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Es sterben immer drei

Es sterben immer drei

Titel: Es sterben immer drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosemarie Bus
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Bescheuert oder? Mir ist Geld egal, ich will meine Freiheit. Aber wer weiß, vielleicht ändere ich meine Meinung noch.«
    »Katharina hat Valerie gehasst?« Stella versuchte das Gespräch dahin zurückzulenken, wo sie die spannenderen Erkenntnisse vermutete.
    Resolut trat Marlene auf unübersichtlicher Strecke aufs Gas und überholte einen Ford mit holländischem Kennzeichen und gehäkelter Klorolle im Rückfenster. Dass es die noch gibt, dachte Stella und schloss die Augen. Wenn ihnen jetzt jemand entgegenkam, dann gute Nacht. Aber alles ging gut.
    »Offiziell verstanden sie sich blendend. Aber wie würdest du reagieren, wenn eine Frau daherkommt und dir deinen Traum vom Glück zerstört? Egal wie bescheuert der ist. Katharina akzeptiert sowieso keine Realitäten. Die hat sich hier in ihrer Idylle eingepuppt und dachte, das geht ewig so weiter. Sie, die großzügige, tolerante, wunderbare Superfrau. Die kapriziöse Traumfrau, die alle Männer begehren. Wie kann man sich so was einbilden? Dieser Selbsttäuschungswahn. Glatter Fall von 20. Jahrhundert und die Männer fallen auch noch drauf rein. Da sieht man mal, wie naiv sie sind. Wenn es um Gefühle geht, absolute Analphabeten. Selbst ein Frauenkenner wie Karl.«
    »Und dich hasst Katharina nicht?«
    »Mich? Wozu? Ich will ihr ihren Kleemann ja nicht wegnehmen. Ich will ihn nicht heiraten, sondern nur ein bisschen mit ihm spielen. Den Unterschied versteht sie.« Ottos Haus kam inSicht und sie hupte heftig. Nur so aus Spaß. Sie parkte das Auto hinter dem dicken Hintern des Leihcabrios, schaltete den Motor aus und sammelte Handy und Geldbörse aus der Ablage. »Jetzt verrate ich dir noch was.« Sie stieg aus und schlug mit einem eleganten Klack die Fahrertür zu. »Valerie war schwanger.«
    Stella blieb sitzen. »Schwanger?« Diese Neuigkeit konnte sie nur im Sitzen verkraften. »Von Jochen?«
    Marlene knipste ihr strahlendstes, übermütigstes Lächeln an. »Er sagt ja. Ich glaube nein.« Sie verschwand, ohne weitere Fragen abzuwarten, im Haus.
     
    Irma war absolut hingerissen von diesem »entzückenden Mädchen«. Dass ihr eigen Fleisch und Blut eine Schussverletzung überlebt hatte und der Schütze seine Schandtat noch nicht einmal zugab, interessierte sie dagegen nur am Rande. Wahrscheinlich weil das Kinderpflaster mit den bunten Micky-Mäusen, ohne eine einzige von außen sichtbare Blutspur, an Harmlosigkeit nicht zu überbieten war. »Noch mal Glück gehabt«, rang sie sich als einzigen Kommentar ab, dann begab sie sich an den Herd, um dem entzückenden Mädchen einen Cappuccino mit der Hand aufzuschäumen. Beneidenswert, dieser innere Frieden mit 68, dachte Stella. Irma konnte schönen jungen Frauen ohne sichtbare innerliche Erschütterung begegnen, als sei Neid ein Fremdwort für sie. Sie schien ein gelungenes Beispiel für die Einsicht zu sein, dass es im Alter eine schlechte Idee ist, mit der Jugend zu konkurrieren. Da stand der Sieger des Wettbewerbs von vornherein fest. Sie hatte sich in ihr Schicksal ergeben.
    Marlene beeindruckte auch Luis. Wie in Trance presste er Orangen, weil sie sein Angebot nach einem frischen Saft zum Cappuccino freundlichst angenommen hatte. Mit dem Glas in der Hand wirbelte sie munter im Haus herum, zog Ottos Bücher aus den Regalen, bewunderte Luis’ neuen, ultraflachen Computer und geriet fast aus dem Häuschen, als sie erfuhr, dass er Luis Leblanc war, der Fotograf. »Der Gewinner des World PressPhoto Award?«, fragte sie enthusiastisch. »Für dieses tolle Bild aus dem Slum in Bombay? Eine Gruppe von Frauen in leuchtend bunten, tipptopp sauberen Saris, die vorsichtig durch Müll waten, um sich nicht schmutzig zu machen?« Luis bestätigte geschmeichelt. Marlene hatte ihn im Handumdrehen bezirzt.
    Marlene kannte Otto nicht persönlich, aber sie wusste, dass Valerie mit ihrem damaligen Chefredakteur zum ersten Mal nach Pornello gekommen war. Bei der Gelegenheit hatte sie übrigens auch Jochen kennengelernt. Den öden Jochen, wie Marlene sich ausdrückte, ein Miesmacher, Spaßverderber und eifersüchtig wie ein katholischer Priester. Stella hatte zwar noch nie gehört, dass ausgerechnet Eifersucht zu den herausragenden Charaktereigenschaften von Priestern gehörte, aber dass Jochen seine Freundin vor anderen Männern abschirmen wollte, glaubte sie sofort. »Wenn sie nicht von ihm schwanger war, dann hatte er auch allen Grund eifersüchtig zu sein«, sagte sie.
    »Ach wirklich?« Irma schnappte beim Servieren von Pralinen,

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