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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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keine Schwierigkeiten mitzuhalten. Nach einer halben Stunde bog Derrida nach links in einen Forstweg ein. Breit, mit tiefen Furchen, in den Boden geschrammt von den schweren Ketten der Bulldozer. Stella fühlte Phantomschmerzen beim Anblick der klaffenden Wunden in der Erde und verbot sich solchen Romantizismus. »Meine Güte, die fuhrwerken hier aber ziemlich schonungslos rum«, stellte Irma fest, noch kein bisschen außer Atem. Sie passierten einen kleinen Wasserfall, mit einem natürlichen Becken davor, eine von der Natur geschenkte Badewanne. Im Hochsommer ein höchst angenehmer Ort zum Abkühlen. Derrida schlabberte ein paar Tropfen als hündisches Begrüßungsritual. Luis vergewisserte sich auf der Karte, dass sie dem Hund auf den Pfad folgen mussten, der direkt daneben ins Dickicht führte. Hinter dem Wasserfall ging es wieder aufwärts. Irma schnaufte nun doch leicht. »Hier soll sie rumgejoggt sein«, sagte sie mehr als sie fragte. Auch Stella wunderte sich. Joggen war schon in flachem Gelände anstrengend, wie sie von ihren eigenen Runden um den Schliersee wusste, wo sie den einzigen Hubbel kurz vor den Bahngleisen fürchtete. Dieses steile umbrische Auf und Ab in verschärftem Tempo anzugehen, brauchte echte Kondition. Valerie musste sehr fit gewesen sein, wesentlich sportlicher, als Stella sie in Erinnerung hatte.
    »Ja, zum Joggen sehr anstrengend«, bestätigte Luis, der selber eine Sportskanone war, wenn auch in erster Linie im Yoga, seiner bevorzugten Disziplin. Der Pfad wurde immer steiler, fast felsig. Kratziges Gestrüpp wucherte immer dichter, obwohl die Waldarbeiter gute Arbeit geleistet hatten. Bis auf ein paar mit Bändern markierte dünne Stämme stand kein Baum mehr. Stella, die grundsätzlich nur im Rock in den Wald ging, schon aus einer kindischen Renitenz ihrer Mutter gegenüber, die eine solch unzünftige Wanderausrüstung ablehnte, fürchtete, sich die Beine zu zerkratzen. »Wie oft habe ich dir schon gepredigt, du sollst im Wald Hosen tragen.« Irma, auf ähnlichen Gedankengängen wie ihre Tochter unterwegs, konnte sich den Kommentar nicht verkneifen. Stella rollte mit den Augen, immer noch nicht bereit, ihr recht zu geben.
    »Hier kommt man ja kaum durch. Hier soll sie wirklich hochgejoggt sein?« Luis wunderte sich.
    Stella verglich ihren Ausdruck mit seiner Wanderkarte. »Dort oben im Wald verläuft ein Höhenweg. Vielleicht hat sie den genommen.« Sie seufzte. Noch mehr anstrengende Kletterei.
    Aber dann brauchten sie den Grat doch nicht zu erklimmen. Alle drei sahen gleichzeitig das rot-weiß gestreifte Absperrband durch die Macchia leuchten. Ähnliche wurden auch in Hollywoodkrimis und im ›Tatort‹ eingesetzt, nur stand auf diesem hier in schwarzer Schrift Carabinieri. Divieto di Passagio. »Wir sind da«, bemerkte Luis überflüssigerweise. Stella war etwas enttäuscht. Es gab nichts zu sehen. Das Absperrband markierte ein etwa 50 mal 50 Meter großes Viereck, in dem ein paar armselige Bäumstämme die Abholzerei überstanden hatten, das aber sonst so leer und durchgewühlt in der Sonne austrocknete wie der Rest des Terrains. Nur hier und da bewiesen Holzstöße einen gewissen Ordnungswillen und zeigten, dass nicht eine Horde Dinosaurier durchgetrampelt war, sondern tatsächlich eine Forstverwaltung ihre Auffassung von Hege und Pflege der Flora verwirklichte. Wahrscheinlich hatte die Polizei einfach vergessen,das Band wieder mitzunehmen. Den Höhenweg konnte man nur auf der Kuppe vermuten, zu sehen war er nicht. Luis schoss ein paar Fotos mit seinem Handy. Nicht die Ausrüstung, die Stella unter professionell verstand. Berufsfotografen behängten sich doch gern mit drei, vier Kameras gleichzeitig, aber sie mischte sich nicht ein. Unentschlossen, ob sie sich von der Absperrung zurückhalten lassen sollte oder nicht, blieb sie davor stehen, aber Irma beugte sich resolut darunter durch. Schon war sie drin in der Crimescene . »Am Spitzingsee ist Pilzesuchen aber einfacher«, keuchte sie, nun doch aus der Puste. »Ganz schön steil das Gelände. Wo kam der Trüffelsucher mit dem Hund denn her?«
    »Es war kein Trüffelsucher, nur der Hund«, sagte Luis und deutete auf Derrida, der mit der Nase am Boden suchte. Relativ planlos, wie es schien. »Derrida hat die Leiche alleine gefunden. Morgens, als er unterwegs war für sein Morgenpipi.«
    »Der Dorftrottel?« Stella war verblüfft. Eine Leiche aufzustöbern hätte sie ihm nicht zugetraut. Er wirkte nicht gerade wie eine

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