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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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restliche Bier konsumiert. Ihr friedliches Wohnzimmer, ihr bequemes Sofa und ein Glas halbwegs anständigen Weinbrands waren schlicht zu verlockend, als dass sie noch länger hätte widerstehen können. Sie hatte ihren Teil Schweinshaxe für einen Tag hinter sich, und Hänsel brauchte ihre Gesellschaft nicht mehr. Als sie ihn das letzte Mal sah, den Seidel noch in der Hand und von einem Ohr zum anderen grinsend, verschwand er gerade die Überstraße hinunter, rücklings auf einer o-beinigen Ziege festgezurrt.
    *
    Gretel hatte sich noch nie für die Reise mit der Postkutsche begeistern können, und die ganztägige Fahrt nach Bad am See trug wenig dazu bei, ihre Abneigung zu lindern. Hänsel bewunderte »die edlen Rösser, die ihr Fuhrwerk antrieben«, wie er sich ausdrückte. Gretel schrieb seine Begeisterung der Tatsache zu, dass er immer noch halb betrunken war. Ihrer Meinung nach hatte das führende Zugpferd einen tückischen Ausdruck in den Augen, und der Rest des Gespanns bestand aus abgekämpften, klapprigen Gäulen.
    Obwohl der Frühling sich von seiner besten Seite zeigte, hatte der Fuhrmann sich zum Schutz vor dem Wind so dick eingemummelt, dass es schwer war, sein Alter oder seine Miene zu erkennen. Acht- und lieblos warf er die Kisten und Koffer an Bord. Die Passagiere überließ er sich selbst. Außer Hänsel hatte Gretel noch drei Reisegefährten. Einer war ein korpulenter Geschäftsmann, der darauf beharrte, sich allen anderen vorzustellen.
    »Bechstein. Bechstein, der Name. Hocherfreut. Angenehmes Reisewetter. Dürften schnell vorankommen. Habe um Punkt sechs heute Abend eine Verabredung in Bad. Kann eine Verspätung deshalb nicht dulden. Nicht dulden«, so erklärte er jedem, der bereit war, ihn anzuhören.
    Gretel war es nicht. Sie zog es vor, in Frieden zu reisen und durch das Fenster die Landschaft zu betrachten, um sich daran zu erinnern, was für ein Glück sie doch hatte, nicht dort draußen zu sein. Sie machte dann und wann einen kleinen Imbiss, um Blutzuckerspiegel und Stimmung oben zu halten, oder hielt ein Nickerchen, an das Kissen gelehnt, als das Hänsel ihr diente, wann immer die Straße eben genug war.
    Die übrigen Kutschinsassen hatten andere Vorstellungen, was die Gestaltung der Reise anging. »Wir sind die Petersons«,sagte ein Mann mittleren Alters und bot eine Hand dar, die zu schütteln Hänsel sich verpflichtet fühlte. »Inge und ich bereisen die Gegend.« Er hielt inne, um die glühende Wange seiner Gemahlin zu tätscheln und ihr zuzulächeln. »Wir genießen zweite Flitterwochen«, fügte er hinzu. »Wir sind so glücklich, diese wundervollen Erinnerungen noch einmal erleben zu dürfen, diese wundervolle Zeit an einem so wunderschönen Ort wie diesem!«
    Gretel war der Anblick dieser Turteltäubchen in mittleren Jahren einfach nur peinlich. Warum hatten die Leute bloß immer das Bedürfnis, ihre klebrige Zuneigung in aller Öffentlichkeit zu präsentieren? Das reichte beinahe, ihr den Appetit auf ihre Bratwurst zu verderben.
    Zunächst bestand die Landschaft, durch die die kleine Reisegruppe fuhr, aus einer Ansammlung von Postkartenmotiven. Eine Stunde von Gesternstadt entfernt ließen sie das Tal hinter sich und kletterten dem Gebirge entgegen. Die Almwiesen strotzten nur so vor Frühlingsblumen und saftigem Gras und waren gesprenkelt mit fetten Ziegen und vollgefressenen Kühen, die im hellen Tageslicht zu leuchten schienen. Die Berge ragten steil und majestätisch empor. Wasserfälle, die sich in glasklare Seen ergossen, funkelten wie Silberketten vor dem dunklen Felsgestein. Das Gelände erwies sich als Prüfung für die Pferde, die den gewundenen Pfad am Rande des steilen Berges hinaufkraxeln mussten und dabei lockeres Gestein lostraten, das klickernd und klackernd den Hang hinunterrollte und in die Gewässer tief unten stürzte.
    Mehr als einmal wimmerte Frau Peterson leise, was ihren liebestrunkenen Gemahl veranlasste, ihre behandschuhte Hand zu tätscheln. Sogar Herr Bechstein sah ein wenig blass aus, und seine Lippen bildeten eine grimmig entschlossene Linie.
    Hänsel lenkte sich von den Gedanken an einen möglichen Tod ab, indem er seinen Flachmann zückte. »Ein Schnaps ist immer noch das beste Katerfrühstück«, sagte er zu Gretel. Als die Postkutsche mit hoher Geschwindigkeit durch ein Schlagloch rumpelte, was dazu führte, dass die Hinterräder erst absackten und dann einen Satz in die Höhe machten, bot er seine Flasche an und fand emsige Abnehmer.
    Bemüht,

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