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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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sexuelles Interesse unterstellen konnte. Schließlich war sie schon lange keine Praktikantin mehr.

31
    Die Recherche am Computer in der Bar Centrale musste Stella allein bewältigen. Otto hatte ihr angeboten, an seinem iPhone die E-Mails abzurufen, was sie dankend ablehnte, ohne ihm eine hinreichende Begründung zu liefern. Was er für unmotivierte Renitenz hielt und sie beleidigt vor der Bar absetzte. Wenn sie fertig sei, könne sie ja zu Fuß zum Haus zurückspazieren oder ihn notfalls anrufen, dass er sie abhole. Diesmal stand der Wirt persönlich hinter dem Tresen. Sie schaffte es dank des allgemein verständlichen Zauberwortes Internet, von Luigi in sein kleines, wie ein Kinderzimmer mit Ferrariflaggen dekoriertes Büro geführt zu werden. Er schaltete ein auf dem letzten Loch pfeifendes Uralt-Gerät ein und klickte Google an. Demnächst sei er mit WLAN und dem neuesten Apple-Gerät ausgerüstet, erriet Stella aus seinem munteren Geplauder, so lange müsse sie leider noch mit dieser vorsintflutlichen Technik auskommen.Sie zögerte erst, ihn nach der Buchse für den USB-Stick zu fragen, fand es dann aber doch ungefährlich. Er steckte ihr das Ding an die richtige Stelle, hilfsbereit wie alle Männer, wenn sie ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen dürfen. Wie auf Kommando tauchte auch Derrida auf, schnüffelte halbblind an ihren Füßen und rollte sich dann neben ihrem Stuhl zusammen. Offensichtlich zufrieden, einen Freund wiedererkannt zu haben.
    Sie öffnete ein immenses Sammelsurium an Dateien und Ordnern, ein völlig ungeordnetes Chaos mit willkürlichen Bezeichnungen. Namen, Daten, Abkürzungen, was jemandem eben so einfällt, wenn er nicht zur Pedanterie neigt und sich in erster Linie auf sein Gedächtnis verlässt, dann aber feststellen muss, wie unzuverlässig es arbeitet und deswegen unterwegs ein Sortiersystem erfindet, das unweigerlich unkontrollierbar wuchert. Diesen Wust zu lesen und einzuordnen, konnte schlimmstenfalls Wochen dauern. Wenn Stella jeden Tag stundenlang in der Bar verschwand, würde Irma sich Sorgen machen, ihre Tochter könnte sich dem Alkohol ergeben. Sie entschied sich, zuerst den Ordner mit der Bezeichnung O anzuklicken, weil das null bedeuten konnte, was schon mal einen Anfang signalisierte. Wenn es der Buchstabe war, auch egal. Eine Galerie fingernagelgroßer Fotos öffnete sich, deren Motive sie nicht genau erkennen konnte. Also klickte sie auf vergrößern und wäre fast erschrocken mit dem Stuhl nach hinten gekippt.
    Nicht, dass sie nicht schon mal einen Penis gesehen hätte, auch in erigiertem Zustand, aber so unvermutet, bildschirmfüllend damit konfrontiert zu sein, löste in ihr ein Gefühl aus, das mit Schock durchaus zutreffend bezeichnet werden konnte.
    Dieser Penis gehörte eindeutig zu einem lebendigen Mann und war kein Dildo, das stellte sie als Erstes fest. Auch wenn der Mann, bis auf etwas Schambehaarung, nicht zu sehen war. Vermutlich stolz reckte er sein bestes Stück in die Kamera. Hier war Valerie noch näher rangegangen als beim Uniformsex mit Luca.Stella registrierte auch kühl, dass dieser Penis ihrer Kenntnis nach nicht Luca gehörte. Nicht weiter verwunderlich, da Valeries Auswahl an Männern sich nicht auf einen beschränkte und ihre Vorliebe für selbst geschossene Beischlaffotos einem großen Kreis Eingeweihter bekannt war. Aber wem konnte dann dieses durchaus eindrucksvolle Körperteil gehören?
    Einer Null, zumindest als Skalierung für Größen, bestimmt nicht. Also war die Null eher ein O. Wie Otto? Um das herauszufinden, hätte sie ihren Chefredakteur um einen Vergleich bitten müssen, was aus diversen Gründen nicht in Frage kam. Außerdem hatte Otto betont, sich auf Valeries Fotografierkünste nicht eingelassen zu haben. Sonst kannte Stella keinen Mann, dessen Vor- oder Nachname mit O begann. Die Geschichte der O fiel ihr noch ein, das passte thematisch, war aber das falsche Geschlecht. Nachdenklich klickte sie die anderen Bilder an, alle zeigten dasselbe Motiv, mal von vorn, mal im Profil. Einmal hielt eine Hand mit Haaren auf den Fingern den Penis im Profil ins Bild. Im fetten goldenen Ehering an der Hand spiegelte sich das Objektiv der Kamera.
    Im Schankraum stellte Luigi den Fernseher an. Aufgeregtes italienisches Moderatorengequassel und das Gelächter des Publikums erinnerte sie daran, dass jederzeit jemand ins Büro kommen und sie in flagranti mit Pornofotos erwischen konnte.
    Sie klickte O weg.
    Zur Abwechslung wäre mal

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