Es tut sich was im Paradies
geht’s immer so.«
»Widerliches Scheusal! Ich hab’ mir die Beine ausgerissen, aber er guckte bloß an mir vorbei seinen Bruder an und sagte, es sei doch unverantwortlich, die Bücherei der Aufsicht einer unfähigen Assistentin zu überlassen. Und der arme Bruder wäre am liebsten in den Erdboden versunken. Das ist auch ein bemitleidenswerter Mann, was?«
»Und ob! Aber entspricht Nelson nicht den schlimmsten Vorstellungen? Die meisten Menschen haben doch mal einen Ausnahmetag, an dem sie einigermaßen umgänglich sind, aber er... Ach, wenn ihn nur jemand abmurksen würde, damit sich Jane und Philip kriegen und glücklich werden könnten.«
Diese Aussicht schien jedoch in weiter Ferne zu liegen. Eines Abends, als Pam mit Mohr fortgegangen war, kam Jane und besuchte Pippa. Im Lauf des Gespräches sagte sie plötzlich: »Sicherlich wissen Sie es auch längst, Pippa, daß ich Pech in der Liebe hatte... Das ganze Dorf tratscht ja darüber.«
Sie versuchte dabei zu lachen und fuhr dann sehr rasch fort: »Mr. Warren ist anscheinend fest davon überzeugt, daß mein Großvater die Bombe persönlich auf ihn abgeworfen hat. Selbstverständlich schäme ich mich nicht im geringsten, daß er bei der deutschen Luftwaffe war. Er soll sehr tapfer gewesen sein, und es ist doch ganz klar, daß man seinem Land hilft, durch dick und dünn. Aber Nelson Warren sieht das nicht ein. Alles vergeblich. Was ich Ihnen erzählen wollte: Philip kommt nach Hause. Ich habe ihn endlich dazu überredet.«
»Oh, wie herrlich, Jane. Dann wird alles gut werden.«
»Nein, ich gehe nämlich fort. Philip und ich könnten nicht am selben Ort wohnen, das wäre für uns beide zu schwer. Aber Philip wird in Warrenmede gebraucht, auf der Farm klappt es nicht recht. Nelson mischt sich in alles ein, verkracht sich mit jedem Verwalter, und Douglas hat die ganzen Jahre hindurch schon zuviel erduldet, er kann nicht mehr. Und Philips Platz ist doch schließlich daheim.«
»Aber Jane, Sie dürfen nicht weggehen! Wir alle würden Sie hier schrecklich vermissen. Nein, es wäre nicht mehr Rangimarie ohne Sie, und denken Sie doch an die arme Schwester Price.«
»Sie sind ein liebes Menschenkind, Pippa«, antwortete Jane, »und ich bin froh, daß wir uns kennengelernt haben — aber ich muß fort. Bei der Oberschwester habe ich heute für nächsten Monat gekündigt; ich wollte, daß Sie es gleich erfahren. Besuchen Sie sie öfters, wenn ich nicht mehr da bin, sie mag Sie so gern. Und versprechen Sie mir, ihr immer recht gefühlvolle hübsche Liebesgeschichten auszusuchen.«
Ihre Worte klangen so endgültig und entschlossen, daß Pippa nichts mehr darauf erwidern konnte, aber später, im Bett, beriet sie alles mit Pam, und sie beide entwarfen sofort die wildesten Pläne, wie man diese Katastrophe verhindern könnte. Doch am Ende meinte Pippa: »Es läßt sich nichts dran ändern, Pam. Bestimmt ist Mr. Warren verrückt, das sieht man ihm ja an den Augen an, aber man kann ihn nicht ins Irrenhaus sperren, und somit ist nichts zu machen. Es sei denn, wir fänden jemanden, der ihn um die Ecke bringt.«
Kein Zweifel, Mark hatte sich in den letzten Tagen erstaunlich verändert und dabei offenbar viel von seinem schlagfertigen Witz eingebüßt. Er verbrachte auffallend viel Zeit bei den beiden Mädchen, so daß Pippa einmal in leicht gereiztem Ton bemerkte, er scheine wohl überhaupt nicht mehr zu arbeiten.
»Sie leben wie die Lilien auf dem Felde«, stichelte sie, geplagt von Eifersucht, weil sich Pams Interesse jetzt nicht mehr uneingeschränkt auf sie konzentrierte.
»Weit gefehlt. Ich schufte wie verrückt. Ärgerlich ist nur, daß ich so selten Zeit für mich habe«, versetzte er.
Immer öfter erfand Pippa Ausreden, um daheim bleiben zu können, wenn er Pam an schönen, warmen Abenden, an denen die Luft schwer war von süßen, tropischen Düften und die See still und glatt dalag, zu langen Ausfahrten oder Spaziergängen abholte. Sie wolle lieber am Strand sitzen, erklärte sie meistens, dem schläfrigen Gezwitscher der Vögel in den Pohutukawa-Bäumen lauschen und den Mondschein auf dem Wasser betrachten.
Zum Doktor meinte sie eines Tages, sie geriete langsam in eine Stimmung entsagender Beschaulichkeit, zufrieden, andere glücklich zu sehen und selbst im Hintergrund zu bleiben.
Er lächelte über dieses wunderliche Geständnis, ganz im Gegensatz zu James, der auf das Schlimmste gefaßt gewesen wäre, hätte er es gehört.
Margaret besuchte Pippa in diesen
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