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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Träume anzusehen war, den Laden verließ. Stella konnte es den Männern nachfühlen. So ging es ihr, wenn sie in München wagte, einen Prada- oder Gucci-Laden zu betreten und ihn, nachdemsie sehnsüchtig Seidenkleider und Kaschmirjacken befummelt hatte, gedemütigt wieder verließ. Man konnte auch so seinen Masochismus ausleben.
    »Was machen wir hier?«, fragte Otto.
    »Frag mal, ob sie jemanden kennen, der ein Holland&Holland-Gewehr besitzt.«
    Otto verstand das als Aufforderung, sich in ein gestenreiches Palaver mit einem der Grünhemden zu verstricken. Er packte Stella am Arm und stellte sie vor, mit vollem Namen. Sie konnte auch die Worte Journalistin, Artikel schreiben, Mord an der Deutschen, Polizei und Holland&Holland identifizieren. Der Verkäufer musterte sie neugierig. Aus seiner Antwort konnte sie nichts heraus hören, außer der Wiederholung der Gewehrmarke, Holland&Holland, und Engländer.
    »Inglese. Grazie«, sagte Otto, schüttelte dem Mann die Hand, packte Stella wieder am Arm und zog sie aus dem Laden. Dank seiner wortreichen Erklärungen, die ihn offenbar von jeder Schuld wegen der Dummheit der Fragen freisprechen sollten, hatten inzwischen alle Anwesenden im Laden, Verkäufer und Kunden, mitgekriegt, was die beiden Deutschen wollten. Die Männer vergaßen für einen Moment ihre Begierden und starrten ihnen mit der gleichen staunenden Neugierde hinterher wie der Verkäufer.
    Ohne vorschnell auf einer Übersetzung zu bestehen, ließ Stella sich in die Bar nebenan führen, die nicht die Bar Centrale war und wahrscheinlich über keinen Computeranschluss verfügte.
    Als sie sich so weit wieder gesammelt hatte, um nach den Auskünften des Verkäufers zu fragen, winkte Otto ab. »Gleich.« Er stellte sich an die Bar. »Espresso oder Cappuccino?«
    Eigentlich wollte Stella gar nichts, entschied sich dann aber wie immer für eine Latte macchiato. Er brachte den Kaffee zuvorkommend wie ein Ober im Luxusrestaurant an ein Tischchen vor der Tür und setzte sich. Mit den Worten »So, das wäregeklärt« versuchte er dann, sie davon zu überzeugen, dass sie endlich den blödsinnigen Verdacht aufgeben solle, dass Jochen Valerie auf dem Gewissen habe. Ein Gewehr der Marke Holland&Holland besitze nur der Mann der englischen Fernsehmoderatorin. Sie lebe zwar hier und züchte Trüffelhunde, er sei aber äußerst selten in Umbrien, weil er als Banker in der Londoner City gerade die Welt vor dem Untergang retten müsse. Werde er hier gesichtet, dann immer ohne die Flinte, die ließe sich auf einer Vespa, seinem bevorzugten Fortbewegungsmittel in diesen Breitengraden, auch nicht standesgemäß transportieren.
    »Woher weiß der Mann im Waffenladen dann überhaupt von dem Gewehr?«, fragte Stella, die nicht daran dachte, sich von Otto von ihrer Überzeugung abbringen zu lassen.
    »Weil es ihm der alte Cavallo erzählt hat. Der war mit dem Engländer in Russland jagen.«
    »Interessant«, sagte Stella.
    »Sie haben sich zufällig dort getroffen, weil beide gleichzeitig von einem russischen Geschäftspartner zur Jagd eingeladen worden waren.« Otto war stolz auf den Beweis seines Talents als Reporter. »Cavallo schießt nur mit Beretta. Er ist Nationalist und unterstützt die italienische Büchsenmacherkunst.«
    »Sagt der Mann im Waffenladen?«
    Er nickte. »Was natürlich nicht heißt, dass die Mafia insgesamt so nationalistisch eingestellt ist und sich nur der einheimischen Waffenkunst bedient. Die haben das Geld und die Kontakte, ihre Killer auch mit H&H zu versorgen.«
    Stella hütete sich, diese These anzuzweifeln. Aber einen Einwand konnte sie sich nicht verkneifen. »Jochen war auch in Russland jagen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Hast du dir schon mal die Geweihe in seinem Jagdzimmer näher angeschaut? Diese imposanten Hörner der Argali-Schafe. Gibt es nur in Zentralasien. Südsibirien, Kirgisien, Mongolei.«
    »Ich hatte noch nicht die Ehre in Jochens Jagdzimmer eingeladenzu werden.« Otto klang fast ein bisschen neidisch. »Aber da er kein Holland&Holland-Gewehr besitzt, ist es auch schon egal, wo er seine Tiere totschießt.«
    Diese Argumentation konnte Stella nachvollziehen. In Ermangelung neuer Fakten schwieg sie lieber.
    »Wie bist du übrigens in Jochens Geheimrevier hineingekommen?«, fragte Otto.
    »Du hast mich doch zum Jagen geschickt«, sagte Stella. »Und ich gehorche.«
    Er streichelte ihr anerkennend den Oberschenkel. Aber nur kurz, damit sie ihn nicht falsch verstand und ihm eventuell ein

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