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Es tut sich was im Paradies

Es tut sich was im Paradies

Titel: Es tut sich was im Paradies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott
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andere darüber vergißt.«
    Sie brach mit der unvermittelten Plötzlichkeit, die James stets irritierte, die dieser Mann dagegen bezaubernd fand, in helles Lachen aus.
    »Wie alt und weise wir uns unterhalten, wie zwei Mummelgreise, die Lebensregeln aufstellen.«
    »Na, ich nähere mich wohl auch mit Riesenschritten diesem wenig verlockenden Alter«, meinte er etwas resigniert. »Sie haben immerhin noch einen weiten Weg bis dahin.«
    »Oh, ich weiß nicht recht. Ich entwickle bereits eine matronenhafte Lethargie. Bald werde ich fett und behäbig sein, mit mir und der Welt zufrieden, meine Abonnenten mit >liebe Kinder< anreden und nicht mehr hinter meinen Schreibtisch passen.«
    Er musterte ihre schlanke Figur und sagte: »Dazu scheint mir wenig Aussicht zu bestehen. Wie ist das, kochen Sie sich eigentlich vernünftig? Leute, die allein leben, pflegen diesen Punkt ja meistens sehr stark zu vernachlässigen, besonders Frauen.«
    »Jetzt sprechen Sie so streng wie James. Mir geht wirklich nichts ab. Diesen Monat halte ich nur ein bißchen Diät.«
    »Aber nicht wegen Übergewicht, vermutlich.«
    »Nein, wegen Überbeanspruchung der Kasse. Ich konnte dem Werbekatalog eines gewissenlosen Buchhändlers nicht widerstehen, und nun stottere ich die Bücher ab, deshalb heißt die Parole: >Gürtel enger schnallen.< «
    Zum Kuckuck, warum hatte sie ihm das jetzt wieder erzählen müssen? Weshalb weihte sie diesen Mann immer in ihre persönlichen Angelegenheiten ein? Wahrscheinlich lag es an dem sachlich neutralen Fluidum, das einen Arzt umgab. Es entstand eine lange Pause, und sie machte sich bereits auf einen Vortrag über den Unfug ungenügender Nahrung, die Wichtigkeit von Vitaminen und die Rücksicht, die sie ihrer Gesundheit schuldig sei, gefaßt, aber er bemerkte in leichtem Ton: »Nun, inzwischen müssen Sie doch einen ganz hübschen Vorrat an Büchern beisammen haben, und jetzt, in der toten Saison, hat es nicht viel Sinn, Geld in Neuanschaffungen zu stecken. Denken Sie zur Abwechslung mal an sich selbst. Es steht Ihnen nicht, wenn Sie zu dünn sind.«
    Damit verabschiedete er sich freundlich von ihr und ließ sie etwas betroffen über den geringen Eindruck, den ihr heroisches Opfer für die Kultur auf ihn machte, zurück. Auf Alecs dringende Einladung fuhr sie in der gleichen Woche hinaus auf die Mooresche Farm.
    »Vielleicht sind Sie imstande, Kitty ein bißchen aufzumöbeln. Sie schleicht herum wie ihr eigener Schatten.«
    »Arbeitet sie denn, oder bleibt sie einfach im Bett und denkt über ihre Symptome nach?«
    »Sie hat den Haushalt besser in Schuß als früher, aber essen tut sie wie ein Piepmatz, und sonst heult sie die meiste Zeit. Nicht vor mir, aber ihre Augen sind dauernd rot verschwollen, und ihre Nase auch.«
    Wenn Kitty sich so weit gehenließ, daß sie ihre Nase rot und glänzend zeigte, mußte es schon miserabel um sie stehen, dachte Pippa. Als sie sie dann tatsächlich vor sich sah, war sie sprachlos. Kitty schien ein völlig anderer Mensch geworden zu sein. Sie schwatzte nicht, setzte sich nicht in Pose, sie vergaß ihren unschuldsvollen Augenaufschlag, und von Lachgrübchen war überhaupt keine Spur zu merken. Pippa fragte sich erschüttert, ob ihr am Ende das Herz gebrochen sei vor Kummer über diesen elenden Mark. Aber was diesen Punkt anbelangte, so erhielt sie bald Gewißheit.
    Alec benutzte die erste Gelegenheit, sie allein zu lassen, nachdem er Pippa einen vielsagenden Blick zugeworfen hatte, der bedeuten sollte: >Sehen Sie zu, ob Sie mit ihr irgendwie zu Rande kommen können.< Und schon fing Kitty an: »Du warst großartig, Pippa. Wirklich, du bist die beste Freundin, die ich gehabt habe. Ich muß ja eine schreckliche Plage für dich gewesen sein, mich einfach bei dir einzunisten. Und so dumm obendrein. Ich weiß gar nicht mehr, was ich eigentlich alles gesagt oder getan habe und was in mich gefahren war, daß ich mir einbildete, in Mark Marvell verliebt zu sein... Wahrscheinlich war es nur — ich meine, es hätte ebensogut ein x-beliebiger sein können.«
    »Na, nun hast du es ja überwunden und vergißt es am besten möglichst schnell. Ich tue es jedenfalls. Du warst auch keine Plage, ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht. Aber nun geht’s dir wieder gut, nicht wahr, Kitty? Und ist Alec jetzt verständnisvoller? Ich weiß, er steht tausend Ängste um dich aus, aber zeigt er es dir auch?«
    »O ja, er ist nie mehr gereizt und bemüht sich, mir jeden Wunsch von den Augen abzulesen«,

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