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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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sie sah davon ab. Bei Jagdunfällen blieb man cool,das beeindruckte mehr, nahm sie an. Sie lächelte tapfer. »Braves Mädchen«, lobte Kleemann prompt und schmierte ihr noch ein Brot. »Eigentlich wollte Jochen nur nachschauen, ob sich schon genügend Wild versammelt hat. Dass dabei Schüsse fallen, ist zwar verboten, aber typisch für ihn.«
    »Das machen doch alle«, sagte Andreas, der gute Mensch von Pornello.
    »Die Bauern.« Kleemann, war nicht zu bremsen. »Aber ein deutscher Manager, der stolze Interviews über die ethische Verantwortung seines Unternehmens gibt, sollte sich auch im Ausland an die geltenden Gesetze halten.«
    Jochen schnaubte verächtlich. Zwei Männer, die sich ständig angifteten wie konkurrierende Filmdiven, das ließ nicht gerade auf eine stabile Freundschaft schließen. Auf Katharinas Fotowand hatten sich doch alle noch so verliebt angesehen. Die Frau beide Männer, beide Männer die Frau und die Männer sich gegenseitig. Da musste mit den Jahren einiges an Unerfreulichkeiten passiert sein.
    Andreas kannte die beiden Streithähne. Er spielte mit einer Mullbinde und mischte sich nicht ein.
    »Wo wohnen Sie eigentlich?« Jochen hatte offenbar erkannt, dass diese Auseinandersetzung ihm zum Nachteil gereichen konnte und versuchte einen Themenwechsel. Er nahm gegenüber von Stella Platz und tat so, als fände er es spannend, wie sie in kleinen Schlucken ihre Latte trank. Womöglich fand er ein demonstratives Interesse an seinem Abschussopfer als seiner Sache dienlich.
    »In Ottos Haus«, sagte sie und stellte sich reichlich verspätet vor: »Und im Übrigen kennen wir uns. Ich bin Stella Felix.« Ein Lächeln sparte sie sich.
    Jochen schaute immer noch ahnungslos. Auch ihr Name sagte ihm nichts. Eine von vielen, die er gefeuert hatte. Aber sie würde schon dafür sorgen, dass er sich ab jetzt für den Rest seines Lebens an sie als die Frau mit dem Streifschuss erinnerte.Wie, fiel ihr zwar im Moment nicht ein, aber sie würde schon noch eine Idee entwickeln, ihm das Leben ein bisschen ungemütlicher zu machen. Und wenn sie in München einen Rechtsanwalt anheuern musste. Auf Schadensersatz klagen, das wäre vielleicht eine Idee.
    »Valeries Freundin?« Bei Kleemann, dem einfühlsamen Frauenfreund, fiel so langsam der Groschen. »Die Journalistin. Sind wir uns nicht vor Jahren mal in Venedig begegnet?«
    Stella nickte.
    »Was machen Sie denn hier?« Andreas klang so verwundert, als könne er sich nicht vorstellen, warum es jemanden ausgerechnet in die idyllischen umbrischen Hügel verschlägt.
    Stella lächelte ihn lieb an. »Ich mache Ferien mit meiner Mutter und einem Freund. Otto hat mir das Haus vermietet.«
    »So ganz zufällig?«, fragte Kleemann.
    »Ja«, sagte Stella. »Ganz zufällig. Dass Valerie ermordet wurde, habe ich erst hier erfahren.« Keiner der drei Männer sagte etwas. Es war nicht klar, ob sie ihre Lüge durchschauten oder nicht. Sie hoffte, ihr Lächeln sah so harmlos aus wie es sollte. »Kann ich bitte noch einen Milchkaffee haben«, bat sie, um Zeit zu gewinnen.
    Kleemann stand bereitwillig auf. Inzwischen mehr als dick, eher ins Fette tendierend, bewegte er sich mit den schlingernden Bewegungen eines Gewichthebers, der sich einen halben Zentner zu viel zumutet. Seine mittlerweile grauen Locken kringelten sich nicht mehr dynamisch malerisch wie vor zehn Jahren in Venedig, sondern standen als dünne Strähnen vom Kopf weg wie bei einem schlecht gepflegten Wischmopp. Die kahle Stelle am Hinterkopf kaschierten sie nur unvollständig. Er sah nicht wirklich ekelig aus, aber etwas ungepflegt und zu sehr verlebt. Das schwarze Hemd, obwohl es locker geschnitten war, spannte über dem Bauch. Gut möglich, dass manche Frauen das Schmuddelige noch als Schwerenöter-Charme durchgehen ließen. Er schmierte Käsebrote und schnitt Reiterchen, wie erdas wahrscheinlich schon für viele Frauen getan hatte. Eine liebevolle Geste, wenn auch ohne echtes Gefühl. Es wirkte, als sei das hoffnungsvolle Künstlertalent traurig. Vielleicht über Valeries Tod, das mochte sein. Aber vielleicht, dachte Stella, hat dieses Niedergedrückte andere Ursachen. Vielleicht war Kleemann eingehüllt in einen Kokon aus Enttäuschung, weil sein verheißungsvolles Leben ihn nicht weitergetragen hatte. Statt das World Trade Center wieder aufzubauen, bastelte er mit Fachhochschulstudenten Pappmodelle. Sicherlich ein angenehmes Leben, aber ganz gewiss nicht groß genug für Kleemann. Er ist eine tragische Figur,

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