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Es stirbt in mir

Es stirbt in mir

Titel: Es stirbt in mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Hobby von mir, einfach ein Thema, das ich mit objektiver Distanz studierte. Ich sei, so behauptete ich, von der Möglichkeit einer direkten geistigen Kommunikation zwischen den Menschen fasziniert.
    Du konntest einfach nicht an ESP glauben. Wenn etwas nicht mit einem Voltmeter gemessen oder von einem Elektroenzephalographen registriert werden kann, sagtest du, dann existiert es auch nicht. Sei tolerant, bat ich dich. Es gibt wirklich Dinge wie etwa Telepathie. Ich weiß, daß es sie gibt. (Vorsicht, Dav!) EEG-Aufzeichnungen konnte ich nicht anführen – in meinem ganzen Leben bin ich vorsichtshalber nie in die Nähe eines EEG-Apparats gekommen, habe aber nicht die geringste Ahnung, ob er meine Gabe registrieren würde. Und den Versuch, deine Skepsis zu überwinden, indem ich einen Außenstehenden einlud und an ihm Gedankenlesen in Form eines Gesellschaftsspiels übte, habe ich immer abgelehnt. Aber ich konnte mit anderen Argumenten aufwarten. Denk doch mal an Rhines Ergebnisse, denk an die zahllosen Serien korrekten Erkennens der Zener-Karten. Wie wäre das alles zu erklären, wenn nicht durch ESP. Und die Beweise für Telekinese, Teleportation, Hellsehen…
    Du bliebst skeptisch, wolltest die meisten der von mir zitierten Daten nicht anerkennen. Deine Logik war klar und scharf; da war nichts Verschwommenes an deiner Denkfähigkeit, wenn du dich auf deinem Spezialgebiet, der wissenschaftlichen Methodologie, bewegtest. Vorsichtig schlug ich dir vor, ein paar Experimente mit mir zu machen, und ließ dich die Bedingungen dafür ersinnen. Okay, sagtest du – hauptsächlich, wie ich glaube, weil dies etwas war, was wir zusammen tun konnten, denn schon – es war Anfang Oktober – begannen wir schüchtern nach Gemeinsamkeiten zu suchen, da deine literarische Erziehung für uns beide zu anstrengend geworden war.
    Wir beschlossen – wie behutsam ich es einrichtete, daß es dein Vorschlag zu sein schien! –, uns auf das Übertragen von Vorstellungen oder Bildern zu konzentrieren. Und konnten sogleich einen grausam irreführenden Erfolg verzeichnen. Wir stellten eine Reihe von Bildern zusammen und versuchten sie uns gegenseitig gedanklich weiterzugeben. In meinem Archiv habe ich noch heute unsere Notizen zu diesen Experimenten:
    Bilder, die ich sehe:
    1. Ruderboot
    2. Ringelblumen auf der Wiese
    3. Känguruh
    4. Weibl. Zwillingsbabys
    5. Empire State Building
    6. Schneebedeckter Berg
    7. Alter Mann im Profil
    8. Baseballspieler am Schlag
    9. Elefant
    10. Lokomotive
    Dein Tip:
    1. Eichen
    2. Rosenstrauß
    3. Präs. Kennedy
    4. Statue
    5. Das Pentagon
    6.? Unklar
    7. Schere
    8. Tranchiermesser
    9. Traktor
    10. Flugzeug
    Einen direkten Treffer hattest du nicht. Aber viermal gab es annähernde Assoziationen: Ringelblumen und Rosen, das Empire State Building und das Pentagon, Elefant und Traktor, Lokomotive und Flugzeug. (Blumen, Gebäude, Mittel zum Bewegen schwerer Lasten, Verkehrsmittel.) Genug jedenfalls, um die Hoffnung auf echte Gedankenübertragung zu wecken. Der nächste Versuch sah so aus:
    Bilder, die du siehst:
    1. Schmetterling
    2. Tintenfisch
    3. Tropischer Strand
    4. Negerjunge
    5. Landkarte von Südamerika
    6. George Washington Bridge
    7. Schale mit Obst
    8. El Grecos Toledo
    9. Autobahn zur Stoßzeit
    10. Interkontinentalrakete
    Mein Tip:
    1. Eisenbahnzug
    2. Berge
    3. Besonnte Landschaft
    4. Auto
    5. Weinrebe
    6. Washington Monument
    7. Börsennotierungen
    8. Regal mit Büchern
    9. Bienenstock
    10. Cary Grant
    Auch bei mir kein direkter Treffer. Aber drei annähernde Assoziationen: Tropischer Strand und besonnte Landschaft, George Washington Bridge und Washington Monument, Autobahn während der Stoßzeit und Bienenstock. Gemeinsame Nenner: Sonnenschein, George Washington und Gewimmel. Jedenfalls redeten wir uns ein, daß es annähernde Assoziationen seien, statt einfach Zufälle. Ich muß gestehen, daß ich bei allen Fragen im dunkeln tappte, daß ich riet, statt deine Gedanken zu lesen, und daß ich unseren Reaktionen schon damals wenig Bedeutung beimaß. Nichtsdestoweniger weckten diese zufälligen Beinahe-Übereinstimmungen der Bilder deine Neugier. Es ist offenbar doch etwas dran, an diesen Dingen, meintest du jetzt. Und wir machten weiter.
    Wir variierten die Bedingungen für die Gedankenübertragung zwischen uns.
    Wir versuchten es in totaler Finsternis, jeder in einem anderen Raum. Wir versuchten es, Hand in Hand, bei brennendem Licht. Wir versuchten es beim Sex: Ich drang in dich ein und hielt dich in

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