Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
Vom Netzwerk:
Licht an.
    Strahlende Helle ergoß sich über Sam West, der mit verzweifelter Hast in ihrem Schreibtisch wühlte. Er fuhr herum, erschrocken und wütend, und im selben Moment vergaß Mohr, daß ein guterzogener Hund Befehle stets abzuwarten hat, und sprang zu. Er packte den Vorsitzenden des Gemeinderates beim Hosenbein und hängte sich mit aller Kraft seiner starken Muskeln und der starrsinnigen Entschlossenheit seines beschränkten Hundeverstandes an ihm fest.
    »Rufen Sie ihn zurück! Rufen Sie ihn zurück, sage ich. Den werde ich melden. Ich lasse ihn als gemeingefährlich umbringen!«
    Pippa schloß sorgfältig die Tür. Es war nicht notwendig, Doris zu wecken, mit diesem Einbrecher wurde sie allein fertig. Sie zitterte, aber vor Wut. Hätte er irgend etwas anderes gesagt, ihr gedroht vielleicht, wäre sie nicht so in Weißglut geraten. Aber er hatte die Absicht geäußert, ihren Hund umbringen zu lassen. Sie funkelte ihn mit ihren blauen Augen an.
    »Was, Sie wagen es noch, davon zu reden, daß Sie meinen Hund töten lassen wollen? Wenn Mohr auch nur ein Haar gekrümmt wird, erzähle ich in ganz Rangimarie von Ihrem Puppchen und zeige allen Leuten den Brief.«
    Sie starrten sich beinah eine Minute lang schweigend an, während Mohr verbissen und triumphierend das Hosenbein festhielt. Dann sagte West grollend: »Er hat mich angegriffen. Das beweist, daß er gefährlich ist.«
    Pippas Wut hatte sich ebenso schnell wieder abgekühlt, wie sie aufgeflammt war, und sie erwiderte prompt: »Er ist nur gefährlich für Diebe und Verbrecher. In diesem Augenblick, mitten in der Nacht, verteidigt er mein Haus und meine Ehre!« Nur mit allergrößter Mühe unterdrückte sie ein peinliches Kichern. Der Satz war reinstes Schauerdrama gewesen, und schon hatte sie ihn in einer Schublade ihres Gedächtnisses aufbewahrt, um ihn Pam zu zitieren.
    West dagegen nahm ihn schweigend auf. Er mußte zugeben, daß das fürchterliche Vieh ihn bis jetzt nicht gebissen hatte. Seine Zähne hielten zwar wie mit Eisenklammern den Stoff gepackt, drangen aber nicht bis auf die Haut durch. Natürlich dachte das Mädchen gar nicht daran, ihren Köter zurückzurufen, folglich blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit dem unbequemen Anhängsel an seinem Bein abzufinden, aber vor allen Dingen durfte er beileibe nichts tun, was die Mordlust der Bestie noch mehr anstacheln könnte. Daher sagte er möglichst ruhig: »Ich bin wegen des Briefes gekommen. Geben Sie ihn heraus und machen Sie keine Scherereien.«
    »Scherereien, wem?«
    »Sich selbst, weil Sie etwas unterschlagen, was Ihnen nicht gehört, und mich zu erpressen versuchen. Sieben Jahre stehen auf Erpressung.«
    »Und wieviel auf Einbruch?«
    »Ich bin nicht eingebrochen. Ich hatte immer zwei Schlüssel und vergaß nur, Ihnen den anderen auszuhändigen.«
    »Jedenfalls haben Sie sich hier Zutritt verschafft mit der Absicht, ein Verbrechen oder so was Ähnliches zu begehen. Und was die Erpressung anbelangt, bitte, tun Sie sich nur keinen Zwang an. Ich bringe den Brief dann mit vor Gericht, und ich verspreche Ihnen, man wird sich amüsieren wie noch nie.«
    Wieder Schweigen, nur von keuchenden Atemzügen und einem Gurgeln aus Mohrs Kehle unterbrochen, und dann die tastende Frage: »Was verlangen Sie für den Brief?«
    »Daß Doris mit ihrem Kind nach Hause zurückkommen und bei ihrer Mutter bleiben kann und alles Vergangene vergessen ist.«
    »Zum Teufel, ich denke nicht daran. Und was geht Sie das überhaupt an? Sie tauchen hier auf, mischen sich überall ein und machen sich wichtig. Bibliothekarin sind Sie doch wohl, oder? Keine verdammte Missionarin.«
    Das traf sie an ihrer empfindlichsten Stelle, aber sie fuhr beharrlich fort: »Sie müssen sie wieder aufnehmen. Ihre Frau grämt sich zu Tode.«
    »Müssen? Wer sagt, ich muß?«
    »Vorläufig sind Sie zwar noch freier Häusermakler, aber das Blättchen wird sich wenden, wenn das Gericht erst mit Ihnen abgerechnet hat, weil Sie in meine Wohnung eingebrochen sind.«
    »Wer behauptet, ich sei in Ihre Wohnung eingebrochen? Ihr Wort steht gegen meins, Sie haben keinen Zeugen.«
    Jetzt spielte Pippa ihren Trumpf aus.
    »Sie werden lachen, ich habe einen Zeugen. Dort in meinem Zimmer schläft eine Bekannte von mir. Ich rufe sie, wenn Sie wollen.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Heute nachmittag war noch niemand da.«
    »Aber jetzt. Kommen Sie lieber und überzeugen Sie sich selbst.«
    »Sie sehen doch, daß ich mich nicht rühren kann mit diesem

Weitere Kostenlose Bücher