. Cheyenne wie der Indianerstamm, als ob die Mutter so ihre Zuneigung zu unterdrückten indigenen Völkern hatte demonstrieren wollen.
    In den andere Dateien versteckte sich nichts mehr, das auch nur annähernd die Brisanz der ersten beiden erreichte. Auch nicht in dem Ordner Extra Vergine . Ein paar abgespeicherte Artikel italienischer Zeitungen über Olivenölskandale, in denen aber weder von Cavallo noch von der Contessa die Rede war, soweit Stella das beim Überfliegen feststellen konnte. Nur die Abschrift eines Interviews mit einem Maresciallo namens L. S. las sie Wort für Wort.
    Luca hatte sich keine Namen und keine direkten Beschuldigungen entlocken lassen, bestätigte aber Ermittlungen gegen regionale Olivenölproduzenten, die allerdings im Sande verlaufen seien. Nicht zuletzt wegen des mangelnden Interesses deutscher Behörden, die leider nicht genügend aktiv geworden waren, um ausreichend Beweise zusammenzutragen. Luca unterstellte den Deutschen Naivität und Blauäugigkeit und warnte davor, das Thema Mafia zu unterschätzen. Diese Krake habe sich auch längst jenseits der Alpen in unvorstellbarem Ausmaß ausgebreitet, usw. usw. Ein offizielles Zeitungsinterview, betont neutral,das natürlich die erotische Beziehung zwischen Maresciallo und Interviewerin mit keiner Silbe erkennen ließ.
    In der Bar hörte das italienische Fernsehgebrabbel auf, stattdessen grölte Luigi ein erfreutes Carissima , das jemand mit einem Buon giorno mit genuscheltem englischem R erwiderte. Stella lauschte ebenso interessiert wie Derrida, der seine Ohren hochstellte und dann verschwand. Sein Gehör wäre jetzt sehr nützlich gewesen, um das Gemurmel zu Worten zusammenzusetzen. Sie schloss alle Dateien und zog den Stick aus dem Computer. Der tolle Fund hatte sich als überraschend unergiebig erwiesen. Ein Indianername, der für alles Mögliche herhalten konnte, für einen Reiterverein, einen Massagesalon, eine Bar, aber auch als Personenname, allerdings ohne eindeutige Zuweisung des Geschlechts. Das zumindest schien bei O klar zu sein. Dem Hauptmotiv der Fotos nach die Abkürzung eines Männernamens, verheiratet, wie der Ehering verriet. Blieb nur die Frage: Vor- oder Nachname? Immerhin, dieser O mit den behaarten Händen hatte vielleicht die 100   000 in der Gemeindequelle geliefert. Arm konnte er nicht sein. Ob er auch das Geld in der türkisfarbenen Kellybag geliefert hatte? Und wenn ja, warum?
    Apropos Kellybag, fiel Stella plötzlich ein, wenn der geheimnisvolle Mister O die Scheine persönlich überreicht hatte, waren darauf oder wenigstens auf der Tasche vielleicht seine Fingerabdrücke zu finden. Sie würde nun aber wirklich Luca anrufen und auf die Fährte des geheimnisvollen O setzen müssen, sobald ihr eine überzeugende Erklärung eingefallen war, warum sie den USB-Stick so lange behalten hatte, statt ihn mit Tasche und Geld zu übergeben. Da ihr im Moment keine passende Ausrede einfiel, beschloss sie, bei einer Latte auf die richtige Idee zu warten.

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    Statt seine blitzende Espressomaschine in Betrieb zu setzen,

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