Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
vermaledeiten Köter am Hosenbein.«
    »Ich gebe ihm den Befehl, Sie loszulassen, aber nehmen Sie sich in acht. Er faßt Sie, noch bevor Sie dort an der Haustür sind, also versuchen Sie am besten gar nicht erst, zu entwischen.«
    Mohr ließ seine Beute nur höchst widerwillig fahren, tief enttäuscht, daß ihm der saftige Bissen, auf den er sich schon so gefreut hatte, nun entging; von seinen scharfen Zähnen blieb ein kleiner, klaffender Riß im Stoff zurück. Pippa forderte Sam West durch einen Wink auf, ihr zu folgen und sie gingen auf Zehenspitzen zur Tür. Sie öffnete, deutete stumm ins Wohnzimmer und blieb abwartend stehen, um die Wirkung zu beobachten.
    Im matten Schein der Taschenlampe lag das schlafende Mädchen, halb zur Seite gewendet, das lange Haar über das Kopfkissen gebreitet, und ihr von glücklichen Träumen friedlich entspanntes Gesicht strahlte eine beinah kindlich unschuldige Schönheit aus. Sam West zog heftig den Atem ein, drehte sich wortlos wieder um und kehrte leise in die Bibliothek zurück.
    Hinter der sorgsam verschlossenen Tür standen sie sich aufs neue gegenüber, Mohr, wie immer, wachsam lauernd zwischen ihnen. Zu ihrer Überraschung sah Pippa in den verschlagenen Fuchsaugen etwas Feuchtes schimmern. Sie sagte geschwind: »Nanu, Sie haben sie also doch ein bißchen lieb?«
    Aber er hörte nur halb zu. Seine Gedanken waren um Jahre zurückgewandert.
    »So hat sie immer geschlafen — mit dem offenen Haar. Ihre Mutter wollte, daß sie es lang behielt. Sie sieht nicht viel älter aus.«
    »Und bestimmt nicht wie ein schlechter Mensch, nicht wahr? Nur wie ein harmloses, junges Ding, das mal einen Fehler gemacht und dafür bezahlt hat. Also hören wir mit der Streiterei auf und kommen wir zur Sache.«
    Diese Worte brachten ihn schlagartig in die Gegenwart zurück und riefen zugleich die rechnerischen Instinkte eines der gerissensten Händler von Rangimarie auf den Plan.
    »Und welches sind Ihre Bedingungen?« fragte er.
    »Lassen Sie Doris nach Hause kommen und vergessen Sie alles Gewesene. Dann gebe ich Ihnen Puppchens Brief und erzähle keiner Menschenseele davon.«
    Er zog eine verächtliche Grimasse.
    »Einer Erpresserin vertrauen? Wahrscheinlich haben Sie schon genügend für Verbreitung gesorgt.«
    »Bis jetzt nicht, und die Mühe brauche ich mir auch gar nicht zu machen. Ich werde den Brief einfach in der Bibliothek an die Wand hängen. Das ist doch eine gesetzlich zugelassene Art und Weise, mit Fundgegenständen zu verfahren.«
    Sie war froh, daß sie Mohr bei sich hatte, denn seine Augen sahen nach nacktem Mord aus. Aber sie fuhr unerschrocken fort: »Sie ziehen auf jeden Fall den kürzeren, Mr. West. Nachts in das Haus eines alleinstehenden Mädchens einbrechen, Dokumente zu stehlen versuchen, ein ehebrecherisches Verhältnis unterhalten — du lieber Himmel, ich fürchte, mit der Liste werden Sie der Königin das nächste Mal nicht wieder vorgestellt werden.«
    Er zuckte unter diesem grausamen Schlag förmlich zusammen, und sie nutzte rasch ihren Vorteil aus: »Aber das alles geht in Ordnung, wenn Sie Doris wieder aufnehmen. Mit ihr haben Sie auch gleich ein nettes junges Mädchen im Haus, das sich jetzt, wo Mrs. West kränklich ist, um Sie kümmert, und jeder im Dorf wird sagen, daß Sie doch im Grunde gar kein so schlechter Kerl sind. Alle werden denken, Sie tun es Ihrer Frau zuliebe, weil Sie sie so überaus schätzen — was natürlich in Wirklichkeit auch nicht stimmt.«
    Er fuhr hoch, noch wütender als bisher: »Wer will behaupten, daß ich sie nicht schätze? Sind wir nicht seit fünfundzwanzig Jahren verheiratet, und habe ich ihr nicht ein schweres, silbernes Teeservice zum Hochzeitstag geschenkt? Habe ich ihr jemals einen Wunsch abgeschlagen? Teppiche noch und noch und das Feinste an Möbeln, was zu haben ist... Ich bin immer ein vorbildlicher Ehemann gewesen.«
    »Und Puppchen?«
    Er machte eine so heftige Bewegung, daß Mohr ein drohendes Knurren ausstieß.
    »Bringen Sie das verdammte Hundevieh zum Schweigen, ja? Und reden Sie nicht über Sachen, die Sie nicht verstehen. Man kann doch einem Mann mal ein kleines Vergnügen gönnen, wie? Das tut keinem weh, bis so ein dummes Frauenzimmer daherkommt und ihre neugierige Nase reinsteckt.«
    »Also Schluß damit. Wozu haben Sie sich entschieden?«
    »Geben Sie mir den Brief, und ich hole Doris morgen.«
    »Das genügt mir nicht. Ich traue Ihnen nicht über den Weg. Nehmen Sie Doris bei sich auf, versprechen Sie Ihrer

Weitere Kostenlose Bücher