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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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rohen Bretterverschlag abgeteilt, hinter dem sich verschämt eine rostige Zinkwanne mit melancholisch tropfendem Wasserhahn verbarg. Ein durchlöcherter Kochtopf und verschiedene Kübel versperrten den Weg, und nachdem sie sie überklettert hatte, fand Pippa noch ein stilles Örtchen, bei dessen Anblick ihr eine Gänsehaut über den Rücken lief.
    »Wie Sie gesehen haben werden«, erläuterte der fette Mann gewichtig, »gibt es bei uns sogar Wasserspülung, und ich darf mich rühmen, zu ihrer allgemeinen Einführung ein entscheidendes Wort mitgeredet zu haben«, und wies mit Genugtuung auf die Zeiten vor seinem Amtsantritt hin, in denen zu verschwiegener, mitternächtlicher Stunde ein Tonnenwagen durch das Dorf gerumpelt sei. Pippa traute ihren Ohren kaum. Sie hatte geglaubt, derartig altertümliche Einrichtungen gehörten selbst im letzten hinterwäldlerischen Dorf endgültig der Vergangenheit an.
    Aber der Garten war eine Überraschung. Er erstreckte sich, vom Haus leicht schräg abfallend, weit nach rückwärts bis zu einer niedrigen Mauer, neben der ein Pohutukawa-Baum seine gewundenen Äste ausbreitete und sich zwei große Büsche Trompetenblumen trotz des dürren Bodens tapfer behaupteten. Trompetenblumen! Pippa stand ganz still und schaute auf die schweren weißen Blüten, die beinah bis auf die Erde herabhingen. Es waren die ersten Blumen, die sie auf ihrer Fahrt sah, und hier schienen sie auf sie gewartet zu haben. Ihr Herz schlug ihnen sofort entgegen. Vielleicht war dieses Haus wirklich für sie bestimmt? Nein, sie wollte es nicht hoffen.
    Alec kam ihr nach, während Mr. West von den Reizen der skrupellos flirtenden Kitty abgelenkt war, und benutzte die Gelegenheit, sie eilig zu fragen: »Na, was sagen Sie? Könnten Sie sich dazu entschließen? Wissen Sie, vieles könnte man ja wieder instand setzen«, er beschrieb mit dem Arm einen Bogen, der auch die dürftige Badebaracke mit einschloß. »Scheint doch die einzige Chance zu sein. Und in einem Punkt hat der alte Knacker recht, hier mitten zwischen den anderen Läden wäre es natürlich für Kunden günstiger. Zugegeben, es sieht ziemlich übel aus, aber — «
    Pippa hörte nur mit halbem Ohr zu. Sie lächelte versonnen und sagte: »Sehen Sie doch, Alec, Trompetenblumen. Ich liebe sie so. Sie erinnern mich an die Ferien, die ich mal im Norden verlebte. Glauben Sie, daß man ihren Duft bis ins Haus riechen kann?«
    »Wenn Sie vorher das andere Stinkzeug wegschaffen, vielleicht«, meinte er prosaisch und hielt sie im stillen für reizend, aber verrückt. »Könnte am Ende doch ein ganz guter Kauf sein. Immerhin eigener Grund und Boden, das ist auch was wert. Und keine schlechte Lage, vor allen Dingen.«
    »Keine schlechte Lage? Mit der Billarddiele gegenüber und dem Metzgerladen in nächster Nähe? Und wahrscheinlich ist auch noch die Dorfkneipe gleich um die Ecke.«
    »Gibt’s hier nicht. Der nächste Ausschank ist das >Wardville<. Das einzige Lokal von Rangimarie brannte schon vor ein paar Jahren ab, und seitdem haben sie die Lizenz nicht wieder bekommen.«
    »Keine Kneipe?« Pippa war einen Augenblick sprachlos vor Verblüffung. Sie hatte doch James erklärt, sie würde sich ein Dorf aussuchen, in dem es keine Kneipe gab. Jetzt sah es tatsächlich wie Vorbestimmung aus, daß sie gerade hier gelandet war.
    »Was sagte Kitty doch, was Rangimarie bedeutet?« fragte sie Alec abrupt. »Paradies, nicht wahr? O lieber Himmel, dann soll ich wohl doch hier hängenbleiben. Wie schade.«
    Zweifellos ein bißchen überkandidelt, dachte Alec. Trotzdem mochte er sie ausgesprochen gern, und bei Kitty hatte er bisher auch noch nie erlebt, daß sie sich zu einem Mädchen so stark hingezogen fühlte, denn mit den Nachbarinnen stand sie nicht auf gutem Fuß und lehnte sie als spießig ab, obwohl sie alle tüchtige, brave Landfrauen waren. Aber Pippa hatte ihr sofort gefallen. Ein Segen wäre es, wenn sie sich endlich mit jemandem anfreundete, der einen vernünftigen Einfluß auf sie ausübte. Er wollte Sam West gleich noch einmal auf den Pelz rücken, und sollte es ihnen gelingen, ihr das Haus zu verschaffen, dann würde er schon dafür sorgen, daß alle bei der Arbeit mit Hand anlegten, denn viel Geld würde sie dann wohl nicht mehr übrig haben.
    »Ich rede mit dem alten Schlawiner. Der weiß natürlich ganz genau, daß er es sonst nicht los wird. Die Feriengäste wollen nur am Strand wohnen, und als Laden würde es niemand mieten, weil schon zu viele hier auf einem

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