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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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Arbeitszeit erschienen und hatte sich erstaunlich praktisch und einfallsreich gezeigt, trotzdem waren alle ihre Bemühungen auf kalte Abwehr gestoßen, und Pippa hörte einmal eine Frau verächtlich sagen: »Schade, daß sie diese Energie nicht auf ihren eigenen Haushalt verwendet und ihren Mann ein bißchen unterstützt, anstatt hinter jedem Hosenbein herzulaufen, das sie von weitem sieht.« Darauf hatte die andere geantwortet: »Aber Alec verwöhnt sie ja auch fürchterlich. Er hat dauernd Angst, er könnte sie verlieren, und sie hält es für unter ihrer Würde, sich die zarten Fingerchen im Kuhstall schmutzig zu machen.«
    Aber Pippa hatte ihre ersten Bekannten von Rangimarie ins Herz geschlossen und war überrascht, mit welch vernünftigen Vorschlägen Kitty ankam, wobei sie eine gewisse überlegene Miene aufsetzte und ihren Satz unweigerlich mit den Worten begann: »Ich finde immer, Pippa...«
    Auf diese Weise hatte sie für Handwerker wenig ausgegeben. Die Männer, die die schmutzige Tapete abrissen, neue anklebten, die Hausfront anstrichen und sich der vernachlässigten Installation annahmen, versicherten ihr immer wieder, daß sie gern mit Hand anlegten. Die Milchfarmer, von denen die meisten seit fünf Uhr früh auf den Beinen waren und hinterher noch in ihren Ställen zu tun hatten, erklärten, nichts sei so erholsam wie eine Abwechslung in der Arbeit, und lehnten strikt jede Bezahlung ab. Ein paar junge Burschen aus dem Dorf, die ihre Freizeit geopfert hatten, wurden von Pippa natürlich entlohnt, aber im großen und ganzen war sie erstaunt und fast beschämt, wie billig sie davongekommen war.
    Dennoch stiegen die Ausgaben bedrohlich an, und sie verbrachte einen Abend mit sorgenvollem Hin- und Herkalkulieren, wie weit sich ihr geringes Kapital noch würde hinstrecken lassen. Doch gerade in dem Moment, als sie feststellte, daß sie nun keine Farbe mehr kaufen konnte, und das Haus sich vorerst mit einem dekorativen Frontanstrich und schäbiger Kehrseite begnügen mußte, traf aus heiterem Himmel ein Brief ein. Er kam von James, enthielt einige nüchtern kühle Zeilen und einen Scheck über hundert Pfund mit der lakonischen Bemerkung, es handele sich um die Rückerstattung einer alten, längst überfälligen Schuld.
    Als er diesen Scheck ausschrieb, hatte der Rechtsanwalt, jeglicher Lüge aus tiefster Seele abhold, sein Gewissen mit der Überlegung beruhigt: >Ja, das stimmt auch. Ich schulde ihr sehr viel, obgleich es mir erst jetzt richtig zum Bewußtsein kommt.<
    Diese hundert Pfund bedeuteten für Pippa die Rettung, denn nun konnte sie an die Anschaffung von Bücherregalen denken, eine Frage, die ihr schon Kopfzerbrechen verursacht hatte. Alec riet ihr: »Wenden Sie sich damit an Freddy, der weiß mit so was Bescheid. Ich sage ihm, er soll sich bei Ihnen melden.«
    Zwei Tage später erschien Freddy, seines Zeichens Spediteur und Rollkutscher des Ortes, der dreimal in der Woche nach der entfernten Eisenbahnstation fuhr, um Frachtgüter abzuholen. An den übrigen Tagen betätigte er sich reihum als Handwerker und wurde besonders gern zu Arbeiten geholt, bei denen es auf saubere, gründliche Ausführung ankam.
    »Glauben Sie, Sie könnten mir solche Bücherregale aufstellen? Kommen Sie rein und sehen Sie sich’s mal an.«
    Sie führte immer alle Leute herein, stolz wie ein kleines Mädchen, das seine neue Puppenstube zeigt.
    »Dunnerlittchen — prima!« staunte Freddy mit weitoffenen blauen Augen und kratzte sich halb verlegen, halb begeistert am Hinterkopf. »Ganz prima, alle Achtung.«
    Pippa mochte ihn vom ersten Moment an. Er war groß und tapsig, mit treuherzigem, ehrlichem Gesicht.
    »Bücherregale, hm? Wissen Sie was, ich guck’ mich mal in der Sägemühle um, wenn ich wieder hinkomme, und suche ‘n paar gute, billige Bretter ‘raus, die man dafür nehmen kann.«
    »Das wäre großartig. Und Sie könnten sie auch zusammennageln?«
    »Warum nicht? Das baue ich Ihnen mal schnell nach Feierabend hin.«
    »Würde das sehr viel kosten?«
    »Kosten, hm? Also mit der Sägemühle, das mache ich schon, da kennen sie mich gut... Und für die Arbeit? Ja — wären Ihnen fünf Schilling die Stunde zuviel?«
    Pippa, die mit zehn gerechnet hatte, atmete auf und willigte dankbar ein. Also zimmerte ihr Freddy an mehreren Abenden in seiner Freizeit die Gestelle zusammen, aber als sie ihn am Ende bezahlen wollte, grinste er unbeholfen und sagte: »Hören Sie, wie wär’s denn mit ‘ner kleinen Gegenleistung, ich

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