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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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aber ohne das tue ich es nicht.«
    Sam West grunzte ärgerlich. Er hatte damit gerechnet, eine reuige Sünderin vorzufinden, die sich ihm völlig unterwerfen würde, keine selbständige, junge Frau, die sich ihres Wertes bewußt geworden war.
    »Du bist aber anmaßend«, sagte er vorwurfsvoll. »Eine feine Art, mit seinem Vater zu reden.«
    »Mein Vater hat nicht großzügig an mir gehandelt, und von ihm habe ich gelernt, hart zu sein.«
    Das war ein Brocken, der erst geschluckt werden mußte, aber schließlich erwiderte er: »Schön, ich biete dir ein ordentliches, regelmäßiges Taschengeld und ein Heim für dich und den Jungen. Wir wollen ganz von vorn anfangen, ohne auf den alten Geschichten herumzureiten, das gilt für beide Teile. Einverstanden?«
    Sie ging nicht sofort auf seinen Vorschlag ein, nicht einmal ein Lächeln hatte sie für ihn. Sie antwortete nur: »Ja, und Miss Knox ist Zeuge. Du hast ganz recht, ich bin hart geworden, und ich weiß meine Interessen zu wahren, meine und auch die von Mama. Damit wir uns gleich richtig verstehen.«
    Das ging nun Sam West doch beinah über die Hutschnur, und am meisten reizte ihn dabei vielleicht der Ausdruck in Pippas Gesicht, weshalb ihm verziehen werden mag, daß er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervorknirschte: »Hat man schon jemals ein so gerissenes kleines Luder gesehen...«
    Und nun versuchte er es auf die draufgängerische Art.
    »Also, dann bleibst du gleich hier und läßt das Kind holen.«
    »O nein. Ich kann nicht einfach aus meiner Stellung weglaufen, ohne vorher ordnungsgemäß zu kündigen. Das würde ich nie tun.«
    »Und dein Vater? Ich brauche jetzt jemanden.«
    »Tut mir leid, aber diese Menschen sind gut zu mir gewesen.« Pippa jauchzte beinah vor Wonne über die leise Ironie in ihrem Ton.
    »Schwester Price wird Mama noch vierzehn Tage behalten, und bis dahin bleibe ich lieber in der Stadt. Es hat keinen Zweck, daß wir beide miteinander allein sind.«
    Nachdem er endlich gegangen war, zog sich Doris eilig an, denn der Bus fuhr in einer Stunde, und sie mußte vorher noch ihre Mutter besuchen, um ihr die Neuigkeit ihrer Rückkehr mitzuteilen. Sie dankte Pippa herzlich für die Hilfsbereitschaft, die sie sowohl ihr als auch ihrer Mutter erwiesen hatte, und meinte zum Schluß bewundernd: »Wissen Sie, ich finde Sie mutig, daß Sie hier so allein wohnen. Die meisten Mädchen würden sich fürchten.«
    »Ach, ich habe doch Mohr. Der ist mehr wert als ein ganzes Regiment.«
    »Ja, das glaube ich, aber es ist ein unheimliches, altes Haus. Heute nacht zum Beispiel dachte ich ein- oder zweimal, ich hätte Stimmen gehört. Wie Leute, die leise miteinander redeten. Ich habe ja einen ziemlich festen Schlaf, und ich wurde nicht völlig wach; vielleicht war es nur ein Traum. Hier spuken doch keine Geister, wie?«
    »Denen würde Mohr schon heimleuchten.«
    »Na, Sie sind jedenfalls sehr tapfer. Ich wollte schon aufstehen und nachsehen kommen, aber dann duselte ich doch wieder ein.«
    »Da bin ich aber froh«, antwortete Pippa voller Inbrunst. »Es wäre mir mächtig unangenehm gewesen, Sie schlafwandeln zu sehen«, und Mohr stimmte dieser Ansicht mit gemessenem Schwanzwedeln zu.
     
     

13
     
    Als Doris fort war, gähnte Pippa herzhaft, rief Mohr und Amanda und lief, wie jeden Morgen, durch die hintere Gartenpforte zur Küste hinunter zum Schwimmen. Fast alle Bungalows waren jetzt leer, nur noch einige Gäste mieteten für ein paar Tage eine Sommerwohnung, und die Fremdenpensionen schrieben wieder freie Zimmer aus. Die Saison war vorbei. Zu Ostern gab es freilich noch einmal einen kurzen Ansturm, aber danach kehrten die Leute zu ihrem gemächlichen Leben zurück, Pat O’Brien und Genossen zogen ihre alten Strandpantinen wieder an, die Küste erstreckte sich wie vordem, menschenleer und in goldener Schönheit, so weit man sehen konnte, und Rangimarie bereitete sich auf einen langen, geruhsamen Schlaf vor.
    Und die Leihbibliothek? Bei der Durchsicht ihrer Kartei zählte Pippa genügend Abonnenten, um unbesorgt weiterarbeiten zu können. In letzter Zeit war sie mit Nachbestellungen neuer Bücher ein wenig leichtsinnig gewesen, aber das konnte sie leicht durch radikale Einsparungen an ihrem Küchenzettel wieder wettmachen. Zwar bewirtete sie ihre Freunde immer noch, aber diese achteten schon darauf, daß sie deshalb nicht zu kurz kam, und was ihre eigenen Mahlzeiten betraf, so pflegte sie sich vor Augen zu halten, daß die Leute im allgemeinen sowieso

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