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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Haufen hocken, die sich im Winter mühsam durchhelfen müssen. Ich nagele ihn auf eine einigermaßen annehmbare Summe fest und... heiliger Strohsack, jetzt sehen Sie sich doch nur dieses Frauenzimmer an. Manchmal denke ich, sie würde sogar noch nach einem Rollmops die Augen schmeißen. Geschmacklos kann ich das nur nennen... wetten, daß sie sich wieder haarklein den Besuch der Königin erzählen läßt. Das wäre dann das zehnte Mal, daß ich es mir mitanhören müßte.«
    »Aber die Königin ist doch nicht bis hierher gekommen?«
    »Nein, das hat man ihr glücklicherweise erspart. Aber jeder, der was auf sich hielt, fuhr in die nächste Stadt und wurde ihr vorgestellt. Das hat Sam nun vollends den Kopf verdreht. Seitdem ist es schlimmer mit ihm als je vorher. Jetzt kommt er sich so fein vor, daß er kaum noch mit den einfachen Leuten im Dorf sprechen mag.«
    Als sie näher kamen, schloß Sam West gerade seine Geschichte mit den Worten: »Und so huldvoll war sie. Ja, ich darf wohl sagen, sie hat mir ganz besonders zugelächelt.«
    »Nicht zu fassen«, bemerkte Alec, aber Kitty lenkte schnell ein: »Oh, Mr. West, wie aufregend! Aber Sie verdienen es auch nach allem, was Sie für den Distrikt getan haben. Pippa, Mr. West ist richtig begeistert von der Idee mit der Leihbücherei und fände es großartig, wenn dies alte Haus zum Schmuckstück der ganzen Gemeinde würde. Deshalb will er auch versuchen, es so billig wie nur möglich für Sie zu bekommen. Nicht wahr, das stimmt doch, Mr. West?«
    »Aber Kitty, es ist so schauderhaft häßlich und hat überhaupt keine Aussicht. Das einzige sind die Trompetenblumen, die liebe ich ja sehr«, erwiderte Pippa, aber Alec schaltete sich eilig ein, bemüht, diese seiner Ansicht nach peinliche Dummheit zu überbrücken.
    Unterdessen schlenderte Pippa wieder zurück, um sich noch einmal alles anzusehen. Wenn wenigstens ein Ausblick auf das Meer vorhanden gewesen wäre, mit dem übrigen würde sie sich vielleicht abgefunden haben. Sie ging durch die muffig riechenden, dumpfen Räume in den Garten und weiter bis ans äußerste Ende zu der niedrigen Mauer, wo der Pohutukawa stand. Seine tief herabhängenden Zweige waren schon über und über mit kleinen, harten Knospen bedeckt, die bald in ein Meer von rosa Blüten aufspringen würden. Auf Pippa hatten Bäume von jeher große Anziehungskraft ausgeübt, und schon seit ihrer Kindheit konnte sie nie der Versuchung widerstehen, ihre Kletterkünste zu erproben. Hier war sie allein, und niemand sah sie. Flink schwang sie sich an einem der Äste hoch und blickte über die Mauer. Und da machte sie eine überwältigende Entdeckung. Die ersehnte Aussicht — da war sie!
    Der Glückszufall wollte es, daß die angrenzenden Grundstücke alle unbebaut waren und dahinter nur ein Garten lag. Kein Haus hinderte den Blick auf die Küste, und über den allmählich abfallenden Hang konnte sie geradewegs auf das glitzernde Wasser schauen. Ihre Privataussicht!
    Sie hockte in Betrachtung versunken da und träumte. Als Kind war sie mit Pam während der Pausen immer in die Eichen auf dem Schulhof geklettert, dort hatten sie in ihrem Laubversteck gesessen und das bunte Gewimmel unter sich beobachtet. Ob Pam auch hier eines Tages neben ihr sitzen würde? Sie sah sie deutlich vor sich, wie sie mit ihren hübschen Beinen baumelte, die braunen Augen aufs Meer hinaus gerichtet, wie sie sprach und lachte... Und der zarte Duft der Trompetenblumen schwebte durch ihre Zukunftsphantasien. Das gab den Ausschlag. Ja, sie würde das Haus kaufen, wenn es ging.
    In diesem Augenblick sah Pippa ihre Leihbücherei ganz klar vor sich, mit frischen, sauberen Fußböden und Tapeten, hellen Vorhängen, Reihen von interessanten, spannenden Büchern, und sich selbst in einem hübschen, leichten Sommerkleid, wie sie heiter und charmant ihren Kunden bei der Auswahl der Lektüre half, hie und da ein passendes kleines Scherzwort einflocht, überall beliebt und freudig begrüßt, so daß bald ein Badegast zum anderen sagen würde: >Kennen Sie schon die reizende Bibliothekarin? Sie hat eine erstaunlich große Anzahl erstklassiger Bücher und ist außerdem eine richtige Dame.<
    Und im Winter, wenn die stille Zeit kam, konnte sie ein lustiges Feuer im Kamin anzünden, alle würden ihre Stühle behaglich zusammenrücken und ihr von ihren Erlebnissen, ihren Problemen und Hoffnungen erzählen. Nicht die Feriengäste oder die Ausflügler, nein, die ernsten, schweigsamen Landleute mit ihren

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