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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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weitere Instruktionen.«
    Die Lage mochte Gretels Sinne verwirrt haben, aber sie war ziemlich überzeugt, dass der Mann ihr einen dieser ganz besonderen Blicke zugeworfen hatte, ehe er sich abwandte und Seiner tobenden Hoheit aus dem Saal folgte.

3
    G retel war noch nie in einem Kerker gewesen, und sie hoffte, nie wieder in einem solchen zu landen. Derzeit konzentrierte sie sich voll und ganz darauf, aus diesem hier herauszukommen, in den sie keine Stunde zuvor achtlos geworfen worden war. Durch das hoch angebrachte Fenster, durch das sich der Sonnenschein einen Weg bahnte, kam nur wenig natürliches Licht herein. Die Fackeln auf dem Gang außerhalb der Zelle verstärkten den trüben Schimmer um ein wenig flackernde Helligkeit, doch das meiste wurde von den kräftigen Balken ausgesperrt, aus denen die Tür gezimmert war, die Gretel und Bauer Bruder in ihrer kalten Kammer festhielt. Es gab keinerlei Möbel, soweit man den Strohhaufen in der Ecke nicht mitzählen wollte, was Gretel nicht tat. Auch war sie nicht darauf vorbereitet, die Vorstellung ins Auge zu fassen, eine längere Einkerkerung an diesem Ort durchzustehen, ob mit oder ohne den wimmernden Bauern.
    Dann aber erkannte sie mit sinkendem Mut, dass solch ein Schicksal womöglich das Beste war, was sie derzeit erhoffen durfte. Wahrscheinlich ließ sich der König anderenorts durch die Königin und   – so hoffte sie zumindest   – größeren Mengen Medizin besänftigen. Aber das würde ihr nur eine zeitweise Erleichterung verschaffen können. Buchstäblich eine Aussetzung der Exekution. Doch sobald Seine Majestät wieder bei den Sinnen war, die ihm geblieben waren, würde er zweifellos erneut Gerechtigkeit für seine Tochter verlangen, woraufhin pflichtgemäß irgendein grauenhafter Tod arrangiert werdendürfte. Gretel hatte genug Zeit gehabt, die Plus- und Minuspunkte auf der langen Liste der Todesarten, die der König anderen hatte zuteilwerden lassen, zu überdenken, und keine schien ihr sonderlich reizvoll oder auch nur im Mindesten gerecht zu sein.
    Deshalb musste sie verschwinden, und zwar schnell.
    Sie trat an die Gitterstäbe und rief in einem Ton, von dem sie hoffte, dass er gefällig und zuversichtlich klang: »Hallo? Hallo, Wache? Bist du da?«
    Aus der Ferne konnte sie Schlüssel klimpern hören, begleitet von einem wenig melodischen Summen.
    »Hallo, Wache!«, versuchte sie es noch einmal. Dann, als ihr der Lärmpegel in den Sinn kam, der in diesem Schloss normal zu sein schien, brüllte sie: » WACHEEEEE !«
    Das Summen verstummte. Ein dürrer Bursche mit einem erbärmlichen Hygieneverständnis schälte sich aus der Finsternis.
    »Was soll das Getöse, du schändliche Verbrecherin?«, fragte er und hob seine Laterne.
    Gretel winkte ihn heran.
    »Komm näher, damit uns niemand hören kann.«
    »Und worüber sollte ich mit dir reden wollen, was niemand anderes hören soll?«
    »Solltest du nahe genug kommen, dass niemand anderes uns hören kann, sage ich es dir vielleicht.«
    »Und was solltest du mir sagen, das niemand anderes hören soll, über das ich mit dir reden wollen könnte, sollte ich nahe genug kommen, dass du es mir vielleicht sagst?«
    »Solltest du nahe genug kommen, dass ich es dir vielleicht sage und vielleicht niemand anderes mithört, wäre es vielleicht möglich, dass du vielleicht hörst, was ich dir vielleichtsage, von dem du nicht wollen solltest, dass jemand anderes es hört.«
    Pause.
    »Äh   … so weit klar«, murmelte die Wache, die offensichtlich gar nichts mehr verstand. »Aber können wir noch mal zu der Stelle zurück, an der du mir vielleicht sagst, was niemand mit anhören soll?«
    Gretel fühlte, wie sich ein ausgewachsenes Gebrüll in ihrer Kehle aufbaute. Sie schluckte es hinunter und setzte stattdessen das strahlendste Lächeln auf, das sie zustande brachte.
    »Wie viel, damit du mich aus diesem Loch holst?«
    »Wie viel hast du?«
    Sie fummelte in ihrem Korsett herum, holte ihren ganzen Vorrat an Banknoten heraus und hielt sie so, dass der Wachmann sie sehen, aber nicht greifen konnte.
    Er musterte das Geldbündel aus zusammengekniffenen Augen.
    »Gold ist mir lieber. Bei Gold weiß man, woran man ist.«
    »Das ist alles, was ich bei mir habe.«
    »Wirklich? Woher soll ich wissen, dass du nicht noch mehr versteckt hast   … irgendwo.«
    »Du wirst es mir glauben müssen.«
    »Teufel auch! Ich soll einer grässlichen Entführerin glauben, einem hässlichen fetten Bauerntrampel, der sich mit der

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