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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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fieberhaft, wie sie die Sprache auf das Holland&Holland-Gewehr bringen konnte, ohne zu viel Neugierde zu zeigen. Am besten, indem sie sich nach Fionas Ehemann, oder vielleicht auch Ex-Ehemann, erkundigte. So genau war die Lage noch nicht geklärt. Da ihr keine raffinierte Finte einfiel, platzte sie wie üblich mit der Tür ins Haus. »Ihr Ex-Mann besitzt ein Holland&Holland-Gewehr, habe ich gehört.«
    Wenn die Frage Fiona überraschte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Mein Mann«, berichtigte sie, dann holte sie zu einem längeren Monolog aus, als sei sie froh, endlich jemandem ihr Leid über dieses asshole , diesen son of a bitch , loser und jerk klagen zu können. Immerhin, auf diese Weise erfuhr Stella, dass der britische Besitzer der teuren Waffe zur Zeit des Mordes an Valerie in Namibia weilte, um dort wehrlose Gazellen zu meucheln. Das Hauptvergnügen dieses fool sei es, in der Weltgeschichteherumzureisen und nichts ahnendes Wild hinterrücks zu ermorden. Zwischen Kanada, Russland, Rumänien, Norwegen, Kirgisien, der Ukraine und diversen Ländern in Afrika hinterlasse der moron eine Spur des Todes.
    »Und in Umbrien?«, fragte Stella.
    Nein, Umbrien nicht, erwiderte Fiona, dort sei dem idiot die Fauna zu mickerig.
    »Was kann man denn in Russland außer Menschenrechtlern noch abschießen?«, fragte Stella, um die Sprache auf die Gegend zu bringen, die sie wirklich interessierte. Fiona fand den Witz nicht wirklich zum Lachen. Sie gab nur ein kurzes Ha von sich und zählte auf: Elche, Hirsche und diverse Bärenarten zum Beispiel.
    »Und Argali-Schafe«, ergänzte Stella.
    Ein weiteres Stichwort, das Fiona aufregte. Sie ereiferte sich über die bastards , die geschützte Tierarten vom Helikopter aus verfolgten und das noch aufregend fänden, und klar sei ihr dumphead von Ehemann da ebenfalls dabei. Bei seinem letzten Ausflug ins Altai-Gebirge vor einem Jahr wurde dem Gastgeber, einem russischen Oligarchen das Gewehr gestohlen, ebenfalls ein Holland&Holland-Modell. Leider habe der Dieb wenig Sinn für wahre Tradition bewiesen. Das Gewehr ihres Mannes sei viel älter und wertvoller, ein Erbstück, das in englischen Adelsfamilien immer an den ältesten Sohn weitergereicht werde. Das hätte er mal klauen sollen. Damit wäre ihrem Mann richtig schön wehgetan worden. So ein Ding hätte er sich nie mehr leisten können. Es sei denn, er würde einen seiner geerbten Gainsboroughs verkaufen. Erschöpft von ihren Tiraden zeigte sie Luigi ihr leeres Weinglas. Er füllte es wieder, aus einer Flasche mit einem edlen Etikett und gleich mehreren Plaketten für irgendwelche Goldmedaillen. Sie leerte es mit eineinhalb Zügen. Stella stellte ihr schnell die nächste Frage, bevor der Alkohol Fiona ins Delirium kickte. »War das Gewehr des Russen ein modernes Modell?«
    Fiona riss plötzlich die Augen auf, als würde eine Erkenntnis sie treffen. Der Alkohol hatte sie nicht vernebelt, sondern noch mehr aufgeweckt. »Warum willst du das wissen?«
    Stella versuchte auf die Schnelle, ihr berüchtigt harmloses Gesicht aufzusetzen, aber es gelang ihr nur unvollständig. Fiona ließ sich davon nicht täuschen. »Valerie wurde mit einem Großkalibergewehr erschossen. Richtig?«
    Stella hütete sich zu nicken. Stattdessen zog sie, Unwissenheit mimend, die Schultern hoch. Diese Fiona war cleverer, als sie aussah, und folgte dem Gedanken wie ein Mantrailer einer Fährte. In der Tat waren ein paar bevorzugte Jagdgenossen ihres Mannes auf dem gleichen Ausflug in Russland dabei. Sie zählte an den Fingern auf: Signore Cavallo mit seinem plumpen Sohn, der nichtsdestotrotz auf den hübschen Namen Orlando höre, als sei er von Virginia Woolf getauft worden. Auch dabei: Mister Wilke, der sich überall reinzwänge, wo er einen Vorteil für sich wittere. Ihr Mann möge diesen awful kraut , wie eine Ratte die andere mag, aber sie verabscheue ihn fast genauso wie ihren Mann. Vervollständigt wurde die Jagdgesellschaft von dem Gastgeber, einem Proleten von Milliardär namens Igor Boltanski, der mit allen die lebhaftesten Geschäftsbeziehungen unterhielt. Sie winkte Luigi erneut mit dem leeren Glas. Er schenkte ihr noch mal ein und ließ dann die Flasche zur Selbstbedienung auf dem Tisch stehen. Fiona stellte sie in den Schatten neben ihren Stuhl.
    Stella bat um ein Wasser. Sie brauchte jetzt Standfestigkeit. Wzbw hatte sie als Schülerin immer erleichtert unter die Matheaufgaben geschrieben, wenn sie ein Ergebnis errechnet und doppelt unterstrichen

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