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Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition)

Titel: Es war einmal ein Mord: Ein Hänsel und Gretel-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. J. Brackston
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lässt mich im Stich oder verschwindest sogar, habe ich ganz umsonst das Vertrauen des Königs enttäuscht.« Er bedachte sie mit einem matten Lächeln. »Sollte das geschehen, könnte ich mich durchaus in eben der interessanten Lage wiederfinden, die du noch vor Kurzem unter der Obhut von Herrn Schmerz hast einnehmen dürfen.«
    »Ich werde alles daransetzen, dass das nicht geschieht, das verspreche ich«, beteuerte Gretel.
    »Ja.« Er nickte. »Ich glaube, das wirst du.«
    Er winkte einem Diener, der die Tür öffnete, worauf mehrere Soldaten den Raum betraten.
    »Bringt das Fräulein zurück in ihre Zelle, und wartet meine Befehle ab. Bis dahin bezieht ihr vor ihrer Tür Position.« Er erhob sich und schritt auf Gretel zu. »Geh mit ihnen und warte auf mich. Sag kein Wort. Hast du verstanden?«
    Gretel nickte energisch.
    »Ich werde Euch nicht enttäuschen, Herr General.«
    »Besser für dich, mein liebes Mädel. Besser für dich.«
    Zurück in ihrer Zelle, empfand Gretel die Anspannung während des Wartens als nahezu unerträglich. Draußen versammelte sich bereits eine erwartungsvolle Menschenmenge. Einige hatten Jausenkörbe dabei und offenbar die Absicht, das Ereignis ausgiebig und in vollen Zügen zu genießen. Innerlich schäumte Gretel. Sie verübelte es diesen Leuten, dass sie ein Familienfest veranstalteten, dessen größte Attraktion ihr Ableben sein sollte. Auf dem Schafott war ein großer Block genau in der Mitte des Podests platziert worden, was auf eine Enthauptung schließen ließ. Gretel schluckte schwer, und ihre Hand fuhr unwillkürlich an ihren Hals. Sie versuchte sich einzureden, sie hätte nichts zu befürchten und dass Ferdinand zu seinem Wort stünde und dass ein Handel ein Handel sei. Dennoch, der Anblick des vermummten Scharfrichters, der liebevoll seine Axt inspizierte, war extrem nervenaufreibend.
    Eine quälende Stunde zog zäh dahin, bis sie endlich hörte, wie der Riegel vor ihrer Zelle zurückgeschoben wurde. Zu ihrer Verwunderung trat jedoch nicht der General über die Schwelle, sondern ein bejahrter Geistlicher.
    »Was macht Ihr denn hier?«, fragte Gretel.
    »Mein Name ist Pater Wagner«, erklärte er mit sanfter, melodiöser Stimme. »Ich bin hier, um dich auf deiner letzten Reise zu begleiten.«
    »Aber   … ich warte noch auf jemanden.«
    »Halte dich tapfer, mein liebes Kind, du wirst nicht allein sein. Gott ist immer mit dir und vergibt all seinen reuigen Sündern.«
    »Ich bin keine Sünderin!« Gretel erschrak über den schrillen Ton in ihrer eigenen Stimme. »Jedenfalls«, fuhr sie ein wenig ruhiger fort, »nicht so eine. Wo ist General von Ferdinand?«
    »General Ferdinand von Ferdinand, meinst du?«
    »Wie wahrscheinlich ist es denn, dass sich in diesem Schloss zwei Generäle von Ferdinand aufhalten, um Himmels willen?«
    Pater Wagner war verwirrt. »Der General wohnt den Exekutionen nicht bei. Ich gehe nicht davon aus, dass er heute zugegen sein wird.«
    »Aber wir können nicht weitermachen, ohne dass ich zuvor mit ihm spreche.«
    »Es tut mir leid, Fräulein.« Der Geistliche schüttelte den Kopf. »Das wird nicht möglich sein. Als ich die Stufen zum Kerker hinabgestiegen bin, sind mir zwei der Männer des Generals von Ferdinand begegnet, die mir erzählten, sie würden das Schloss zusammen mit ihrem Herrn in einer dringenden Angelegenheit verlassen. Sie haben sich sogar darüber beklagt, dass ihnen nicht gestattet wurde, die Exekution zu verfolgen.«
    Gretel öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu. Tonlos. Dann schob sie den Priester zur Seite und lugte hinaus auf den Gang. Ferdinands Soldaten waren in der Tat verschwunden und einer Schar Wärter gewichen, unter denen sich auch der übelriechende Kerkermeister befand.
    »Nun komm, mein Kind«, sagte Pater Wagner milde. »Lass uns gemeinsam hinaufgehen.«
    »Was? Nein   … wartet. Ihr müsst verstehen, da ist etwas durcheinandergeraten.«
    Doch Gretels Protest blieb unbeachtet. Zwei Wachen packten sie grob an den Armen und schleiften sie hinter dem Priester her. Der intonierte seine Gebete, und seine feierlichen Worte hallten von den Kerkerwänden wider, als sie die steinerne Wendeltreppe hinaufstiegen.

7
    M it einigem Erstaunen erkannte Gretel, dass sie eher sauer war als ängstlich. Sie wusste, man führte sie zu ihrem eigenen Tod; eine furchterregende Gestalt mit Kapuze würde ihr bald vor einer gespannten Zuschauermenge mit einer überdimensionierten Axt den Kopf vom Hals trennen. Und doch war das

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